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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Täubchen. Das hier ist mein Gebiet und da wirst du ...“
    Ungläubig starrte Victoria auf die Person einige Schritte hinter ihrem Peiniger. „David ...“, flüsterte sie bestürzt und zugleich unendlich erleichtert. Sie war zu weit entfernt, konnte lediglich die Bewegung seiner Lippen, sein ungläubiges Erstaunen erkennen.
    Erst jetzt fiel ihr die kleine Gruppe elegant gekleideter Gentlemen auf. Alle wetteten sie, wie Victoria unschwer feststellen konnte. Der Schurke hat also nicht gelogen, überlegte sie. Und so als ahnte er, dass die Karten nicht schlecht für ihn standen, fasste er mit beiden Händen unter ihren Mantel. Einige Sekunden lang wehrte sich Victoria verzweifelt, dann wurde der Mann gewaltsam herumgerissen und torkelte zu Boden.
    Mit dem Rücken zu Victoria stand David Hardinge über dem verhinderten Don Juan. „Die ist nicht dein Typ, Toby“, erklärte er in einer seltsamen Mischung von gelangweilter Arroganz und deutlicher Drohung.
    Der Mann rappelte sich hoch, schüttelte die zottige Mähne und ballte angriffsbereit die gewaltigen Hände. Dann kratzte er sich verlegen den Bart, „’schuldigung, M’lord. Wusste nicht, dass sie Ihnen gehört. Ehrlich!“ Verängstigt trat er ein paar Schritte zurück, machte eine ungelenke Verbeugung und entfernte sich schleunigst.
    Bevor Victoria Luft holen konnte, David zu danken, fühlte sie sich rückwärts gegen eine mit Efeu bewachsene Hauswand geschubst. Zwei kräftige Arme hielten sie in Schach, sein Körper nahm ihr die Sicht. Alles, was ihr einst so lieb und teuer gewesen war, stürmte plötzlich auf sie ein: seine kraftvolle Nähe, sein frischer Duft nach Eau de Cologne.
    „Zum Teufel, was machen Sie denn hier?“ herrschte David sie an.
    Victoria zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Ihr Mund war trocken, ihr Kopf dröhnte - der ungepflegte Fremde hatte sie beunruhigt, aber dieser elegant gekleidete Mann konnte sie in Angst und Schrecken versetzen. Und dennoch - mit einem ruhig heiteren Gefühl der Sicherheit lehnte sie sich zurück gegen die Wand und sah David gelassen an. Im flackernden Schein des Fackellichts glaubte sie trotz seines ärgerlichen Mienenspiels unendliche Erleichterung zu erkennen.
    Und wirklich - nur aus Angst um sie war David so wütend geworden. Er hatte das Gefühl, sie beschützen, vor den Blicken der Vorbeigehenden bewahren zu müssen. Sachte fasste er unter ihr Kinn, strich ihr sanft über die Wange. Wie hypnotisiert von der tröstenden Liebkosung sah Victoria ihn an. Seine Berührung ... sein Mund so nahe ... das alles hatte sie einst aus ihrem Leben verbannt.
    „Zum Teufel, was treibt dich hierher?“
    „Die Suche nach dir“, antworte Victoria mit übereilter Ehrlichkeit.

4. KAPITEL
    „Die Suche nach mir?“
    Victoria senkte beschämt den Kopf, das unbedachte Geständnis ließ sie rot werden. Hier in dieser lärmenden Londoner Marktgasse akzeptierte sie endlich, was sie in der stillen Zurückgezogenheit von Hartfield nicht hatte wahrhaben wollen. Es gab nur einen Grund, weshalb sie eingewilligt hatte, die Tante nach London zu begleiten: David zu bitten, sie zu heiraten.
    „Die Suche nach mir?“ wiederholte er noch einmal und versuchte sanft ihr Kinn zu heben, damit sie ihn ansah.
    Victoria drehte den Kopf zur Seite. Alles lief schief. Elegant gekleidet
    - vielleicht in ihrer wunderschönen lila Robe - so hatte sie David wie einst bezaubern wollen. Und nun? Müde und derangiert sah sie aus. Der wollene Reisemantel war nicht besonders modisch, hielt aber warm. Den grauen Samthut hatte sie in der Eile im Wagen zurückgelassen. Ihr Haar war staubig und aufgelöst. Sie hätte keinen ungünstigeren Zeitpunkt für ein so lebenswichtiges Geständnis wählen können.
    „Ich bin geschmeichelt, Mrs. Hart. Haben Sie eine solche Sehnsucht nach mir, dass Sie mir in einer kühlen Frühjahrsnacht bis in Londons schlimmstes Armenviertel folgen müssen? Es wäre klüger gewesen, einen Diener mit einer Einladungskarte zum Beauchamp Place zu schicken.“
    Die unterschwellige Ironie und die förmliche Anrede kränkten Victoria maßlos. Das bin ich also für ihn, dachte sie empört: Mrs. Hart, ein lästiger Quälgeist, der ihm den Abend verdirbt. Stolz sah sie ihn an. „Sie werden sich wundem, Mr. Hardinge. Genau das hatte ich vor.“ Sie lachte spöttisch. „Natürlich habe ich Sie nicht hier gesucht. Wie sollte ich auch wissen, wo Sie sich aufhalten? Ich ahnte ja selbst nicht, dass ich herkommen würde. Wir haben uns

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