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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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bewundert. Manchmal bin ich Ihnen begegnet, wenn ich mit Mama einkaufen ging. Immer hatte ich mir gewünscht, so wie Sie zu sein ... so hübsch und so begehrt. Lord Courtenay war immer in Ihrer Nähe.“ Emma seufzte wehmütig. „Ach, ich war seinerzeit erst sechzehn, und Sie erschienen mir so weltgewandt und erfahren. Gerne hätte ich Sie zur Freundin gehabt...“
    Ein bitteres Lachen unterbrach Emmas Redefluss. Errötend entschuldigte sich Emma ein wenig verschämt: „Ich wollte mich nicht aufdrängen ...“
    „Nein, Emma, ich habe gelacht, weil ... nein, eigentlich habe ich gar nicht gelacht...“, versuchte Victoria zu erklären. Nachdenklich schaute sie eine Weile auf ihre Hände. „Damals war ich achtzehn - ich war unreif und dumm. Aber danke für das Kompliment. Es tröstet mich, dass ich zumindest nicht so leichtgläubig ausgesehen habe, wie ich war. Ich freue mich, dass wir heute Freundinnen sein können. Du musst mich in Hartfield besuchen ...“ Victoria erschrak. Bald wird mir Hartfield nicht mehr gehören, überlegte sie. „Es ist durchaus nicht so langweilig auf dem Land, wie man immer sagt“, versuchte sie dennoch einen fröhlichen Ton anzuschlagen. „Wir kümmern uns nicht nur um säen und ernten, wir veranstalten auch Bälle und Abendgesellschaften mit unseren Freunden und Nachbarn. Eine Freundin wohnt in der Nähe“, fuhr Victoria fort, während sie sich zwischen die Seidenkleider neben Emma aufs Bett setzte. „Laura und Peter Grayson leben in Willowthorpe, und bevor Daniel krank wurde, haben wir viel zusammen unternommen.“ Wehmütig erinnerte sie sich an jene unbeschwerten Tage. „An den langen Winterabenden haben wir oft in fröhlicher Runde bei Musik zusammengesessen. Im Sommer ist die Landschaft wunderschön, die Wiesen sind voller Butterblumen, Mohn und Kornblumen wachsen am Feldrain ... ach, ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Die Wälder spenden Schatten und Kühle an heißen Sommertagen. Oftmals picknicken wir auch am See und beobachten, wie die Schwalben flach über der glitzernden Wasseroberfläche nach Insekten schnappen. Der Duft der Blumen, das Summen der Bienen, der Gesang der Lerchen ... alles ist so betörend, dass man, zurückgelehnt im Gras, dabei einschlummert ..." Victoria schwieg versonnen.
    „Das klingt wunderbar“, murmelte Emma. Nachdenklich strich sie über die Kleider. „Lord Courtenay schenkte dir große Aufmerksamkeit, als er neulich bei uns war. Zurzeit ist er wohl der begehrteste Heiratskandidat. Mama hofft sehnsüchtig, dass er der Einladung zu meinem Ball folgt. Eine akzeptable Partie mag er ja sein ... Na ja, vielleicht kommt er doch, da du nun hier bist.“
    „Ich ... er ist ein entfernter Cousin meines verstorbenen Mannes“, beeilte sich Victoria zu erklären. Sie lächelte Emma viel sagend an, während sie unter den Kleidern, die auf dem Bett lagen, nach etwas Passendem suchte. „Du warst neulich sehr reserviert. Vermutlich hast du auch schon von Lord Courtenays zweifelhaftem Ruf gehört.“ Sie zog ein bernsteinfarbenes Seidenkleid im Empire-Stil hervor. „Das würde gut zu deinen braunen Augen passen.“
    „Mama meint, es sei zu schlicht. Aber ich werde es tragen ... mit den Bernstein-Ohrhängern, die Mama auch nicht mag“, erklärte Emma freudestrahlend. „Ob mich deine Zofe Beryl wohl frisiert?“
    „Sicherlich.“
    „Kommst du heute Abend mit zu den Blairs?“ Emma grinste übermütig. „Die Blair-Mädchen werden sich ungemein ärgern. Moira hält sich für eine unvergleichliche Schönheit. Die wird Augen machen, wenn sie dich sieht.“
    Victoria musste lachen. „Ach, ich weiß nicht ... ich möchte nicht, dass man mir nachsagt, ich würde mich zu oft in Gesellschaft begeben.“ „Dein verstorbener Mann muss sehr großzügig gewesen sein.“
    Ja, er war ein wirklicher Gentleman“, sagte Victoria leise und dachte unwillkürlich an einen anderen Mann - einen mit einem völlig gegensätzlichen Charakter. Ihre Gedanken kreisten ständig um David Hardinge und sein Angebot. Manchmal dachte sie auch an die blonde Frau mit den mandelförmigen grünen Augen, die sie so böse gemustert hatte. Mittierweile konnte Victoria den Blick deuten: Eifersucht! Offensichtlich war die Frau eine der vielen Mätressen des Viscount.
    „Dein Lord Courtenay hat mich beeindruckt“, riss Emma die neue Freundin aus ihren Gedanken. Jetzt verstehe ich, weshalb er bei den Damen so beliebt ist. Aber ich schwärme für einen anderen Mann ... jemanden, den Mama

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