Herz in Gefahr (German Edition)
respektlos von ihm zu reden«, antwortete Margaret und reckte das Kinn trotzig nach vorn. Sir Matthew durfte auf gar keinen Fall den Eindruck gewinnen, dass sie sich von ihm einschüchtern ließ. Ihr fiel ein Mühlstein vom Herzen, als ihr klar wurde, dass Warthorpe vollkommen ahnungslos war. Dieser brach jetzt in brüllendes Gelächter aus. Dann hob er Margarets Kinn, sodass sie ihm direkt in die Augen blicken musste, die vor Boshaftigkeit dunkler als die Hölle waren, und sagte: »Nicht vom alten Lord sprach ich, sondern von der schwarzen Messe, die du gewiss heute Nacht mit Luzifer, deinem Bräutigam, gefeiert hast. Hüte dich, du alte Hexe, denn eines Tages werde ich dir auf die Schliche kommen.« Dann stieß er sie fort und verließ, erneut in hämisches Gelächter ausbrechend, die Halle. Margaret stand noch immer am gleichen Platz, und ein eiskalter Schauer Hef ihr den Rücken herunter. Sie hielt eine Hand auf die Brust gepresst und spürte darunter ihren klopfenden Herzschlag. Ich muss vorsichtig sein, dachte sie. Matthew will nicht nur Bloomfield aus der Welt schaffen, auch auf mich hat er es abgesehen.
Doch Margaret blieb keine Zeit, sich zu sorgen. Die Halle erwachte endgültig zum Leben, als der alte Lord nun die Treppe herunterkam und im selben Moment der Rittmeister erschien.
»Ihr reitet nun also nach Clifford, Rittmeister«, sagte Lord Waterhouse. »Und überbringt diesen Brief dem Earl. Wartet auf seine Antwort, denn ich habe ihn darin gebeten, so schnell wie möglich auf meine Burg zu kommen, um über Bloomfield Gericht zu halten. Außerdem wird er wohl bei Andrews Beerdigung zugegen sein wollen. Also eilt Euch, die Zeit drängt.«
Nun kam auch Helen die Treppe herunter. Ihr Gesicht war wächsern und zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt. Sie sprach kein Wort. Wie ein Geistdurchschritt sie die Halle und begab sich in die kleine Kapelle, um für ihren kleinen Bruder die Totenwache zu halten.
Der Lord und der Rittmeister sahen ihr voller Mitleid nach.
»Wenn ich ihr nur helfen könnte!«, seufzte der Lord.
»Die Zeit heilt alle Wunden, Herr. Ihr müsst Geduld und Liebe für sie aufbringen«, antwortete der Rittmeister, und Waterhouse nickte traurig.
Einige Stunden später, am frühen Nachmittag, war Sir Warthorpe von seinem Ritt nach Bloomfield unverrichteter Dinge und vor Wut schäumend nach Waterhouse zurückgekehrt.
»Der feige Schurke hat sich aus dem Staub gemacht. Niemand weiß, wo er sich befindet. Selbst sein Verwalter ist ahnungslos. Ich habe den Mann auspeitschen lassen, um ihn zum Reden zu bringen, doch erfolglos. Bloomfield ist bei Nacht und Nebel geflohen«, berichtete er dem alten Lord. Der Zorn hatte sein Gesicht gerötet und eine blaue Ader auf seiner Stirn fingerdick anschwellen lassen. Die Hände hielt er zu Fäusten geballt und hieb damit auf den Tisch.
»Doch er wird nicht ungeschoren davonkommen, das schwöre ich. Spätestens jetzt dürftet auch Ihr keinerlei Zweifel mehr an Bloomfields Schuld haben, Onkel.«
Der alte Lord seufzte müde und hoffnungslos. »Wahrlich. Wer ein reines Gewissen hat, braucht nicht zu fliehen. Es scheint, als hättest du Recht gehabt, Matthew. Es schmerzt mich sehr, mich in ihm so getäuscht zu haben. Warum, warum nur? Er war mir lieb wie ein eigener Sohn. Ich kann es noch immer nicht verstehen. Hat der Schmerz mir so den Schädel vernebelt? So alt und verbraucht wie heute habe ich mich noch niemals im Leben gefühlt. Ich frage mich, woher ich die Kraft nehmen soll, all dies durchzustehen.«
»Ich werde ihn kriegen und ihn zwischen meinen Fingern zerquetschen wie eine Laus im Pelz«, versprach Warthorpe drohend.
»Was hast du vor, Großneffe?«, wollte der alte Lord wissen und sein Gesicht sah eingefallen und unendlich müde aus.
»Ich werde nach ihm suchen lassen! Ich habe meinen Burschen zurück nach Warthorpe geschickt, damit er einige meiner Gefolgsleute aussendet, nach Bloomfield zu suchen. Ich werde ihn finden, so wahr mir Gott helfe! Und wenn ich jeden Stein in der ganzen Grafschaft umdrehen muss!«
»Vergiss nicht, Lord Robin ist beliebt bei seinen Leuten. Es wird sich so mancher finden, der ihn versteckt«, gab Waterhouse zu bedenken.
»Keine Sorge! Ich habe ein Kopfgeld von 50 Goldstücken auf Bloomfield ausgesetzt. Das ist mehr Geld, als die meisten Bauern jemals in ihrem Leben gesehen haben, und dürfte ausreichen, ihre Zuneigung zu ihm vergessen zu machen. Ich wette, noch heute Abend haben wir den abgefeimten Schurken
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