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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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für die Gastfreundschaft, Mrs. Worthington. Nun muss ich aber wirklich gehen.“ Er verbeugte sich zu den Damen und ging eiligst zur Tür.
    Mrs. Worthington blieb ihm dicht auf den Fersen. „Kommenden Samstag feiern wir Emmas Geburtstag“, versuchte sie es noch einmal. „Sicher haben Sie schon andere Verpflichtungen, aber vielleicht erübrigen Sie doch etwas Zeit, unsere Gesellschaft mit Ihrer Anwesenheit zu beehren. Bringen Sie doch auch Ihren charmanten Freund ... Baron Du Quesne ... mit. Ich versichere Ihnen, wir haben ein ausgezeichnetes Büfett, exzellenten Wein, wunderbare Musik und natürlich reizende Tanzpartnerinnen ...“ David schaute sich nachdenklich nach Victoria um. „Mrs. Hart und meine Schwägerin Matilda Sweeting sind extra deshalb angereist“, machte Margaret Worthington gute Miene zum bösen Spiel.
    „Danke für die Einladung, Mrs. Worthington. Wenn es sich einrichten lässt, komme ich gerne für eine Stunde. Baron Du Quesne werde ich Ihre Einladung übermitteln“, versprach David, verbeugte sich erneut in Richtung der Anwesenden und verschwand. Margaret war begeistert.
    Laut fluchend blickte David zu dem erleuchteten Fenster hinauf und ging langsam weiter. Das Haus gehörte ihm, er bezahlte die Frau, die darin wohnte, gut für ihre Dienste, aber er konnte sich nicht überwinden einzutreten.
    Die Frau, nach der er wirklich verlangte, legte sich vermutlich in diesem Augenblick nur ein paar Gehminuten entfernt in Rosemary House schlafen. David fluchte erneut. Ein nächtlicher Besuch bei seiner Mätresse kam ihm fast wie ein Treuebruch vor, obwohl überhaupt noch nichts zwischen ihm und Victoria abgesprochen war. Aber er war zuversichtlich, dass es morgen dazu kommen würde. Er lächelte verächtlich. Treue? Was war das schon?
    Bewusst lenkte er seine Gedanken in eine andere Richtung. Ihre Lage musste ernst sein, wenn Victoria ihn freiwillig aufsuchte. Folglich konnte er ihr leicht seine Bedingungen diktieren. Knauserig wollte er nicht sein - durchaus nicht! Und wenn sie ihren Verwandten den größeren Teil ihrer Zeit widmen will, dann werde ich mich eben bescheiden müssen, beschloss er großzügig.
    Unter einer Straßenlaterne blieb er stehen und zündete sich eine Zigarre an. Er nahm einen tiefen Zug und sah nachdenklich zurück zum Haus seiner Mätresse. Nein, Annabelles erotischen Willkommensgruß, ein paar genüssliche Stunden konnten ihn heute Abend nicht reizen. Entschlossen schnippte er die Zigarre in die Gosse, vergrub die Hände tief in seinen Manteltaschen und marschierte in Richtung Hounsditch, von wo ihn seine Kutsche nach Mayfair brachte.
    „Schau dir das an!“ entrüstete Matilda sich. Mit der Hutnadel zeigte sie auf eine Barouche, die gerade in den Hyde Park einbog. „Das Verdeck heruntergeklappt und kaum etwas an, was die Schultern bedeckt. Kein Wunder, dass die jungen Frauen von heute ständig verschnupft im Bett liegen. Merk dir, das Wetter im Frühjahr ist unbeständig ...“ Beleidigt verstummte sie, als sie merkte, dass Victoria weder ihren Ausführungen noch der offenen Kutsche mit den beiden leicht bekleideten jungen Frauen Beachtung schenkte. „Ein Glück, dass Margaret uns ihre Kutsche geliehen hat“, versuchte sie es erneut, als sie sich Beauchamp Place näherten. „Kaum vorzustellen, wohin Prescott uns dieses Mal gebracht hätte.“
    Victoria lächelte gequält. Sie konnte und wollte sich nicht unterhalten, ihr Kopf dröhnte, ihr Mund war trocken, und im Magen hatte sie ein flaues Gefühl.
    Matilda beugte sich vor und versuchte abermals, ihre Nichte in ein Gespräch zu verwickeln. „Magaret glaubt, dass wir meine alte Schulfreundin Felicity Walsh besuchen. Die beiden können sich absolut nicht leiden ...“
    „Es hat keinen Zweck. Ich kann das nicht!“ rief Victoria plötzlich. Sie hob die Hand, um dem Kutscher ein Zeichen zum Anhalten zu geben.
    „Natürlich kannst du“, hielt Matilda sie zurück. Streng sah sie ihre Nichte an. „Was kann schon passieren? Schlimmstenfalls lehnt er ab. Und wenn er das tut, wissen wir, dass er ein Narr ist, und du kannst dich glücklich schätzen, noch einmal davongekommen zu sein.“
    Victoria schloss die Augen und betete, dass ihre Zuversicht sich nicht als leerer Wahn entpuppen würde. In der einen Woche, in der sie in London war, musste sie unbedingt einen Ehemann finden. Erniedrigend, aber der einzige Ausweg! Seit Jahrhunderten handeln die Frauen so, um sich vor Armut zu bewahren, tröstete sie sich im Stillen.

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