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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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seinen Hosenlatz und stürzte sich auf die Badergehilfin, als gelte es, einen Feind zu besiegen.
    Nach wenigen Minuten hatte er seine Lust gestillt und sank in einen todesähnlichen Schlaf der Erschöpfung. Darauf hatte das Mädchen, das die ganze Zeit nur still dagelegen und Matthews grobe Gunstbezeugungen klaglos über sich hatte ergehen lassen, nur gewartet. Mit geschickten Händen öffnete sie die Lederbörse an seinem Gürtel, fingerte die Geldstücke daraus hervor und verbarg sie geschwind in ihrem Mieder. Dann verharrte sie einige Augenblicke still und lauschte auf die regelmäßigen Atemzüge des Schlafenden. Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, bog sie die Finger seiner rechten Hand auseinander, die er im Schlaf zur Faust geballt hatte und versuchte, den Ring abzuziehen. Doch das Schmuckstück mit dem blutroten Rubin saß wie angewachsen an seinem Platz und ließ sich nicht um einen Millimeter bewegen.
    Ungeduldig zerrte das Mädchen daran herum. Sie wollte den Ring unbedingt haben, denn eine solche Kostbarkeit hatte sie noch nie besessen. Alles, was sie ihr eigen nannte – und das war, weiß Gott, nicht viel -hätte sie für diesen Ring gegeben.
    Wie eine diebische Elster fühlte sie sich von dem Schmuckstück angezogen. Immer fester zupfte undrupfte das Mädchen an dem Ring herum, bis sie ihn endlich über das Fingergelenk gezogen hatte. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie von ihrem Schatz, da erwachte Matthew plötzlich.
    Mit einem Blick erfasste er die Lage. Er holte aus und versetzte dem Mädchen eine solch gewaltige Ohrfeige, dass sie ihre bereits sicher geglaubte Beute fahren ließ und die Arme schützend um ihren Kopf legte. Matthew sprang blitzschnell auf, steckte den Ring fest zurück an seinen Finger und prügelte dann auf das arme Mädchen ein wie auf einen Hund.
    Endlich, als ihr das Blut bereits aus der Nase lief, ließ Matthew von ihr ab. Er packte sie an den Haaren und zog sie zur Tür. Dort stieß er sie über die Schwelle und versetzte ihr zum Abschied einen solch gewaltigen Stiefeltritt in den Hintern, dass sie die schmale Stiege, die nach unten zum Schankraum führte, polternd hinabfiel und wimmernd liegen blieb. Matthew kümmerte sich nicht weiter um das Schicksal des Mädchens, sondern ging zurück in seine Kammer, versperrte die Tür von innen mit einem eisernen Riegel und legte sich erneut zu Bett. Wenige Augenblicke später war er bereits eingeschlafen.
    Als er am nächsten Morgen erwachte und nach dem Frühstück seine Zeche bezahlen wollte, stellte er ernüchtert und wütend fest, dass das gesamte Geld aus seinem Lederbeutel verschwunden war. Fluchend füllte er die Börse aus seiner Notreserve, die er vorsorglich im Stiefel versteckt gehalten hatte, auf, beglich die Rechnung und machte sich auf die Suche nach dem Bader und seiner Gehilfin. Doch diese hatten die Schenke bereits vor Stunden verlassen und waren in Richtung London weitergezogen. Verärgert darüber, dass er sie nicht zur Rechenschaft ziehen konnte und seinem Geld auf Nimmerwiedersehen sagen musste,ließ er sein Pferd satteln und ritt dann eiligst weiter in Richtung Dover.
    Funbird und Robin trafen im allerletzten Moment in Dover ein. Sie waren die ganze Nacht ohne Unterbrechung geritten, um die Princess of Ocean, ein englisches Handelsschiff, das Wolle und Tuche nach Calais bringen sollte, noch rechtzeitig zu erreichen. Ihre Vermutung, dass Sir Warthorpe auf der Passagierliste stand, hatte sich durch einen Bediensteten des Schiffseigners bestätigt.
    Als sie endlich durch den Hafen zu der Stelle gelangten, an der die Princess of Ocean lag, waren die Matrosen bereits dabei, die Anker zu lichten. Die schwere Kogge wurde schon von der Meeresströmung auf das freie Wasser gezogen und entfernte sich langsam von der Hafenmauer. Alle Passagiere waren bereits an Bord. Die großen Segel blähten sich im Wind, und an Deck wimmelten die Matrosen wie Ameisen durcheinander.
    »Wir kommen zu spät!«, rief Funbird verzweifelt. »Alles ist verloren!«
    »Noch nicht!«, brüllte Robin zurück und gab seinem Pferd noch einmal kräftig die Sporen. Schnell wie der Wind fegte er über die Hafenmauer. Als ein Matrose die letzte der Strickleitern an Deck der Kogge holen wollte, hatte Robin sein Ziel erreicht.
    »Halt!«, schrie er. »Halt, so wartet doch!«
    Er sprang vom Pferd, ergriff die Leiter, erklomm hastig Sprosse um Sprosse und schwang sich über die Schiffswand an Deck. Im selben Moment stach die Kogge in See. Robin rappelte

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