Herz in Gefahr (German Edition)
Schaden anrichteten, stiegen in der Gunst des Gehörnten. Doch vorher müssten sie noch eine geweihte Hostie schänden und Unzucht mit dem Teufel treiben. Ein Mal auf ihrem Körper siegele dann den Pakt mit Luzifer. So redete der Edle, und die Männer hörten ihm nur zu gern zu.«
»Aber, William, was hat das alles mit mir zu tun? Hat der Edle meinen Namen genannt?«
»Nein, das nicht gerade, doch er sprach davon, dass die Satansbräute sich auch in der Kunst des Heilens verstehen. ›Warum stirbt der Erbe unseres guten Lords im Schöße einer Heilkundigen, wenn nicht diese selbst es ist, die ihn zum Teufel schickt?‹, fragte er die Leute, die staunend nickten. Und plötzlich wusste ein jeder von ihnen eine Geschichte zu erzählen, die Euch, Margaret, verdächtig machte. Zu Eurem Unglück starb dann noch dieses Kleinkind, dem ihr am Tag zuvor bei einem Gang ins Dorf den Kopf gestreichelt hattet.«
»Oh, mein Gott! Was soll ich jetzt tun?«, fragte Margaret bestürzt. »Verlasst diesen Ort, wenn Ihr könnt, bevor es zu spät ist. Denn eine Masse, die aufgewiegelt ist, gibt nicht eher Ruhe, bis das Opfer zur Strecke gebracht ist«, antwortete William.
Margaret nickte. Und obwohl sie bereits wusste, wer der Edle war, der im Gasthaus die Leute verhetzt hatte, fragte sie: »Ihr kennt den Namen des Mannes?«
William nickte. »Ich war dabei. Der Edelmann scheint Euch zu fürchten, wie der Teufel das Weihwasser«, erzählte er und kicherte belustigt über sein Wortspiel. »Ihr wisst sehr gut, wer er ist. Sein Name lautet: Sir Matthew Warthorpe. Hütet Euch vor diesem Mann. Er ist Euer Feind.«
»Ich danke Euch, William«, antwortete Margaret und konnte nicht verhindern, dass die Angst in ihr hochkroch. Schnell richtete sie dem Totengräber aus, was Lord Waterhouse ihr aufgetragen hatte. Dann verließ sie seine Hütte.
Sie nahm nicht den Weg, den sie beim Herkommen gewählt hatte. Zu sehr schmerzte es sie, die Reisigbesen, die um ihretwillen vor den Katen standen, sehen zu müssen. Margaret lief hinter den Hütten über die Felder den steilen Abhang zur Burg hinauf. Dort angekommen, suchte sie Pater Gregor auf.
»Ich werde im Dorf als Hexe verschrien, Pater«, berichtete sie ihm. »Bringt die Leute zur Vernunft. Sagt Ihnen, dass sie vom rechten Weg des Glaubens abgewichen sind. Befreit sie von ihrem Aberglauben, erklärt Ihnen, dass es keine Hexen gibt.«
Der Pater beobachtete Margaret aufmerksam, und es schien ihr, als verweile sein Blick dieses Mal besonders lange und intensiv auf der kreisrunden Narbe an ihrem Hals, die sie sich vor Jahren zugezogen hatte. Damals hatte sie Fett zum Sieden gebracht, das sie zur Herstellung einer bestimmten Salbe benötigte. Einige Tropfen klares Brunnenwasser waren in den Topf gefallen und hatten das Fett hoch aufspritzen lassen. Ein Spritzer traf sie am Hals, und die Verbrennung hatte die Narbe hinterlassen. Margaret fuhr sich unsicher mit der Hand über diese Stelle. Der Priester indes lächelte ein wenig und sagte dann: »Es gibt keine Hexen, sagt Ihr. Doch wie erklärt Ihr Euch die Ereignisse im Dorf?«
Es wird Zeit, dass dieser Frau eine Lehre erteilt wird, dachte Pater Gregor bei sich. Er war sich sicher, dass es Hexen gab in der Welt, doch ob Margaret zu ihnen zählte, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Doch zu oft schon hatte ihm die Heilkundige in sein Handwerk gepfuscht. Statt dass Kranke mit Gebeten, Segnungen, Weihwasser oder durch besonders gern gesehene Spenden an sein Kloster geheilt wurden, verabreichte sie seltsame Tränke und Salben, die oft genug schneller und besser zur Heilung geführt hatten als seine geistlichen Rezepturen. Und, bei Gott, sie war eine Frau! Hatte nicht selbst Johannes, der Bischof von Konstantinopel, vor langer Zeit schon festgestellt: Was ist das Weib anderes, als eine Feindin der Freundschaft, eine unvermeidliche Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Versuchung, ein begehrenswertes Unglück, eine häusliche Gefahr, ein süßschmeckender Schaden, ein mit schöner Farbe getünchtes Übel der Natur?
Und dieses Weib, diese Margaret, ganz besonders!Es konnte nicht angehen, dass sie sich über einen Mann – und gar noch über einen Geistlichen! – erhob, wie sie es oft genug bei ihm getan hatte! Höchste Zeit also, dass jemand sie auf ihren Platz verwies. Pater Gregor dankte Gott, dass Sir Matthew Warthorpe ihm dafür die Augen geöffnet hatte. »Die geistlichen Herren sollen nicht auf solch prächtigen Pferden geritten kommen
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