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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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aufgeregtes Flüstern.
    Als die Gastgeberin kurz darauf wieder erschien, lehnte David Hardinge entschieden alles ab, was sie ihm anbot - alkoholische und nicht alkoholische Getränke, Zimtkuchen, den männlichen Gesprächspartner, einen Gang durchs Haus, das Emma ihm gerne gezeigt hätte, wie ihre Mutter - den entrüsteten Augenaufschlag ihrer Tochter ignorierend - versicherte.
    Victoria saß derweil im Sessel am Kamin, trank ihren Tee und ließ
    den Blick durch den Salon schweifen. Sie vermied es, ihre Tante anzusehen, denn sie wusste genau, je mehr Margaret Worthington versuchte, David aufzuhalten, desto offensichtlicher würde Tante Matilda frohlocken. Während Victoria die kostbare Porzellantasse auf das Tischchen neben sich stellte, sah sie zu Emma hinüber. Äußerlich machte das junge Mädchen mit dem goldbraunen Haar einen lammfrommen Eindruck, wäre da nicht die komische Szene beim Betreten des Hauses gewesen, an die sich Victoria erinnerte. Als Margaret Worthington versuchte, ihre Tochter in einen Nebenraum zu schieben, war Emma ärgerlich voran in den Salon gegangen. Jeden einzelnen Gast hatte sie freundlich begrüßt und sich dann in ihr Buch vertieft. Seitdem ignorierte sie die verzweifelten Versuche ihrer Mutter, die sie mit Blicken und Gezischei aufforderte, sich am Gespräch zu beteiligen. Als Emma schließlich entnervt aufblickte, lächelte sie Victoria zu - ein warmherziges freundliches Lächeln. Victoria mochte Emma.
    Ganz die wohlerzogene Tochter, sah Emma ihre Mutter an und fragte laut: „Entschuldige, was hast du gesagt, Mutter?“
    Margaret hüstelte verlegen in ihr Tüchlein. „Nichts ... gar nichts, Emma. Ich wundere mich nur, wo dein Vater bleibt“, erklärte sie dann mit einem verzweifelten Blick in Lord Courtenays Richtung.
    David, der sich möglicherweise gar nicht bewusst war, dass er im Mittelpunkt des Interesses aller anwesenden Damen stand, drehte derweil unentschlossen das Glas zwischen den Fingern und schien sich nach einem Platz umzusehen, wohin er es abstellen konnte. Dabei begegnete er Victorias amüsiertem Blick, der so viel sagte wie: Mit Gaunern und Ganoven versteht er umzugehen - den Intrigen der Mütter ist er wohl nicht gewachsen.
    Lächelnd schlenderte David zu ihr hinüber und stellte das leere Glas auf den Tisch. Dann hockte er sich neben Victorias Stuhl. „Also, Mrs. Hart... habe ich richtig verstanden? Sie sind nach London gekommen, um mich zu suchen“, fragte er leise. Sein Gesicht war so nahe, dass Victoria dem ernsten Blick aus den tiefblauen Augen nicht ausweichen konnte. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. „Besuchen Sie mich morgen Nachmittag. Dann können Sie mir alles erklären. Nur Sie und Ihre Tante ... ohne Ihre Gastgeberin.“
    Hastig griff Victoria nach ihrer Tasse und blickte verstohlen zu Margaret Worthington, die sich mit ihrem Spitzentuch aufgeregt Luft zufächelte und Ausschau nach Rawlings hielt.
    „Soll ich vielleicht ihre Tochter mitbringen?“ erkundigte sich Victorialeise.
    „Wenn Sie es schaffen, sie von ihren literarischen Ambitionen fortzureißen.“
    Über den Rand ihrer Tasse richtete Victoria ihre blaugrauen Augen auf ihn. Sie war müde und erschöpft, wusste nicht recht, wie sie mit diesem Mann umgehen sollte, und begann doch ganz selbstverständlich mit ihm zu flirten. Während sie ihn beobachtete, erinnerte sie sich an sein Lachen, wenn sie mit weiblicher Tücke versucht hatte, ihn zu überzeugen ... immer hatte sie ihren Willen durchgesetzt... ob es der Park war, in den sie fahren, der Tanz, den sie tanzen wollte ... der Teesalon ... das Theater ... Freunde ... Lider mit langen, dichten Wimpern senkten sich über seine blauen Augen, sie hörte ein tiefes leises Lachen ... und dann einen undeutlichen Fluch. Daran erinnerte sie sich allerdings nicht! Erschrocken sah Victoria auf.
    Eine Karaffe in der Hand, näherte sich Margaret Worthington. Gar nicht erfreut war sie, dass der attraktive Mann und der unerwünschte weibliche Gast ihre Köpfe so dicht beisammen hatten. Sie hatte gehofft, ihre Schwägerin würde nicht in Begleitung dieser hübschen jungen Witwe kommen, in deren Nähe ihr Emma noch schlichter und langweiliger erschien. Ein böser Blick traf ihre Tochter, die wieder in ihren Roman von Jane Austen vertieft war.
    „Nur ein kleiner Cognac, Mylord“, drängte Margaret und füllte schon das Glas.
    David lächelte charmant, kippte den Inhalt in zwei Zügen hinunter und stellte das Glas wieder ab. „Ich danke Ihnen

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