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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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schlammiger Pfad führte von dort aus zur Dorfkirche. Die Kate war, wie die anderen Hütten des Dorfes, ein strohgedecktes Fachwerkhaus. Die Felder zwischen den schweren Vierkantbalken waren mit Lehm und Weidengeflecht ausgefüllt und mit einer dünnen, weißen Kalkschicht, die das Geflecht vor den Unbilden der Witterung schützen sollte, übertüncht. Die Sonne schien kraftvoll und heiß vom Himmel. Der Weg dampfte von der Nässe der letzten Nacht und machte das Vorwärtskommen schwierig. Immer wieder musste Margaret Pfützenresten ausweichen, und oft blieb ihr Schuh im Schlamm, der langsam trocknete, stecken. Die Luft war schwül und schwer und machte das Atmen mühsam. Margaret war der dunkle Umhang schon längst zu warm geworden. Feine Schweißperlen hatten sich auf ihrer Oberlippe und der Stirn gebildet, und die Zunge klebte ihr trocken am Gaumen. Margaret wandte sich der ärmlichen Hütte zu, um dort nach einem Becher Wasser zu fragen. Ein Kind spielte auf der Schwelle mit einem Stock. Von drinnen hörte man, wie jemand Hirse stampfte. Margaret streichelte dem Kind im Vorbeigehen über das Haar. Sie blieb auf der Schwelle stehen und rief in die Dunkelheit der Hütte hinein: »Gott zum Gruße, gute Frau. Dürfte ich wohl einen Becher Wasser haben?«
    Eine verhärmte, früh verblühte Frau mit langen, strähnigen Haaren, die ihr zerzaust um den Kopf hingen, kam zur Tür. Sie blieb stehen und blinzelte einen Augenblick im grellen Sonnenlicht, um ihre Augen an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Dann sah sie Margaret und schlug sich erschrocken mit der Hand vor die Brust. »Geh, verschwinde von hier. Mach, dass du wegkommst!«, rief sie angstvoll.
    »Was ist Euch, gute Frau?«, fragte Margaret verwundert.
    Die Frau griff nach dem Kind, das losgreinte, und nahm es auf ihren Arm. Mit der anderen Hand schlug sie mehrmals hintereinander das Kreuzzeichen und murmelte Gebete.
    »Seid nicht töricht«, sagte Margaret und ging einen Schritt auf die Frau zu. Doch diese wich erschrocken vor ihr zurück und kreischte nun in höchster Not.
    »Weiche von mir, Satan. Geh zurück in die Hölle, aus der du gekrochen kamst!« Dann drehte sie sich um, rannte in ihre düstere Kate zurück und schlug Margaret die Tür vor der Nase zu.
    Die Kinderfrau stand davor und wusste nicht, wie ihr geschah. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. »Die arme Frau muss krank sein. Ich werde dem Lord Bescheid geben, dass man sich um sie und ihr Kind kümmert«, murmelte sie halblaut vor sich hin und schritt weiter den Weg hinab, der mitten ins Dorf führte. Sie gelangte zu einem Brunnen, an dem sich einige junge Frauen beim Wasserholen zu einem Schwätzchen zusammengefunden hatten. Als sie Margaret sahen, bekreuzigten sie sich mehrmals, griffen hastig nach dem Tragholz mit den Eimern und flüchteten in alle Himmelsrichtungen davon.
    Wieder schüttelte die Kinderfrau erstaunt den Kopf. Sind denn alle Frauen in diesem Dorf wahnsinnig geworden?, fragte sie sich und schöpfte mit der hohlen Hand Wasser aus dem Brunnen, um ihren Durst zu stillen. Plötzlich hörte sie hinter sich einen pfeifenden Laut. Sie drehte sich um und sah dicht neben ihrer Wange einen Stein vorbeifliegen. Die Dorffrauen hatten sich in einiger Entfernung wieder zusammengefunden und riefen Margaret Flüche zu.
    »Scher dich von unserem Brunnen weg, du alte Hexe. Hast du nicht genug Unheil angerichtet?«, rief eine.
    »Sie hat unser Wasser vergiftet. Wir werden alle verdursten«, schrie eine andere aufgebracht. Schon flog der zweite Stein auf Margaret zu, und bald fand sie sich inmitten eines Hagels aus Wurfgeschossen. Margaret versuchte ihren Kopf mit beiden Armen zu schützen und duckte sich hinter die Brunnenmauer. »Hexe! Hexe!«, hörte sie die aufgebrachte Menge schreien, »Satansbraut!«, und »Sie ist mit dem Teufel im Bunde!«, lauteten noch die harmlosesten Anschuldigungen, die zu ihr herüberdrangen.
    Was haben sie nur?, dachte Margaret. Halten sie mich etwa für die Hexe, die hier im Dorf ihr Unwesentreibt? Wieso plötzlich? Das kann doch nicht sein. Ich habe ihnen geholfen, ihre Kinder auf die Welt zu bringen, habe ihre Krankheiten kuriert, ihnen Umschläge und Salben gemacht. Sie kennen mich seit Jahren und haben mir immer ihr Vertrauen geschenkt. Warum denken sie plötzlich, ich sei eine Gespielin des Gehörnten? Ich muss wissen, woher sie diesen Blödsinn haben, wer ihnen eingeflüstert hat, ich stände mit dem Teufel im Bunde. Sie stand auf und hob

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