Herz ist Trumpf
selten mit ihrer Anwesenheit.“
„Sie werden es nicht für notwendig halten, Dalton.“ Guilford warf die Ausgabe des Tattle, die Crenshaw ihm am Morgen gebracht hatte, auf den Schreibtisch. „Aber mir ließ dieser Haufen Lügen, den Sie sich heute zusammengereimt haben, keine andere Wahl.“
Dalton presste die Lippen zusammen. „Das sind harte Worte, Euer Gnaden.“
„Wahre Worte“, korrigierte Guilford ihn mit ausdruckslosem Gesicht. „Nicht dass ich davon ausginge, dass Ihnen der Unterschied klar wäre.“
Dalton deutete eine ironische Verneigung an. „Euer Gnaden dürfen nicht vergessen, dass es mein bescheidenes Geschäft ist, Zeitungen zu verkaufen, nicht Wahrheiten.“
„Sind Sie der Verfasser der Kolumne über die gestrigen Ereignisse in Penny House?“
Dalton lächelte. „Finden meine Zeilen Ihre Bewunderung, Euer Gnaden?“
„Wenn überhaupt, bewundere ich Ihre Unverschämtheit“, erwiderte Guilford. „Wie zum Teufel konnten Sie solche Lügen veröffentlichen?“
Dalton zuckte die Achseln. „Ich habe meine Quellen. Und es steht der Öffentlichkeit zu, zu erfahren, was sich hinter den Türen dieses vermeintlich so vornehmen Spielclubs abspielt.“
„Dann sollte man der Öffentlichkeit die Wahrheit mitteilen und nicht Ihre verdrehte Version davon.“
„Mit der Wahrheit ist es wie mit der Schönheit, Euer Gnaden, sie liegt im Auge des Betrachters.“ Dalton lächelte unergründlich. „Ich verstehe allerdings nicht, weshalb Ihnen mein Artikel derart missfällt, Euer Gnaden. Sie wurden darin nicht mit einer Silbe erwähnt.“
Guilford merkte, dass er die Geduld verlor, und wenn es nicht um Amariah gegangen wäre, hätte er Dalton vermutlich verprügelt. „Machen Sie sich eigentlich jemals Gedanken darüber, wie viele Leben Sie mit Ihren Verleumdungen ruinieren oder dass Ihre unbedachten Worte selbst das respektabelste Etablissement zerstören können?“
„Penny House?“ Daltons Augen funkelten. „Das ist es, Euer Gnaden, nicht wahr? Westbrook und der andere Bursche sind Ihnen völlig egal. Ihnen geht es nur um die schöne Miss Penny und ihre Interessen, habe ich recht?“
Guilford packte Dalton an den Trägern seiner Schürze. „Sie werden nie wieder von Miss Penny sprechen, Dalton. Weder hier noch in Ihrer verwerflichen Zeitung, noch sonst irgendwo.“
Dalton wand sich und versuchte sich zu befreien. „Sie … Sie können mich nicht einschüchtern, Euer … Euer Gnaden!“, keuchte er. „Ich lasse mich nicht bedrohen oder … oder kaufen!“
„Nein, Dalton, weil Sie nämlich tun werden, was ich Ihnen sage.“ Mit einem Ruck ließ Guilford ihn los. „Keine weiteren üblen Nachreden über Penny House, sonst verklage ich Sie wegen Verleumdung.“
Mit der Hand an der Kehle wich Dalton zurück. „Ich bin weder reich, noch habe ich einen Titel. Sie brauchen nur ein Wort gegen mich zu sagen, und schon bin ich meine Zeitung los. Sie würden mich damit zerstören!“
„In der Tat“, bestätigte Guilford. „Aber ist das nicht genau das, was Sie jeden Tag mit dem Leben und dem Ruf anderer Leute tun?“
„Ich werde nicht aufhören, über Penny House zu schreiben“, erwiderte Dalton erbost.
Guilford maß ihn mit finsterem Blick. „Sie können über Penny House schreiben soviel Sie wollen, solange Sie bei der Wahrheit bleiben, Dalton.“
„Die Wahrheit!“ Dalton schnaubte verächtlich. „Wer würde schon dafür bezahlen, die Wahrheit zu lesen, Euer Gnaden?“
Jetzt war es für Guilford an der Zeit, seinen Trumpf auszuspielen – die einzige Möglichkeit, die ihm eingefallen war, um Amariahs Namen aus dem Skandalblatt herauszuhalten. „Riskieren Sie es, Dalton. Sie sagen, Sie haben Ihre Quellen. Bringen Sie diese Quellen dazu, Ihnen wirklich die Wahrheit zu sagen.“
„Pah“, stieß Dalton hervor. „Dienstboten, die für ein paar Shillinge preisgeben, was sie wissen! Welche Wahrheit können diese Leute mir schon erzählen?“
Guilford musterte den Redakteur. „Vielleicht müssen Sie mehr für Ihre Informationen bezahlen, Dalton.“
„Guilford! Was in aller Welt haben Sie hier zu suchen?“
Guilford widerstand der Versuchung, sich umzudrehen. Er hoffte, betete, dass er sich irrte und Amariah nicht tatsächlich gekommen war und alles verderben würde.
Vergebens.
„Guilford? Sie sind es doch, oder nicht?“
Er seufzte und drehte sich widerstrebend um. Sie stand im Sonnenlicht in der offenen Tür und sah außergewöhnlich schön aus.
„Guten Tag, Miss
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