Herz in Gefahr (German Edition)
gefunden. Es wird mir ein Vergnügen sein, Lord Robin in Ketten geführt vor mir zu sehen und ihn dann in Euer Burgverlies zu sperren, bis der Earl of Clifford auf Waterhouse eintrifft.«
»Ich danke dir für deine Mühe, Matthew, und für deine Unterstützung. Nachdem Helen dich abgewiesen hatte, glaubte ich nicht, jemals wieder mit deiner Hilfe rechnen zu können«, sagte der alte Lord.
»Nach dem Tod meines Vater seid Ihr mein einziger Verwandter. Und«, setzte Metthew hinzu, senkte seine Stimme und verlieh ihr einen warmen Klang. »Ich liebe Eure Tochter noch immer und habe nicht aufgehört zu hoffen.«
Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht, dass Sir Warthorpe ein Kopfgeld auf Lord Bloomfield ausgesetzt hat, in der ganzen Grafschaft herumgesprochen. Auch auf Waterhouse wusste in Windeseile jede Magd und jeder Stallbursche davon. Im nahen Dorf hatten sich die Bauern zusammengetan und durchsuchten die ganze Umgebung, in der Hoffnung, bald um 50 Goldstücke reicher zu sein.
Auch Margaret erfuhr davon. »Das ist sein Ende«, murmelte sie halblaut vor sich hin und überlegte krampfhaft, was sie dagegen unternehmen könnte. Robin hatte nun keine Verbündeten mehr. Seine Flucht hatte die letzten Zweifel an seiner Unschuld unwiederbringlich zunichte gemacht. Jeder Mann in ganz Cliffordshire würde Jagd auf ihn machen. Matthew ist gerissener, als ich gedacht habe, überlegte die Kinderfrau. Er scheut weder Mittel noch Wege, um Helen doch noch für sich zu gewinnen. Und ihr wurde bei dem Gedanken, dass auch ihr Name ganz oben auf Warthorpes persönlicher Feindesliste stand, bange zumute. Margaret hatte geahnt, dass sich Matthew Robins Flucht zunutze machen würde, doch die Folgen hatte sie nicht absehen können. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass Robin inzwischen die Grafschaft hinter sich gelassen und Canterbury bald unversehrt erreicht haben würde. Dort unterlag er den Gesetzen des Erzbischofs von Canterbury und somit dessen Rechtsprechung, die allerdings auch dem königlichen Gesetz unterlag. Doch bis die Kunde von den Geschehnissen auf Waterhouse die Stadt erreicht haben würde, hatte Robin vielleicht schon die Audienz bei Thomas Bourchier mit Hilfe seines Bruders Jeremy erwirkt. Der Erzbischof war von den Cliffordschen Vasallen unabhängig. Ihm konnte es gleich sein, wen er für den Mord an Andrew Waterhouse verurteilen musste. Er hatte weder Vorteile noch Nachteile zu erwarten. Bourchier war so mächtig, dass er sich Gerechtigkeit leisten konnte – und nur diese Tatsache konnte Robin Bloomfield retten.
Es muss ihm gelingen, den Erzbischof von seiner Unschuld zu überzeugen, dachte Margaret. Wenn ihm das glückt, kann er vielleicht sogar einen Aufschub der Urteilsvollstreckung erwirken und Zeit gewinnen. Zeit, die er braucht, um den wahrhaft Schuldigen zu finden und zu überführen.
Margaret lief zur kleinen Hauskapelle, um zu sehen, wie Helen auf die Nachricht von Robins Flucht und der Aussetzung des Kopfgeldes reagierte. Sie fand sie an der Bahre ihres Bruders, tief ins Gebet versunken. Margaret wartete, bis Helen ihr ihre Aufmerksamkeit zuwandte, dann berichtete sie die Neuigkeiten. Als sie geendet hatte, sah sie Helen aufmerksam an. Keine Regung war auf ihrem Gesicht zu sehen. Starr und unbeweglich saß sie neben der Bahre. Selbst ihre Augen, die jeden Glanz verloren hatten, blickten eisig.
»Ich würde zu gern wissen«, versuchte Margaret das Eis zum Schmelzen zu bringen, »wo sich Lord Robin gerade aufhält und was er tut.«
»Mir ist gleichgültig, wo sich der Herr von Bloomfield derzeit befindet«, antwortete Helen ungerührt. »Ich hoffe nur, er bleibt bis in alle Ewigkeit dort, wo er ist, und verrottet eines baldigen Tages in der Hölle.«
Die Stimmen, die Robin aus seinen süßen Träumen geweckt hatten, kamen von zwei Reitern, die dicht neben seinem Versteck vorbeigaloppierten. Robin duckte sich tief in das felsige Gestein, um nicht von ihnen entdeckt zu werden. Er hatte in den beiden Reitern Gefolgsleute von Sir Matthew erkannt und vermutete, dass sie ihn suchten.
»Wie weit ist es noch bis zur nächsten Ortschaft?«, hörte er den einen von ihnen fragen.
»Nicht mehr weit, nur noch zwei, drei Meilen«, antwortete der andere.
»Dann gib deinem Pferd die Sporen, ich habe Hunger, und die Sonne steht schon hoch am Himmel«, erwiderte der erste und trieb sein Pferd zum schnelleren Lauf an.
Robin hoffte inbrünstig, dass die beiden seinen Hengst, der am Bachufer graste, nicht bemerkten. Das
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