Herz ist Trumpf
können wir zusammen sein, ohne dass deine Wohltätigkeitsarbeit darunter leiden muss.“
Sie entriss ihm ihre Hand. „Sie sind verrückt“, erklärte sie fassungslos.
„Ich bin ausgesprochen vernünftig, genau wie Sie, Amariah!“, protestierte er gekränkt.
„Vernünftig?“, wiederholte sie tonlos.
Er begriff, dass er sie irgendwie verletzt haben musste. „Ich habe alles so praktisch wie möglich arrangiert, damit es keinerlei Zweifel oder Verwirrung gibt. Amariah, Sie bedeuten mir sehr viel. Ich möchte Sie glücklich machen.“
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Erst wollten Sie mir helfen, indem Sie für den Tattle spionieren, und jetzt das !“
„Eintausend pro Monat, solange wir zusammen sind“, fuhr er fort, „und fünftausend, wenn wir uns trennen.“
Erzürnt stemmte sie die Hände in die Seiten. „Ein Abschiedsgeschenk, bevor ich überhaupt zugestimmt habe?“ Er konnte sehen, wie sie die Zähne zusammenbiss. „Ist es nicht etwas verfrüht, darüber nachzudenken, Euer Gnaden?“
„Nein, keineswegs, Miss Penny“, mischte Bly sich ein. Dem Anwalt war ihr Stimmungswandel anscheinend entgangen. „Seine Gnaden beweist ein exzellentes Urteilsvermögen, wenn er diese Dinge von Anfang an mit einem Vertrag regelt, der vor jedem Gericht Bestand hat und unterschrieben wird, ehe die Leidenschaft die Vernunft beeinträchtigen kann.“
„Nicht jetzt, Bly“, fuhr Guilford ihn an.
Amariah spähte um die Tür herum. Ihre Augen weiteten sich überrascht. „Und mit wem habe ich die Ehre, Sir?“
„Das ist Bly“, beeilte Guilford sich zu erklären. „Mein Anwalt.“
„Ich befolge die Wünsche meines verstorbenen Vaters, Euer Gnaden, und unterstütze diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Dass Sie mich auf diese Weise zu kaufen versuchen, ist nichts weniger als … verabscheu enswürdig .“
„Was soll ich denn dann für dich tun, Amariah?“, fragte Guilford verärgert. „Verdammt, warum weist du jedes meiner Angebote und jedes Geschenk zurück, das ich dir mache?“
Sie wandte sich ab.
„Amariah, warte. Bitte!“ Er packte sie an den Schultern, sodass sie ihn ansehen musste. „Verstehst du denn nicht, wie teuer du mir bist? Was immer du möchtest, es wird dir gehören, du musst es mir nur sagen!“
Ihre Augen blitzten vor Zorn. „Wenn Sie mich wirklich verstünden, wüssten Sie, dass mein Herz und mein Körper für kein Gold der Welt zu kaufen ist. Ich würde es dem Gentleman, den ich liebe, umsonst geben, glücklich und mit Freuden, aber niemals zu irgendeinem Preis.“
„Aber ich liebe dich, Amariah!“, stieß er verzweifelt hervor. „Ich liebe dich!“
„Wirklich, Euer Gnaden?“ Für einen Augenblick, der ihm endlos erschien, musterte sie forschend sein Gesicht, und wieder einmal war er sicher, dass er ungeweinte Tränen in ihren Augen gesehen hatte.
Mutlos fragte er sich, woran es ihm denn mangelte oder was sie sich sonst noch erhoffte, was er ihr bislang nicht angeboten hatte. „Ich liebe dich wirklich, Amariah“, beteuerte er heiser.
„Das tut mir leid für Sie, Euer Gnaden“, erwiderte sie leise und löste sich aus seinem Griff. Guilford sah, wie sie um Fassung rang, um ihm Lebewohl sagen zu können. „Ich bedaure, dass ich einen so großmütigen Mann wie Sie enttäuschen muss, aber ich werde nicht Ihre Mätresse, nicht einmal für den Preis Ihrer Liebe. Guten Tag, Euer Gnaden, und wenn Sie beschließen, Penny House nicht wieder zu besuchen, dann kann ich das sehr gut verstehen.“
12. KAPITEL
„Nun sehen Sie sich das an, Westbrook.“ Stanton schnalzte aufgeregt mit der Zunge. „Der Covent Garden Tattle hat Sie namentlich erwähnt.“ Um die Nachmittagszeit war es ruhig im Club, und deshalb hatte Stanton als Erster die neueste Ausgabe des Tattle erwischt.
„Tatsächlich?“ Westbrook entriss Stanton die Zeitung und entdeckte sogleich seinen Namen, der mit den üblichen Sternchen abgedruckt war, die indes niemanden beschützen oder täuschen konnten. Vielleicht würde diese Erwähnung seines Namens sogar ausreichen, um Guilfords Platz im Komitee von Penny House zu übernehmen.
„Lesen Sie es lieber erst, bevor Sie jubeln“, mahnte Stanton gelangweilt. „Der Tattle ist nicht für respektvolle Lobeshymnen bekannt.“
„Es fängt aber durchaus respektvoll an“, erwiderte Westbrook entzückt und las laut vor:
„‚Bei unserer unermüdlichen Suche nach der WAHRHEIT haben wir dem Schauplatz des jüngsten Tumults, nämlich
Weitere Kostenlose Bücher