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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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schmeichelst!“ wehrte Victoria lachend ab. „Was würde ich nur machen, wenn ich dich nicht hätte?“
    „Das ist keine Schmeichelei. Das ist die Wahrheit“, erwiderte Matilda pikiert, und Victoria drückte ihr liebevoll den Arm. Doch dann lenkte Tumult in der Halle die beiden von ihren Problemen ab. Unter den bewundernden Blicken und dem beifälligen Gemurmel der Gäste trugen Koch und Butler eine riesige Geburtstagstorte in Richtung Büfett. „Wenn das Mädchen bei diesem Aufwand immer noch keinen Mann auf sich aufmerksam machen kann“, meinte Matilda, „dann kann Margaret es ins Kloster verfrachten ...“ Unwillkürlich zuckte Victoria zusammen. „Oh, entschuldige, mein Kind. Das war gedankenlos von mir“, bedauerte Matilda beschämt über ihre Worte.
    „Schon gut, Tante.“ Victoria lächelte unsicher. „Es ist alles so lange her ... “ Ratlos schaute sie sich nach etwas um, was die Tante ihren Fauxpas vergessen lassen könnte. Die Ablenkung erschien in Gestalt eines blondes Mannes, der just in diesem Moment den Salon betrat.
    „Schau, Tante, da kommt Lord Du Quesne“, sagte Victoria leise und hielt verstohlen Ausschau nach dem Freund des Barons.
    „Mrs. Hart... Mrs. Sweeting ...“, begrüßte Richard die beiden.
    Victoria lächelte charmant.
    „Darf ich um einen Tanz bitten, bevor kein Platz mehr auf Ihrer Tanzkarte ist, Mrs. Hart“, bat er galant.
    „Danke, aber ich werde heute Abend nicht tanzen“, entschuldigte sich Victoria und strich verlegen über ihr lila Trauerkleid.
    „Natürlich“, murmelte Richard verständnisvoll.
    „Oh, Lord Du Quesne!“ Strahlend näherte sich Margaret, Emma am
    Arm hinter sich her ziehend. „Wo haben Sie denn Ihren Freund gelassen? Kommt Viscount Courtenay später?“
    „Ah, Mrs. Worthington ... er konnte eine andere Einladung nicht mehr absagen“, log Richard. „Es tut ihm natürlich sehr Leid ..."
    „Sicher ...“, murmelte Margaret traurig und fasste doch gleich wieder Mut. Du Quesne beehrte sie mit seiner Gegenwart - auch der besaß einen Titel und war nicht unvermögend. „Emma, zeig dem Baron deine Geburtstagstorte“, schlug sie ihrer Tochter mit einem bedeutungsvollen Augenrollen vor. „Dieses Kunstwerk sollten auch die Herren der Schöpfung einmal bewundern, bevor sie es verzehren ...“
    „Ganz recht, Mrs. Worthington.“ Der ironische Unterton in Richards Stimme war nicht zu überhören. „In Bezug auf Dekor bin ich wirklich ein unbeschriebenes Blatt.“ Dann reichte er Emma, die Victoria viel sagend zublinzelte, galant seinen Arm.
    „Möchten Sie nicht doch mit mir tanzen, Mrs. Hart? Nur eine einzige Quadrille?“ versuchte ein kleiner untersetzter Mann Victoria zu überreden.
    „Nein, wirklich nicht, Mr. Villiers. Ich tanze heute Abend nicht...“ Er trat aufdringlich etwas näher und sah sie mit blutunterlaufenen Augen an. „Sind Sie wirklich mit Viscount Courtenay verwandt?“ Irritiert schaute sich Victoria um und hoffte, Emma oder Tante Matilda kämen zurück, um sie vor diesem unangenehmen Menschen zu retten. Seit mehr als einer halben Stunde verfolgte Villiers sie nun schon. Nur mit Mühe konnte sie höflich bleiben. „Es stimmt, Mr. Villiers, mein verstorbener Mann und Viscount Courtenay waren Cousins.“
    „Der Mann kann sich glücklich schätzen, für so eine hübsche junge Frau sorgen zu dürfen ...“
    Wütend über die versteckte Andeutung fuhr Victoria ihr unverschämtes Gegenüber an: „Lord Courtenay sorgt nicht für mich, Mr. Villiers. So gut kennen wir uns nicht. Und nun entschuldigen Sie mich.“
    Victoria floh in die menschenleere Halle. Hinter einer Marmorsäule suchte sie Zuflucht. Traurig lehnte sie den Kopf an den kühlen Stein. Sie wusste genau, worauf dieser Mann anspielte, weshalb er sie so respektlos und lüstern aus seinen Schweinsäugelchen anstarrte. Sie beschloss, hinauf auf ihr Zimmer zu gehen, denn sie kannte nur wenige Gäste, und die meisten begannen sowieso mehr aus Neugier als aus Höflichkeit ein Gespräch mit ihr. Seufzend wagte sie sich hinter ihrem Versteck hervor, doch schnell zog sie sich wieder zurück. Von der einen Seite schlurfte Frederick Worthington schwankenden Schrittes heran, und von der
    anderen Seite näherte sich Gerald Villiers.
    „Frederick!“ hörte Victoria ihn rufen. „Ist dir Courtenays hochnäsige Witwe irgendwo begegnet? Warum hat der Viscount bloß immer so ein Glück? Möchte auch mal an der süßen Lady knabbern. Der würde ich ihren Hochmut schon

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