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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Sprung ansetzte, wandte sich Helen an ihre Kinderfrau und herrschte sie mit gefährlich blitzenden Augen an: »Woher hast du den Handschuh?«
    »Ich fand ihn unweit der Leiche. Genau an der Stelle, an der das Pferd des Unbekannten hochstieg«, antwortete sie leise.
    »Das besagt gar nichts. Hört ihr, gar nichts!«, schrie Helen die Anwesenden an. »Ihr habt selbst gesagt, dass unsere Wälder an die Bloomfield Manors grenzen. Lord Robin hat diesen Weg genommen, als er uns einen Besuch auf Waterhouse abstattete. Vorgestern war er das letzte Mal hier auf der Burg. Und solange liegt derHandschuh sicher bereits auf der Lichtung. Er hat ihn verloren. Vor zwei Tagen, auf dem Weg hierher. So glaubt mir doch!« Sie verstummte und brach mit einem schrillen Klagelaut zusammen. Ihr Kopf schlug auf der Eichenplatte auf, ihre Schultern bebten. Sie schluchzte mehrmals herzzerreißend auf, doch ihre Kraft war erschöpft. Noch einmal flüsterte sie leise: »Nein, nein. Das ist nicht wahr.« Dann ging ihre Erschütterung in ein lautloses Weinen über. Pater Gregor schaute Helen voller Mitleid an und legte ihr besänftigend seine Hand auf die zitternde Schulter. Lord Waterhouse starrte auf den Handschuh, als hätte er noch nie zuvor ein solches Kleidungsstück gesehen. Margaret hielt die Augen geschlossen, als könne sie sich damit selbst unsichtbar machen. Niemand bewegte sich. Sie saßen da, als hätte diese ungeheuerliche Enthüllung, die den schrecklichen Verdacht an der Täterschaft von Lord Robin Bloomfield erhärtete, ihnen nicht nur die Sprache verschlagen, sondern sie auch in eine unerklärliche Erstarrung versetzt. Nur der Rittmeister schüttelte beharrlich den Kopf, als könne er nicht glauben, was hier gerade geschehen war. In der Halle herrschte eine Stille, die bedrohlich wirkte. Das Holz im Kamin knackte leise. Aus der Küche nebenan drangen die Stimmen der Mägde, die das Nachtmahl richteten, und das Klappern der gusseisernen Töpfe herüber. Doch keiner der Anwesenden achtete darauf.
    Dann räusperte sich der Rittmeister. Ohne jemanden anzublicken, sagte er: »Der Handschuh befand sich erst sehr kurze Zeit auf der Lichtung. Der Morgentau hätte ihn benässt, wenn er schon länger dort läge. Doch war er trocken und warm, gerade so, als hätte ihn jemand soeben verloren.«
    »Aber warum? Warum nur?«, stammelte Lord Waterhouse fassungslos. »Ich kann es nicht verstehen. Lord Robin ist der Verlobte meiner Tochter und wurdein unserem Haus wie ein Sohn empfangen. Warum sollte er versuchen, mich zu hintergehen? Warum sollte er in meinem Wald Wild jagen? Und warum, um Gottes willen, meinen Sohn töten? Es ergibt keinen Sinn. Nein, nein. Solange mir niemand einen Grund nennen kann, erlaube ich nicht, dass man den Namen von Lord Bloomfield mit dem Unglück in Zusammenhang bringt.«
    Niemand antwortete. Nur Helen hob langsam den Kopf von der Tischplatte und sah mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihrem Vater. In ihrem Kopf huschten die Gedanken wie Ameisen durcheinander und gleichzeitig fühlte sie eine unendliche Leere in sich. Mit aller Kraft wehrte sie jeden Zweifel an der Unschuld ihres Geliebten ab, doch in ihr Herz hatten sich die ersten Zweifel geschlichen.

7. Kapitel
    Ein Reiter passierte das Torhaus, Hufschläge erklangen auf dem Pflaster des Innenhofes. Man hörte einen Knecht herbeilaufen und eine Stimme, die befehlsgewohnt bellte: »Gib dem Gaul zu saufen und streue ihm Hafer hin.« Dann ertönten schwere Stiefelschritte, die sich der Halle näherten. Mit einem knarrenden Geräusch schwang die eisenbeschlagene Tür auf, und Sir Matthew Warthorpe betrat den Raum. Er ging bis zu dem Tisch, stellte sich vor Lord Waterhouse, der sich erhob, und sagte mit erstaunlicher Anteilnahme: »Ich habe von Eurem Unglück erfahren. Den Tod Eures Sohnes bedauere ich sehr und versichere Euch und Eurer Tochter mein aufrichtiges Beileid. Ich bin gekommen, um Euch als Verwandter und Nachbar in dieser schweren Stunde zur Seite zu stehen.«
    Lord Waterhouse nickte stumm und wies mit einer Hand auf den Platz neben sich. Matthew setzte sich auf die gepolsterte Bank und ließ sich einen Becher mit Wein füllen.
    Die Kinderfrau Margaret, die ihm gegenüber saß, sah Sir Warthorpe mit brennenden Augen an und richtete ungefragt und mit auffallender Härte das Wort an ihn: »Woher wisst Ihr, was passiert ist?«
    »Ich weiß nicht, was dich das angeht«, versetzte Sir Matthew schneidend und funkelte die Kinderfrau drohend an. Pater Gregor, der das

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