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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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und nicht Juwelen, kostbare Gewänder und üppige Mahlzeiten haben, sondern auf alles verzichten und es den Armen geben, zu Fuß einhergehen, das Äußere der Armen annehmen und den anderen ein Beispiel abgeben«, soll Margaret gesagt haben. Sir Warthorpe hatte es mit eigenen Ohren gehört. Wenn das nicht Ketzerei war! Pater Gregor hatte erfahren müssen, dass sich gerade in nördlicher Richtung, um Rochester herum, einige Grüppchen, Lollarden genannt, gebildet hatten, die ebensolche Worte verbreiteten. Gut möglich, dass auch Margaret zu ihnen zählte! Er überlegte, ob er seinen Bischof darüber in Kenntnis setzen sollte. Doch dann verwarf er diesen Gedanken wieder. Er hatte fürs Erste genug auf Waterhouse zu tun. Vielleicht würde er sich später darum kümmern, wenn offensichtlich war, dass diese Margaret ihm seinen Reichtum neidete. Denn nichts fürchtete Pater Gregor so sehr wie die Armut. Zu Fuß gehen, statt Fasanenbraten Hirsebrei essen und Wasser statt köstlichen roten Burgunder trinken – nein! Er war nicht ins Kloster gegangen, um auf all diesen Luxus zu verzichten!
    »Wenn Ihr die Existenz von Hexen leugnet, so leugnet Ihr auch, dass es den Teufel gibt, von dem die Bibel berichtet«, antwortete Pater Gregor. »Und wer den Teufel leugnet, der leugnet Gott!«
    »Dreht mir nicht das Wort im Mund um, Pater«, versuchte Margaret sich zu rechtfertigen. »Ich habe weder Gott noch den Teufel verleugnet. Nur Hexen, wie die,von denen das Dorf spricht, die gibt es nicht. Oder habt Ihr je eine solche gesehen?«
    »Wenn sie für jedermann sichtbar wären, wären es keine Hexen, oder?«, antwortete der Pater scheinheilig mit einer Gegenfrage und ließ Margaret stehen.

11. Kapitel
    Robin war die ganze Nacht über gewandert. Einen Teil des Weges hatte er sogar im Laufen zurückgelegt. Erst als er ganz sicher war, dass die Bauern ihm nicht nachstellten, hielt er inne. Die Satteltaschen drückten schwer auf seine Schultern, die Füße schmerzten. Wie gut wäre es, jetzt ein Pferd zu haben! Der Regen hatte seinen Umhang und die hohen Reitstiefel durchnässt. Robin war hungrig, erschöpft, und er fror. Doch er gestattete sich keine Schwäche. Er wanderte weiter, durchquerte Felder und Wälder, bis der Morgen hereinbrach. Der Regen hatte unterdessen aufgehört, und die ersten Strahlen der Sonne brachten ein wenig Wärme. Robin suchte Unterschlupf in einer verlassenen Jagdhütte, die wohl vor Jahren zum letzten Mal jemandem als Quartier gedient hatte. Er warf den Umhang zum Trocknen über einen Busch, zog die Stiefel von den Füßen und rollte sich auf einem alten, knisternden Strohsack in einer Ecke der Hütte zusammen. Es dauerte nicht lange, da war er in einen unruhigen Schlaf gefallen. Doch jedes Geräusch von draußen, ob es sich um das Kreischen eines Eichelhähers oder vorbeilaufendes Wild handelte, ob um das Knacken eines Zweiges oder das Rauschen des Windes, der mit den dürren Ästen spielte – jedes Geräusch ließ ihn hochfahren. Der Schreck, den ihm die Erlebnisse in der Schankwirtschaft bereitet hatten, steckte ihm noch tief in den Knochen. Bis zum Abend warf er sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Dann stärkte er sich mit dem Brot und dem Käse aus der Wirtschaft und trank an einer nahe gelegenen Quelle Wasser. Anschließend wusch er sich notdürftig. Als die Sonne rot glühendhinter den Bäumen verschwand, machte er sich wieder auf den Weg. Er hatte seine Stiefel gesäubert und den Umhang, der in der Sonne getrocknet war, ausgeschüttelt. Trotzdem konnte er nicht verhehlen, dass seine Kleidung gelitten hatte. Das feine Stiefelleder war an einigen Stellen eingerissen, der Umhang zeigte einen Dreiangel, den er sich beim Überklettern des Zaunes zugezogen hatte. Seine Beinkleider waren voller Flecken. Seit Robin von Bloomfield sein Haus verlassen hatte, hatte er sich nicht mehr rasiert. Dichte dunkle Stoppeln bedeckten nun sein Kinn und die Wangen und unterstrichen sein verwegenes Aussehen. Kratzer und Schrammen, die ihm herunterhängende Zweige und Äste zugefügt hatten, zierten sein Gesicht. Auch sein Haar hatte er weder waschen noch kämmen können, sodass es ihm nun wild in die Stirn hing. Robin betrachtete sein Spiegelbild im klaren Wasser der kleinen Quelle. Ich sehe aus wie ein Straßenräuber, stellte er fest. Kein Wunder, dass mich alle Welt für einen Verbrecher hält.
    Er wandte sich nach Süden und wanderte in einiger Entfernung parallel zu einem Weg durch den Wald. Robin wusste, dass

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