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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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austreiben.“
    „Willst wohl Courtenays Fäuste zu spüren bekommen?“ Frederick lachte angetrunken.
    „Ach, den soll der Teufel holen“, spielte sich Villiers auf. „Ich bin ganz heiß nach dieser Hart... wo kann sie denn nur sein? Glaubst du, er überlässt sie mir, wenn er mit ihr fertig ist? Na, vielleicht bekomme ich jetzt endlich Suzanna Phillips. Schließlich hab ich ihm für sie meine beste braune Stute angeboten. Ich hoffe, sie ist es wert, sonst...“ Villiers lachte höhnisch und murmelte eine obszöne Bemerkung. „Wo bleibt er überhaupt? Dachte, der berühmte Viscount sei heute Abend auch hier?“ „Ist er bestimmt“, erklärte Frederick. „Ganz in der Nähe - bei seinem rothaarigen Liebchen, dieser göttlichen Annabelle. Aber der Mann ist doch kein Narr“, meinte er augenzwinkernd. „Bestimmt lässt er sich lieber von der Witwe unterhalten als von diesem Flittchen.“ Die beiden Männer lachten schallend und schlenderten bei den ersten Klängen des Orchesters langsam davon.
    Noch lange stand Victoria wie erstarrt hinter der Säule. Mit jedem Tag erfuhr sie neue Einzelheiten über David Hardinge und seinen verwerflichen Lebenswandel. Der Gedanke, ob er wohl auch sie versteigern würde wie ein gutes Pferd, wenn er genug von ihr hätte, ließ sie eine Weile nicht los. Traurig trocknete sie sich die Tränen. Kummer und Zorn halfen nicht weiter, denn plötzlich verstand sie, was sein Ziel war: Er wollte sie zerstören. Hartfield wäre verloren, wenn er ihrer überdrüssig wäre und seine finanziellen Zuwendungen einstellte. Auf seine Bedingungen einzugehen hieße nur, das Unabwendbare hinauszuschieben. Seine Küsse waren bedeutungslos. Für David war sie eine Frau wie jede andere - die man benutzte und weiterreichte.
    Also beschloss Victoria, das Spiel nach seinen Regeln zu spielen. Alles nehmen, aber nichts geben.

8. KAPITEL
    Vorsichtig öffnete Victoria die Tür zur Bibliothek und stellte erleichtert fest, dass niemand anwesend war. Zusammen mit Emma hatte sie viele Stunden in diesem tagsüber sonnigen Raum gesessen und gelesen. Doch nun war die Stimmung hier beängstigend - die einzige Kerze warf lange, unheimliche Schatten an die Decke. Entschlossen ging Victoria zum Schreibtisch.
    Flüssig, fast ohne Pause brachte sie ihre Gedanken zu Papier. Dann lehnte sie sich zurück, las den Brief noch einmal durch und siegelte ihn unter Tränen. Sie war auf Davids Bedingungen eingegangen. Alles, was sie ihrerseits erwartete, bevor sie nach London ziehen würde, so hatte sie ihm mitgeteilt, war eine Bestätigung der Bank, dass ihre Schulden getilgt waren.
    Allerdings hatte Victoria nicht vor, Hartfield wieder zu verlassen, wenn sie nächste Woche dorthin zurückkehrte. Weshalb auch? David wollte sie nicht. Sie war noch Jungfrau ... eines jener naiven Mädchen, nach denen er kein Verlangen hatte. Einen Moment lang zögerte sie und überlegte, wie David wohl reagieren würde, wenn er vorzeitig die Wahrheit erfahren würde. Dennoch - ihr Entschluss stand fest. Sie stand auf, um den Brief dem Butler der Worthingtons zu übergeben, damit er ihn am nächsten Morgen sofort auslieferte.
    „Victoria?“
    Erschrocken lehnte sie sich gegen den Türrahmen. David kam langsam durch die leere Halle auf sie zu. Beeindruckend sah er in dem dunkelblauen Frackrock aus. Victoria wusste nicht, wie sie sich verhalten, was sie sagen sollte.
    „Was ist passiert?“ fragte er besorgt.
    „Nichts!“ erwiderte sie kopfschüttelnd. „Gar nichts. Ich ... ich bin nur überrascht, Sie hier zu sehen. Es hieß, Sie hätten eine andere Verabredung.“
    Fasziniert von seinem entwaffnenden Lächeln, bemerkte sie nicht sofort, wie nahe er kam. Taumelnd trat sie einen Schritt zurück. Mit sanfter Gewalt hielt David sie, schob sie rückwärts über die Türschwelle, drehte sie blitzschnell herum, schloss die Tür und hielt Victoria gefangen, indem er seine ausgestreckten Hände links und rechts neben ihren Schultern gegen das Türblatt stemmte.
    „Was ... soll das? Lassen Sie mich los! Meine Tante wird mich suchen“, schrie Victoria ihn an und war gleichzeitig sehr darauf bedacht, den Brief in den Falten ihres Rockes versteckt zu halten.
    „Bestimmt nicht.“
    „Man wird im ganzen Haus nach Ihnen suchen ...“ Verzweifelt versuchte sie unter seinen Armen durchzuschlüpfen.
    „Bestimmt nicht. Niemand weiß, dass ich hier bin.“
    Victoria starrte ihn wütend an. Das flackernde Licht des Kaminfeuers verlieh seinem schmalen Gesicht

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