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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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plötzlich meine Oberschenkel, die eine Spur zu dick waren, meinen Busen, der etwas zu wenig füllig ausfiel, und meine Oberarme, die ich unbedingt mit Gymnastik besser in Form bringen sollte. Ich war nicht perfekt, wollte allerdings nichts mehr, als genau das sein. Perfekt! Allerdings wusste ich nicht, wie mir das gelingen sollte. Vermutlich mit einer Stunde Training am Tag, wie es die Models taten. Bloß, dazu fehlte mir der Antrieb. Dieser Gedanke lähmte mich erst recht, ließ mich erst gar nicht beginnen.
    Â»Ich möchte, dass ihr euren Körper, euch selbst, neu zu spüren lernt. Daran arbeiten wir hier, und zwar gemeinsam.« Brian legte eine wohlüberlegte Pause ein. »Die Zuschauer werden es lieben, euch zuzusehen. Weil sie sich in euch erkennen. Bitte, vertraut mir. Vertraut euch selbst. Ich würde euch niemals bloßstellen, um andere zu unterhalten. Ich will euch nur zeigen, wozu ihr fähig seid.«
    Ein erleichtertes Raunen ging durch die Menge. Ich sah, wie die Gesichter sich merklich entspannten.
    Friederike war nach dem Tanz mit Brian wieder zu mir gekommen und strahlte mich nun an. »Brian ist unglaublich«, fand sie.
    Â»Ja, offenbar«, gab ich zu.
    Anneke, eine stämmige Frau in den vierzigern, die Älteste in der Runde, stemmte ihre Hände in die Hüften. »Mich hast du rumgekriegt, du Gauner. Ich will’s jetzt wissen.«
    Â»Ich auch«, rief Biggi, eines der beiden vierzehnjährigen Mädchen von weiter hinten.
    Was Brian sagte, klang beruhigend und wunderschön. Wieso wussten wir nicht, dass wir nicht perfekt sein mussten, dass wir ganz wir selbst sein konnten?

Wir waren alle noch immer beeindruckt von Brians glühenden Worten, als plötzlich Natou wie aus dem Nichts auf der Bildfläche erschien. Brian stellte die Musik an, und als erneut die ersten Takte von Time of my life erklangen, begannen die beiden zu tanzen. Brian zog Natou im Zeitlupentempo zu sich heran.
    Â»Aber hallo. Jetzt geht die Post ab!«, kündigte Anneke an.
    Brians Arme schmiegten sich verzehrend langsam um Natous biegsamen Oberkörper. Was die mit einem schmachtenden Blick quittierte. Dreimal schob Brian Natou von sich weg, nur, um sie sofort wieder zu sich heranzuziehen. Dieser Einleitung folgten einige schnelle, rhythmische Schritte.
    Brian und Natou warben tanzend umeinander, trafen sich, trennten sich wieder und warben erneut. Währenddessen schienen sie miteinander zu verschmelzen. Sie füllten mit ihrer Präsenz jeden Quadratmeter des Raums aus.
    Folge mir!, schienen Brians Bewegungen auszusagen.
    Natou ließ sich zurückfallen, den Kopf zuerst. Ihr Haar war nun eine Fontäne, die sich nach hinten ergoss. Alles an ihr drückte Vertrauen darauf aus, von ihm gehalten zu werden. Brian schob seinen Kopf weiter vor, während seine Hände an ihrem Körper hinabwanderten. Sein Mund deutete knapp vor ihrem Hals einen zarten Kuss an.
    Ich war wie gebannt. Brian und Natou tanzten so, dass wir alle wie magnetisiert dastanden. Sogar Anneke schienen die Worte auszugehen.
    Das Besondere war, dass es nicht der magische Tanz zu Time of my life war, den ich aus dem Film kannte. Brian und Natou hatten etwas Eigenes choreografiert: schwungvoll, unerwartet, lasziv. Ihr Tanz erinnerte an schwüle Tage im Süden und an ein Gewitter, das in der Luft lag. Alles sah supererotisch aus und war ein Feuerwerk an Bewegung.
    Brians Tanz ließ mich noch mehr für ihn schwärmen. Nicht, weil er so verboten gut aussah. Sondern weil er es schaffte, mir das Gefühl zu vermitteln, ich könnte irgendwann das Beste aus mir herausholen. Ohne mich zu verbiegen.
    Als der Song vorbei war, blieb es für Sekunden still im Raum. Niemand rührte sich oder sagte etwas. Allen war offenbar beim Zusehen heiß geworden, und nun, wo es vorbei war und alle sich wieder fingen, konnte endlich tobender Applaus einsetzen.
    Â»Wahnsinn!«, schrien einige.
    Â»Tolle Performance! Ich dachte, ihr habt gleich Sex auf der Bühne«, kreischte Anneke.
    Friederike und ich sahen uns vielsagend an. »Peinlich!«, entkam es uns beiden.
    Â»Aber wir wollen mal nicht so sein«, fügte ich an.
    Â»Zugabe! Zugabe! Zugabe!«, schrie Sonja, eine junge Frau, die Brian offenbar auch toll fand. Das verriet ihr schmachtender Blick.
    Er fasste Natous Hand und gemeinsam verbeugten sie sich. »Und nun tanzen wir alle zusammen«, rief er uns auffordernd zu. »Egal,

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