Herz ist Trumpf
verlässlicheren Informanten für seine Neuigkeiten über Penny House. Jemanden, der sich überall im Club frei bewegen kann.“
Amariah kniff die Augen zusammen. „Sollte es einer von meinen Leuten wagen, das Vertrauen der Mitglieder von Penny House zu missbrauchen und ihre höchst privaten Geheimnisse zu verkaufen, würde ich ihn auf der Stelle hinauswerfen.“
„Ich weiß“, erwiderte Guilford ernst. „Und deshalb werde ich Daltons neuer Informant sein.“
„Sie, Euer Gnaden?“ Dalton schüttelte den Kopf. „Ein Adeliger, der dem Covent Garden Tattle Informationen liefert? Wie könnte ich Ihnen vertrauen, Sir? Woher sollte ich wissen, dass Sie mich nicht belügen?“
Guilford lächelte in sich hinein. Vielleicht war es gut, dass Amariah da war und mitbekam, was er für sie zu tun bereit war: den Ruf des Clubs zu retten, indem er seinen eigenen aufs Spiel setzte. „Sie werden auf mein Ehrenwort als Gentleman vertrauen müssen, dass ich Sie nicht täusche.“
Amariah schnappte nach Luft. „Wie können Sie das tun, Guilford!“
„Es gibt keine andere Möglichkeit, wenn wir wollen, dass die Wahrheit gedruckt wird“, erwiderte er schlicht.
„Aber dann wären Sie ein Spion!“, wandte sie ein. „Und Penny House soll kein Ort sein, an dem die Mitglieder ausspioniert werden!“
„Außer Ihnen und Dalton wird niemand Bescheid wissen“, erwiderte er.
„Ich halte den Mund“, beeilte der Drucker sich zu versichern. „‚Beobachtungen eines gefeierten Gentlemans aus der Stadt.‘ Da werden die Leser ganz schön rätseln, Euer Gnaden.“ Dalton grinste in sich hinein.
„Genau!“, rief Amariah. „Und die Gentlemen, die den Club besuchen, werden so damit beschäftigt sein, Vermutungen anzustellen und sich gegenseitig zu misstrauen, dass wir jeden Augenblick mit Streitigkeiten rechnen müssen!“
„Dann gestatte ich Dalton, meinen Namen anzugeben“, lenkte Guilford ein. „Was immer das Beste für Penny House ist.“
„Und Sie glauben, diese … diese schnöde Vereinbarung ist das Beste?“
Lächelnd versuchte er sie zu beruhigen. „Ich möchte Ihnen doch nur helfen, Amariah.“
„Habe ich Sie je um Hilfe gebeten, Guilford?“, fragte sie trotzig. „Habe ich Sie gebeten, sich in meine Angelegenheiten einzumischen? Ich hätte diese Sache sehr gut alleine regeln können!“
„Nein, Miss Penny.“ Dalton schüttelte energisch den Kopf. „Sie sind wirklich hübsch anzuschauen, Miss, aber ich höre mir lieber an, was Seine Gnaden zu sagen hat.“
Amariahs Wangen röteten sich. Sie kniff zornig die Lippen zusammen. „Sehen Sie, was Sie angerichtet haben, Guilford? Wäre ich ein Gentleman, würde ich Sie jetzt fordern!“
Dalton lachte. „Wenn das nicht die erste Geschichte ist, Euer Gnaden“, spottete er. „Die berüchtigte Xanthippe fordert einen Gentleman zum Duell!“
Zum Teufel, dachte Guilford verärgert. Woher weiß Dalton davon?
„Von mir hat er das nicht, Amariah“, beteuerte er und hob die Hände. „Sie wissen doch, dass ich Sie nie so nennen würde.“
Sie war verletzt, das konnte er sehen. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, und in diesem kurzen Moment kam Guilford sich vor wie der größte Idiot der Welt.
„Nein, Guilford, das weiß ich“, sagte sie langsam. „Aber solange Sie Ihre Speichellecker haben, brauchen Sie das auch nicht, nicht wahr?“
„Amariah, bitte …“
Aber sie war bereits zur Tür hinaus zu der wartenden Mietdroschke geeilt.
Seit sie an diesem Abend geöffnet hatten, blickte Amariah wohl schon zum hundertsten Mal auf die Uhr im Empfangssalon. Es war fast Mitternacht, und noch immer war nichts von ihm zu sehen.
Zum Teufel mit Guilford, dass er ihr das antat!
Es war unfassbar – die schrecklichen Dinge, die in den Zeitungen standen, regten die Gentlemen anscheinend nur umso mehr an, Penny House zu besuchen. Deshalb konnte sie auch Guilfords Rolle als Informant des Tattle nicht akzeptieren. Der Duke schien tatsächlich überzeugt, er habe etwas Nobles getan, als er sich bereit erklärte, seine Freunde auszuspionieren und dann aller Welt davon zu berichten. Obendrein wiegte er sich offenbar in dem Glauben, er habe sie damit gerettet.
Amariah rieb sich die schmerzende Stirn. Wie sollte sie sich verhalten, wenn er doch noch kam? Nur der Himmel wusste, was er Dalton für die morgige Ausgabe des Tattle erzählt hatte.
Würde sie Guilford je wieder vertrauen können?
Lady Frances Carroll seufzte verstimmt und goss ihrem Bruder eine
Weitere Kostenlose Bücher