Herz ist Trumpf
hatte alles Mögliche befürchtet, aber darauf wäre sie nie gekommen. „Sehr freundlich von Ihnen, Mylord“, murmelte sie, ohne ihm Hoffnung zu machen. Westbrook würde niemals einen Platz im leitenden Komitee des Clubs bekommen, egal wie viele Spiele er spielte. Er war zu aufbrausend und nicht einflussreich genug, um für Penny House in irgendeiner Weise von Nutzen zu sein.
„Ich weiß auch, wie man gewinnt. Den Beweis dafür haben Sie selbst gesehen“, fuhr er eifrig fort. „Sie würden es nicht bereuen, mich an Ihrer Seite zu haben, Miss Penny. Ich würde Sie vergessen lassen, dass Guilford nicht mehr hier ist.“
Als ob irgendjemand Guilford ersetzen könnte!
„Ich danke Ihnen für Ihr Angebot, Mylord“, erwiderte sie freundlich, da sie seine Gefühle nicht verletzen wollte, „und ich verspreche Ihnen, ich werde darüber nachdenken.“
„Tun Sie das“, drängte er. „Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Ehre es für mich wäre, mehr Zeit in Penny House und in Ihrer Gesellschaft zu verbringen.“
Amariah lächelte höflich, jedoch nicht ermutigend. Westbrook wäre nicht der erste Gentleman, der ihre freundliche Begrüßung missverstand.
„Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, Mylord“, versetzte sie, „ich muss mich um die anderen …“
„… Clubmitglieder kümmern.“ Westbrook nickte begeistert. „Natürlich müssen Sie das. Sie erwarten Ihre Gastfreundschaft. Sehen Sie, ich verstehe sehr gut, wie es hier zugeht. Aber Sie wissen ja, wo Sie mich finden können, wie immer im Hazard-Raum.“
Fewler hatte behauptet, dass die Männer, die beim Spiel verloren, mit Vorsicht zu genießen seien, und dass sie keine Schwierigkeiten mit denen bekommen würde, die gewannen. Nun, er kannte Baron Westbrook nicht.
Amariah seufzte und lächelte, um den nächsten Ankömmling zu begrüßen. Sie hoffte – mehr als sie sich selbst eingestehen mochte –, dass es Guilford sein würde.
Doch für den Rest des Abends hoffte sie vergeblich.
An einem Vormittag hatte Guilford sich noch nie im Empfangssalon von Penny House aufgehalten. Es schien irgendwie nicht die richtige Tageszeit. Die hohen Fenster standen offen, um frische Luft hereinzulassen. Die Stühle hatte man umgekehrt auf die Tische gestellt und die Tischtücher abgenommen, vermutlich um sie zu waschen. Nun sah man erst, dass die Tischplatten abgenutzt waren, und nicht aus Mahagoni, sondern aus einfacher englischer Eiche bestanden.
Doch der ernüchternde Unterschied zur modischen Eleganz, in der Penny House an den Abenden erstrahlte, gab Guilford nur noch mehr Zuversicht, dass er das Richtige tat. Amariah gab nichts auf äußeren Anschein, und das war eines der Dinge, die er so sehr an ihr mochte. Sie würde sein Angebot annehmen, da war er sicher.
Er blickte erwartungsvoll auf, als die Tür aufging.
„Miss Penny lässt ihr Bedauern ausrichten, Euer Gnaden, aber sie wird noch aufgehalten.“ Pratt verneigte sich. „Janey Patton und ihr kleiner Sohn verlassen uns heute Morgen, und Miss Penny verabschiedet sich gerade von ihnen.“
„Natürlich, natürlich.“ Guilford brauchte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, wer Janey Patton war. Die Frau, für die er die Kinderkleidung hatte besorgen lassen. Er hoffte, dass Amariah sich noch daran erinnerte.
Und er hoffte, dass sie bald kam. Guilford zog seine Taschenuhr hervor. Es war ihm schon immer schwergefallen, auf etwas zu warten, und besonders jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand.
„Sie kommt sicher gleich, Euer Gnaden.“ Bly zog die Verträge aus seiner Ledermappe und legte sie auf den kleinen Tisch neben ihm. „Damen haben eine eigene Vorstellung von Zeit.“
„Guten Tag, Euer Gnaden.“ Amariah blieb auf der Türschwelle stehen; weder kam sie herein, noch schloss sie die Tür. Pratt stand hinter ihr, was bewies, dass es ihr ernst gewesen war, als sie gesagt hatte, sie müsse darauf achten, nie wieder mit ihm allein zu sein.
„Pratt sagte, Sie hätten eine wichtige Angelegenheit mit mir zu besprechen, Euer Gnaden“, fuhr sie fort. „Verzeihen Sie, dass ich Sie warten ließ, aber wir haben heute Morgen viel zu tun.“
Guilford räusperte sich. „Miss Penny“, begann er. In Gegenwart von Bly und Pratt konnte er sie nicht bezaubern und zu einer Zustimmung verführen, aber vielleicht war förmliches Benehmen in dieser Situation ohnehin angebrachter. „Miss Penny, Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze. In meinen Augen kann sich keine andere Dame mit Ihnen messen. Ihr Verstand und
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