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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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wahrheitsgetreuen, dafür aber sensationslüsternsten Berichterstattung anlegt, ganz bestimmt.“ Amariah blätterte den Advertiser durch. „Hier steht es“, sagte sie und las vor:
    „‚Laut unserer Informationen kam es zu einer erregten Reaktion einiger Verwandter von Lord A**s***r, als der Verdacht geäu ßert wurde, dass ihnen das Glück womöglich mehr gewogen sein könnte als anderen Herren am Tisch.‘“
    „Nun“, resümierte sie nachdenklich, „das entspricht so ziemlich der Wahrheit.“
    „Der Chronicle hat etwas an Lord Westbrook auszusetzen, Miss.“ Pratt räusperte sich und las seinerseits vor:
    „‚Gestern Abend wurde der vornehme Friede von Penny House von einem gewissen unglücklichen Baron gestört, als er feststel len musste, dass die Dame Fortuna einem Hazard-Spieler ihre Gunst ebenso gerne wieder entzieht, wie sie sie ihm gewährt. Lord W***b****s Reaktion führte zu beträchtlichen Unstim migkeiten in dem genannten Club und zum Abbruch des Spiels für diesen Abend.‘“
    „Daran gibt es auch nichts auszusetzen“, räumte Amariah ein. Mit einem Seufzer griff sie nach dem Covent Garden Tattle. Sie breitete die Zeitung auf dem Tisch aus, strich sie glatt und begann zu lesen:
    „‚EHRLICHKEIT und EHRE müssen die Zeichen eines jeden privaten Spielclubs sein, der den Anspruch erhebt, nur die bes te Gesellschaft zu empfangen, aber das war am letzten Abend in Penny House am St. James Square nicht der Fall. Da man bereits von einem BETRÜGER flüstern gehört hatte, sah sich ein adeliges Mitglied des Clubs gezwungen, den Gewinn eines Besuchers aus dem Norden infrage zu stellen, als das Glück für den jungen schottischen Gentleman sich mit nur einem Wurf ge wendet hatte, während Baron W***b****s Taschen nun völlig leer waren. Seitens der Aufpasser des Clubs gab es keine Hilfe, sie schlugen sich auf die Seite des Schotten gegen den Baron und standen tatenlos daneben, während die Freunde Schottlands ihn attackierten und übel zurichteten. Diese beklagenswerte An gelegenheit wird zweifellos in Kürze mit einem Ehrenhandel zwi schen den beiden Gentlemen enden, und so bleibt es der Roten Königin von Penny House überlassen, die Frage des ungerech ten Vorteils, nämlich das Werk des GROSSEN BETRÜGERS, zu verheimlichen, und es ist an ihm, seine Übeltat zu ihrem bei derseitigen Nutzen erneut an ihrem Tisch zu verüben.‘“
    Zu wütend, um einen Kommentar äußern zu können, warf Amariah die Zeitung in den Kamin, wo sie in Flammen aufging. „Das ist reinste Boshaftigkeit!“
    Sie schob ihren Stuhl zurück. „Diese Leute wollen uns ruinieren, Pratt, und das werde ich nicht zulassen. Wenn sie es wagen, mich wegen meiner Haare ‚Rote Königin‘ zu nennen, sollen sie sehen, was dabei herauskommt, wenn sie mein Königreich besudeln.“
    Sie schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass ihre Teetasse auf der Untertasse klirrte. „Rufen Sie mir eine Mietdroschke, Pratt. Ich werde dem Herausgeber des Tattle einen persönlichen Besuch abstatten.“

8. KAPITEL

    Guilford blieb auf dem Bürgersteig stehen und besah sich das Schild mit dem verblassten Namen, das über der Tür der Geschäftsstelle hing. Es war schon bemerkenswert, dass ein so kleines, schäbiges Unternehmen so viel Schaden in der angesehenen Gesellschaftsschicht Londons anrichten konnte.
    Vergangene Nacht hatte er die Morgenausgaben der Zeitungen gelesen, ehe er zu Bett gegangen war, und seine Lektüre hatte ihn dazu veranlasst, heute bei Sonnenaufgang aufzustehen. Seit er volljährig geworden war, hatte er das Bett nicht mehr zu einer so unfeinen Zeit verlassen, aber um Amariahs willen war es ihm leichtgefallen. Und für sie hatte er bei zwei zerschlagenen, völlig übermüdeten Gentlemen vorgesprochen, die ihn weder zu sehen noch anzuhören wünschten, aber am Ende beides getan hatten. Als er schließlich aufgebrochen war, um den Schreiberling des Covent Garden Tattle aufzusuchen, war es noch nicht einmal Mittag gewesen.
    Das Kontor des Tattle war klein und schäbig. „Ich möchte den Redakteur sprechen“, wandte Guilford sich an einen pummeligen Lehrjungen. „Melden Sie ihm den Duke of Guilford.“
    Der Bursche eilte ins Hinterzimmer und kehrte mit einem rundlichen Herrn zurück.
    „Simon Dalton, Ihr ergebenster Diener.“ Der beleibte Mann vollführte eine schwungvolle Bewegung mit seiner geschwärzten Hand, die fast schon spöttisch wirkte. „Ich fühle mich geehrt, Euer Gnaden. Herren Ihres Standes beehren mich

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