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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Zu Lebzeiten meines Vaters - und ich bete, dass er noch lange lebt -werden wir irgendwie zurechtkommen müssen.“
    „Wo warst du denn die ganze Zeit, Victoria?“ Matilda ließ sich erschöpft neben den beiden nieder. „Ich dachte schon, du hättest dich zurückgezogen. Ach, was für ein Getue“, wechselte sie das Thema, ohne Luft zu holen. „Der arme Mr. Villiers ... nein, arm ist er wirklich nicht, dieser unangenehme Mensch ... nun, jedenfalls hatte er einen Unfall. Auf dem Marmorboden in der Halle soll er ausgerutscht sein. Und Lord Courtenay soll ihm zu Hilfe geeilt sein.“
    Interessiert verfolgten die drei am Tisch, wie Margaret Worthington den derangierten Gentleman behutsam ins Esszimmer geleitete. Seltsam kleinlaut ließ sich Gerald Villiers von der Gastgeberin zum Büfett führen. Sein Gesicht schimmerte bläulich rot, und die dicke Beule unter der Braue sah wirklich schlimm aus.
    Matilda schob ihren Stuhl zurück und eilte hinüber zum Büfett. „Eine kalte Kompresse ist immer das Beste für eine beginnende Schwellung, Mr. Villiers.“ Energisch schubste sie den Diener beiseite, holte eine Hand voll Eis aus dem Eiskühler, wickelte es in eine Serviette und zeigte dem leidenden Villiers, wie er die kühlende Kompresse platzieren sollte.
    Victoria, die einen schrecklichen Verdacht hegte, sah die Freundin erschrocken an. „Nein ...!“ flüsterte Emma belustigt hinter vorgehaltener Hand. „So schlecht kann der Viscount nicht sein, Victoria. Fast empfinde ich so etwas wie Hochachtung.“ Die beiden erhoben sich und gingen langsam zurück in den Ballsaal.
    Victoria setzte sich neben ihre Tante aufs Sofa. Sofort versuchte Mrs. Plumb, Victorias Aufmerksamkeit zu erheischen. „Der Verwandte Ihres Mannes ist auch aufgetaucht“, meinte sie mit einem gehässigen Lächeln.
    Victoria murmelte etwas und blickte desinteressiert zur Seite. Die Tatsache, dass der prominente Gast sie noch nicht öffentlich begrüßt hatte, hielt man sicherlich für genauso merkwürdig, als wenn er ihr zu viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Sie wusste selbst nicht, was sie sich wünschte: dass er sich fern hielt oder sie kurz begrüßte, damit das Getuschel endlich aufhörte.
    Was kümmert ihn schon mein Ruf oder gar mein Seelenfrieden, überlegte sie gekränkt und beschloss, David für den Rest des Abends zu ignorieren. Er war - wie sie insgeheim feststellte - der imposanteste Mann der Ballgesellschaft und machte ihr gerade auf grausame Weise klar, welch vorteilhafte Partie er eingehen konnte, falls er sich entschließen sollte, seinen Junggesellenstatus aufzugeben. Er lachte leise - wohl über eine Bemerkung, die ihm eine seiner Bewunderinnen zugeflüstert hatte. Dabei streckte und dehnte er die Finger seiner rechten Hand, so als seien sie steif oder verletzt. Dann trat er etwas zur Seite und schaute sich gelangweilt um.
    Ihre Blicke trafen sich, und noch bevor Victoria beleidigt wegschauen konnte, verriet ihr das aufgeregte Luftholen der alten Klatschweiber, dass man sein Näherkommen registrierte.
    „Mrs. Hart... Mrs. Sweeting ... ich hoffe, Sie genießen den Abend ... “
    Matilda schaute indigniert zur Seite. „Danke, Lord Courtenay“, sagte
    Victoria leise und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Und Sie hoffentlich auch, Sir.“
    „Danke, Mrs. Hart, danke“, antwortete David betont höflich.
    Es war nicht zu überhören, er machte sich lustig über sie. Provokativ sah Victoria auf den frischen Kratzer an der Hand, mit der er sein Glas hielt. „Eine hässliche Schürfwunde. Hatten Sie einen Unfall, Sir?“
    So als bemerke er die Wunde erst jetzt, sah er auf seine Hand. „Oh, danke für Ihre Anteilnahme, Mrs. Hart. Aber das ist nicht weiter schlimm. Sicherlich habe ich mich irgendwo gestoßen.“ Er sah sie herausfordernd an.
    Victoria wagte nicht, ihn weiter zu reizen - nicht wenn der Brief von der Bank am Montagmorgen eintreffen sollte.
    Als die Stille nahezu unerträglich wurde und Victoria beinahe doch noch eine provozierende Antwort gegeben hätte, kam er ihr zu Hilfe: „Ach, jetzt erinnere ich mich ... es war die kastanienbraune Stute.“ „Pferde!“ rief Mrs. Porter, froh, sich endlich einmischen zu können. „Gentlemen und die Liebe zu ihren Pferden!“ Mrs. Plumb nickte zustimmend. „Mein verstorbener Mann - Gott hab ihn selig - hatte immer irgendwo Schürfwunden ... vom Pferd oder vom Sattel...“
    David beugte sich zu Victoria hinunter und sah sie forschend an. Dann fuhr er mit dem Finger sanft

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