Herz in Gefahr (German Edition)
dass ich Robin, einen verurteilten Mörder, nicht allein ziehen lassen kann. Seid Ihr bereit, die Gefahren, die Euch im Lauf Eurer Reise bestimmt begegnen werden, gemeinsam mit Robin zu bestehen?«
»Ja, ehrwürdiger Vater«, antwortete Helen fest und entschlossen.
»Doch sagt mir, mein Kind, wie wollt Ihr Robins Unschuld beweisen?«
Helen sah ihn mit großen fragenden Augen an, und der Erzbischof bemerkte, dass seine Hilfe hier von Nöten war. Doch noch ehe er seine Gedanken erläutern konnte, klopfte es an die Tür, und Robin betrat das Gemach. Er erblickte Helen und erbleichte.
»Was machst du hier? Hast du mich noch immer nicht genug gedemütigt?«, fragte er mit eisiger Stimme,in der die grenzenlose Enttäuschung und Verärgerung über das, was er bei sich Helens Verrat nannte, deutlich mitschwangen. »Willst du mich mit deiner Anwesenheit weiter quälen?«
»Bitte, Robin«, unterbrach ihn Helen flehend. »Bitte höre auf das, was der Erzbischof dir zu sagen hat.«
Bourchier sah die Erregung deutlich aus Robins Zügen sprechen.
»Helen Waterhouse ist bereit, für Euch zu bürgen. Und gleichgültig, was zwischen euch vorgefallen ist, dies, Robin Bloomfield, ist Eure einzige Möglichkeit, den wahren Mörder zu finden. Seid nicht töricht, und tut, was ich Euch vorschlage.«
Robins Blicke irrten zwischen Helen und dem Erzbischof hin und her. Die Gedanken in seinem Kopf jagten einander. Helen hat mich erst preisgegeben und dann für mich gebürgt. Es behagt mir nicht, in ihrer Schuld zu stehen, schließlich kann ich ihrer Worte und Beteuerungen nicht sicher sein. Doch so sehr es mir auch widerstrebt, es ist der letzte Weg, meine Unschuld zu beweisen, dachte er. Dann sah er den Erzbischof aufmerksam und scheinbar ruhig an und sprach mit gefasster Stimme:
»Ehrwürdiger Vater, verzeiht mein ungestümes Auftreten.«
»Gut. Robin Bloomfield, Ihr werdet Euch gemeinsam mit Helen auf die Suche des Mörders machen. Ich gebe Euch einen Ablassbrief mit, der das Urteil des Earl of Clifford für die Dauer des Kirchenasyls aufhebt. In 35 Tagen müsst Ihr den Mörder des kleinen Waterhouse gefunden und zu mir gebracht haben, oder Euch der weltlichen Gerichtsbarkeit stellen. Ich weiß, dass Helen und Ihr einander anverlobt wart und heiraten wolltet. Damit sich die junge Lady Eures Schutzes und Ihres Rufes sicher sein kann, werde ich Euch vor Eurer Abreise trauen.«
Robin schrak bei diesen Worten zusammen, während Helens Gesicht von einem strahlenden Lächeln überzogen wurde. »Nein, ehrwürdiger Vater. Ein Eheversprechen vor Gott ist ein Bund fürs ganze Leben, der von einem tiefen gegenseitigem Vertrauen geprägt sein sollte. Doch dieses Vertrauen in Helen ist mir abhanden gekommen.«
»Robin«, unterbrach Helen bestürzt die Worte ihres Geliebten. »Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe. Doch mit meiner Bürgschaft setzte ich auch meine ganze Zukunft aufs Spiel. Reicht dir das nicht als Vertrauensbeweis? Wie sehr willst du mich noch prüfen?«
Robin stand da, sah Helen an und auf seinem Gesicht spiegelte sich tiefe Ratlosigkeit. Er war so sehr in einem Strudel der Gefühle verstrickt, dass er nicht mehr klar denken konnte. Sein Herz schrie vor Sehnsucht nach der Geliebten, doch sein Verstand erinnerte ihn ständig an den Vertrauensbruch.
Der Erzbischof beobachtete die beiden und dachte bei sich: Sie sind ein schönes Paar, jung, mutig, entschlossen und ehrlichen Herzens. Ich muss ihnen helfen, ihre Liebe zueinander wiederzuerlangen. Und laut sagte er: »Wie Ihr wollt. Doch bedenkt, dass ich Euch nicht unverehelicht gemeinsam auf die Reise schicken kann. Und in diesen Tagen, in denen alle Zeichen auf Bürgerkrieg stehen, sind alleinreisende junge Männer auch davor nicht sicher, als Söldner rekrutiert zu werden.«
Robin sah Helen an, und erblickte die namenlose Traurigkeit in ihren Augen.
»Ich bin mir der Chance, die mir Helen zuteil werden lässt, bewusst. Dennoch kann ich heute nicht mit ihr vor den Altar treten, denn die Ehe ist mir ein zu heiliges Gut, um sie jetzt nur mit halbem Herzen zu beginnen.«
»Diese Worte und Eure Aufrichtigkeit ehren Euch,Bloomfield«, warf der Erzbischof ein. »Ihr habt Recht, blosse Dankbarkeit, geboren aus einer Stunde der Not, wäre ein schlechtes Fundament für einen lebenslangen Bund ...«
»Und deshalb frage ich dich, Helen, wärst du bereit, eine Ehe auf Probe mit mir einzugehen? So läufst du auch nicht Gefahr, eines Tages die Gemahlin eines Outlaws zu werden«,
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