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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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nahezu diabolische Züge. Sie war nahe daran, ihn zu ohrfeigen. „So spät hatte ich Sie nicht mehr erwartet, Lord Courtenay.“
    „Wenn du noch einmal Sir oder Lord Courtenay zu mir sagst, dann gehe ich auch sofort wieder. Ich gebe ja zu, es ist etwas spät - aber dich irritiert doch etwas anderes.“
    Sie lachte gezwungen. „Mich irritiert nichts ... außer, dass man uns vielleicht hier finden könnte.“
    „Das ist nur die halbe Wahrheit. Also?“
    Victoria schwieg.
    „Du glaubst, ich käme so spät, weil ich eine Frau besucht habe.“ Victoria verschlug es die Sprache. Und da sie seinen forschenden Blick nicht ertragen konnte, drehte sie sich zur Wand. Vorsichtig drückte sie die Türklinke hinunter. Sie gab nicht nach.
    Victoria schloss die Augen, als David begann, zärtlich ihren Nacken mit Küssen zu bedecken. Unwillkürlich und fast genießerisch legte sie den Kopf zu Seite. Es war lange her, dass sie so liebkost worden war. Still ließ sie ihn gewähren, als er sie fest an sich drückte.
    „Du hast heute Abend den Klatsch gehört, nicht wahr, Victoria?“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Frag mich“, sagte er leise, als sie schwieg. „Ich werde dir ehrlich antworten.“
    Ihrer beider Herzschlag schien im gleichen schnellen Rhythmus zu schlagen. David zog sie noch enger an sich. „Was hast du gehört?“ „Nichts“, erwiderte Victoria schnippisch. „Muss die feine Gesellschaft nicht über Lord Courtenay klatschen? Die Diskrepanz zwischen seinem Reichtum und seiner Moral beschäftigt sie - dass er zu viel von dem einen und zu wenig von dem anderen besitzt.“ Wütend schlug sie nach der Hand, die über ihren Busen strich.
    „Aber Victoria, wir sind doch gerade dabei, das zu ändern. Ich begleiche deine Schulden, also so verringert sich mein Kapital, und was meinen Lebenswandel angeht, da hast du doch schon immer einen guten Einfluss auf mich gehabt“, spottete er.
    „Lassen Sie mich endlich los!“ Mit beiden Händen versuchte sie ihn wegzuschieben. Sofort griff er nach dem Brief.
    „Ist der für mich?“
    Vergeblich langte Victoria nach dem Umschlag. David hielt ihn hoch, doch nachdem er festgestellt hatte, an wen das Schreiben adressiert war, wollte er ihn zurückgeben. „Oder soll ich ihn behalten?“ „Weshalb nicht? Dann muss ich keinen Boten schicken“, erklärte sie herablassend. „Aber lesen Sie ihn später“, bat sie dann, als sie sah, dass er das Siegel aufbrechen wollte.
    Er sah sie forschend an. „Ich weiß nicht, ob ich meine Neugier zügeln kann.“
    „Nun gut, den Inhalt kann ich Ihnen kurz schildern ... wenn Sie ihn nicht sowieso schon erraten haben.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Wie Sie vorausgesehen haben, habe ich die Tragweite Ihres Vorschlags verstanden. Doch bevor ich nach London übersiedele, wäre ich Ihnen dankbar ... wenn Sie mir eine Bankbestätigung zukommen lassen würden, dass Daniels Schulden getilgt sind. Das ist der Inhalt des Briefes. Oh, noch eins: Je schneller Sie die Angelegenheit bereinigen, desto besser für Sie, denn soweit ich Alexander Beresford verstanden habe, sind die Zinsen horrend.“
    Vorsichtig sah sie zu David auf. Nichts konnte sie in seinem Gesicht lesen ... keinen Triumph, kein Misstrauen, keine Freude. Regungslos sah er sie an - vielleicht lag ein spöttischer Zug um seine Lippen. Genauso hatte er sie an jenem Tag in seinem eleganten Salon angesehen, als sie ihm die Heirat vorgeschlagen hatte. Und kurz darauf hatte er alle ihre Hoffnungen zunichte gemacht.
    „Es freut mich, Victoria, dass du mir unnötige Ausgaben ersparen willst. Weniger erfreut bin ich hingegen, dass du eine Bankbestätigung benötigst. Traust du mir nicht?“
    Victoria konnte ihren Schreck kaum verbergen. „Es ist keine Frage von Vertrauen, Sir. Bei einer geschäftlichen Vereinbarung haben beide Partner das Recht, sich abzusichern“, erklärte sie unsicher.
    „Das stimmt, Victoria“, erwiderte er nachdenklich und hielt den Brief hoch. „Du möchtest also, dass ich dies hier behalte?“
    ,Ja, natürlich. Warum nicht?“
    Er lachte amüsiert auf. „Es gibt eine unkomplizierte Form, eine Abmachung zu besiegeln, Victoria.“
    Ihn bewusst missverstehend, schüttelte sie kurz und kräftig seine ausgestreckte Hand. Vorsichtshalber trat sie dabei noch ein paar Schritte weiter zurück.
    „Du weißt, was ich meine, Victoria“, raunte er und zog sie wieder an sich. Ganz langsam näherte sich sein Mund dem ihren. Victoria wartete still, doch im letzten Moment

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