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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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unterbrach Robin die Rede Bour-chiers.
    Helen stand da und glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. Eine Probeehe war zwar auch in Adelskreisen durchaus üblich, aber für die Braut selbst alles andere als rühmlich. Und selbstverständlich hatte sie nicht den gleichen Status wie eine Ehe, die vor Gott und der Kirche geschlossen worden war. In erster Linie diente eine solche Verbindung, die zwar mit Zustimmung der Braut, ihres Vaters oder des Bischofs, jedoch ohne Verträge und kirchlichen Segen geschlossen wurde, dem Bräutigam. Er sollte sich von der sexuellen Übereinstimmung mit seiner Zukünftigen überzeugen können, bevor er ihr ein Leben lang anvermählt wurde. Es gab einige Männer in Helens Bekanntenkreis, die sich zu solch einem Schritt entschlossen hatten, mit der Begründung, die Katze nicht im Sack kaufen zu wollen. An die Demütigung der Braut, die bei Nichtgefallen unter Zahlung einer hohen Ablösesumme verstoßen werden konnte, dachte jedoch niemand. Und diese Schmach wollte ihr Robin nun antun! Helen war bis ins Innerste ihrer Seele getroffen. Der Mann, den sie mehr liebte als ihr Leben, für den sie ihre Zukunft aufs Spiel setzte, schlug eine reguläre Ehe mit ihr aus. Nein, das hatte sie nicht verdient! Doch sie liebte Robin viel zu sehr, um auf ihrem Stolz zu beharren. Die alte Kämpferin in ihr erwachte, noch bevor Niedergeschlagenheit und Verzweiflung die Herrschaft über Helens Gefühle errangen.
    »Gleichgültig, aus welchen Gründen du die Probeehe mit mir eingehen willst und sei es auch nur, um von hier frei zu kommen und deine Unschuld zu beweisen: Ich liebe dich, Robin, und ich bete zu Gott, dass du mir eines Tages glaubst«, sagte sie deshalb so würdevoll wie eine Königin und legte ihre Hand in die seine.

19. Kapitel
    Zornig überließ sich Matthew auf dem Weg nach Canterbury seinen Gedanken. Er war wild entschlossen, seine Braut zurückzuholen. Ob sie wollte oder nicht, war ihm egal. Er brauchte ihre Mitgift, um seine Ländereien erhalten zu können, nur das allein zählte. Er hatte keine Nachricht für Lord Waterhouse hinterlassen, denn er fürchtete sich vor dem, was der alte Lord bei seinem Besuch im Kloster von Pater Gregor erfahren haben könnte. Es war besser, wenn niemand erfuhr, wohin er unterwegs war. Noch immer wusste er nicht, was Margaret dem Geistlichen auf dem Totenlager anvertraut hatte, doch eine böse Ahnung beschlich ihn. Er war nun nicht mehr felsenfest davon überzeugt, dass Helen ihr Heil in der Flucht gesucht hatte, um einer Ehe mit ihm aus dem Weg zu gehen. Helen war klug und mutig, hatte einen liebenden Vater hinter sich. Ein Wort von ihr hätte genügt, um die Hochzeitspläne zunichte zu machen. Nein, es musste etwas vorgefallen sein, von dem er, Matthew, bisher noch nichts erfahren hatte. Und dass es mit den letzten Worten der Kinderfrau in Zusammenhang stand, dessen war sich Warthorpe inzwischen sicherer, als ihm lieb war.
    Er war gut zwei Tage unterwegs gewesen, ehe die Türme der Kathedrale von Canterbury am Horizont sichtbar wurden. Niemand hatte Warthorpe erzählt, wohin Helen gereist war, und doch wusste er instinktiv, dass er sie hier in der Stadt finden würde. Unterwegs hatte er in jedem Gasthaus, in jeder Herberge nach der jungen Lady gefragt, doch niemand hatte ihm Auskunft geben können. Nur von einem Töpferehepaar, das mit seinem Karren und einem zartgliedrigenLehrjungen nach Canterbury auf den Markt unterwegs war, wurde ihm berichtet.
    Sobald er das Stadttor passiert hatte, machte er in der Schankwirtschaft ›Zum heiligen Hirten‹ Rast. Das Gasthaus befand sich unweit des Klosters. Durchreisende, die bei den Augustinern um Nachtquartier baten, pflegten vorher oder nachher hier abzusteigen, denn die karge Kost und das Dünnbier der Mönche benagte nicht jedem. Sie brachten außer einem großen Appetit die neuesten Nachrichten aus dem ganzen Königreich mit. Markttreibende, die im ›Heiligen Hirten‹ nach einem erfolgreichen Verkaufstag ihre guten Geschäfte begossen, ergänzten die Neuigkeiten um den aktuellen Klatsch aus der Stadt. Wer immer erfahren wollte, was im Königreich geschah, ging auf einen Krug Ale in den ›Heiligen Hirten‹, um neben dem Durst auch seinen Wissensdurst zu stillen.
    Als Matthew die Schankwirtschaft am frühen Abend betrat, herrschte in der Gaststube bereits reger Andrang. Jeder Tisch war besetzt, und die Tochter des Wirtes hatte alle Hände voll zu tun, um schnell genug Speisen und Getränke für die

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