Herz in Gefahr (German Edition)
Pferd war von einigen Büschen verdeckt und Robin betete, dass es sich nicht von der Stelle bewegte, bis die beiden Reiter außer Sichtweite waren. Bange Minuten verstrichen, bis die beiden Männer das Tal verlassen hatten und hinter der nächsten Hügelkuppe verschwunden waren. Robin atmete auf. Dann kroch er aus seinem Versteck und sah zum Himmel. Es musste tatsächlich schon bald Mittag sein. Leise fluchte Bloomfield vor sich hin. Er hatte mehrere Stunden geschlafen und den Vorsprung vor seinen Verfolgern eingebüßt. Nun musste er hier warten, bis die Dämmerung heraufgezogen war, und im Schutze der Dunkelheit versuchen, ein Gasthaus zu erreichen, um Quartier für die Nacht zu finden.
Die langen Stunden des Wartens zerrten schwer an seinen angespannten Nerven. Er hasste es, untätig herumzusitzen und zu hoffen, dass die Dinge ihren Lauf zu seinen Gunsten nahmen. Wenn er wenigstens einen Gegner gewusst hätte, gegen den er kämpfen konnte! Wie gern würde er mit dem Schwert in der Hand den schrecklichen Verdacht, der auf ihm lastete, zerschlagen! Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Helen zurück. Und noch während er sich an ihre letzte zärtliche Begegnung erinnerte und sich noch einmal ihre süßen Worte ins Gedächtnis rief, spürte er Bitternis in sich hochsteigen.
»Helen hasst Euch genauso leidenschaftlich, wie sie Euch einst geliebt hat!«, hörte er Margaret sagen.
»Helen hasst mich also. Na gut!«, sprach er vor sich hin. »Doch meine Liebe zu ihr ist größer als ihr Hass. Mag sie noch so unbarmherzig und grausam sein, ichwerde sie immer Heben. Ich werde um sie kämpfen, so lange ich noch mein Schwert halten kann. Und eines Tages wird sie einsehen müssen, dass sie mir unrecht getan hat. Mein Gott, jedes Gericht der Welt ist gnädiger als die Frau, die mir anverlobt ist und die vorgab, mich von ganzem Herzen und für immer und ewig zu lieben! Wie lange dauert die Ewigkeit für Helen Waterhouse? Zwei Tage? Oder gar drei? Hoffentlich ist ihr Hass nicht beständiger als ihre Liebe. Dann siehtes wirklich schlecht für mich aus.« Der letzte Satz war von einem Anflug von Spott begleitet. Galgenhumor, nichts als Galgenhumor ist das, dachte Robin Bloomfield und konnte nicht verhindern, dass sich die Wehmut in sein Herz schlich. Endlich war die Dämmerung heraufgezogen und hatte die Landschaft mit grauen Nebeltüchern verhangen. Ein leichter Nieselregen ging über das Land und sorgte dafür, dass die Sicht eingeschränkt war. Robin begab sich hinunter zu seinem Pferd. Er befestigte die beiden Satteltaschen, die ihm als Kopfkissen gedient hatten, und ritt los, dabei aufmerksam die Gegend beobachtend. Nach einige Meilen bog er in ein kleines Waldstück ab und näherte sich einem Dorf. Schon von weitem sah er durch die pergamentbespannten Fenster trauten Kerzenschein hinaus auf die Straße dringen. Aus den Kaminabzügen stieg Rauch, und der Geruch nach gebratenem Fleisch, Hirsebrei und frisch gebrautem Ale lag in der Luft. Robin lief das Wasser im Mund zusammen. Er hatte seit dem gestrigen Nachtmahl nichts mehr gegessen, und sein Magen rebellierte vor Hunger. Er zügelte sein Pferd und spähte aus sicherer Entfernung zu dem Holzhaus, dessen Schild über dem Eingang verkündete, dass es sich um eine Schankwirtschaft handelte. Langsam ritt er näher. Erst als er ganz sicher war, dass keine Fremden ihre Pferde an dem Gasthaus untergestellt hatten und er also keine Verfolger fürchten musste, band er seinen Hengst an einemUnterstand fest. Dann zog er sich die Kapuze seines Umhanges tief in die Stirn und betrat die Wirtschaft. Die dicke Wirtin schlief mit aufgestütztem Kopf auf einem schmutzig verklebten Tisch. Ein Hund schnüffelte in den Binsen herum, in der Hoffnung dort etwas zu fressen zu finden. Ansonsten war der Gastraum leer. Die Töpfe, die über dem Kamin hingen, brodelten leise vor sich hin, und die Würste und Schinken, die im Rauchabzug aufgehängt waren, verströmten einen so würzigen Duft, dass Robin am liebsten sofort hineingebissen hätte. Er setzte sich auf eine harte Holzbank und veranstaltete dabei ein solches Getöse, dass die Wirtin aufwachte und herbeigewatschelt kam.
»Gott zum Gruße, Fremder«, sagte sie und betrachtete Robin aufmerksam. »Was habt Ihr für Wünsche?«
»Bringt einen Krug Ale und eine Schüssel von der Suppe, die dort über dem Feuer kocht. Auch Brot und Fleisch schafft her, wenn Ihr habt.«
»Oh, Ihr scheint sehr hungrig zu sein, Master. Habt wohl einen langen Ritt
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