Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)

Eiskalt sieht er seinen Vater an und redet dennoch mit weichem Klang.
    „Paula, würdest du Lilly bitte nach oben bringen und ihr noch ein Brot machen?“, bittet er die junge Frau, die mir vorhin die Tür geöffnet hat, sodass sie umgehend Lilly schnappt und verschwindet.
    „Du hast Lilly nichts mehr vorzuschreiben“, klingt Jadens Stimme schlagartig ungewohnt hart und ich wage mir kaum vorzustellen, welche Reaktion er jetzt bei seinem Vater hervorruft. Meine Hände unter dem Tisch knetend, um mich zurückzuhalten, weil ich viel lieber zwischen Jaden und seinem Vater stehen würde, beobachte ich jede noch so kleine Regung der beiden.
    „Sei bloß vorsichtig, was du sagst, mein Sohn. Du bist nichts ohne uns und du hast nichts. Also wage es dir nicht, dich noch einmal im Ton zu vergreifen, du…“, deutet diese Äußerung von Jadens Vater geradezu auf eine Beleidigung hin und lässt mich kapitulieren.
    Geräuschvoll rücke ich meinen Stuhl ab und stehe, Jadens Vater mit meinen Blicken fixierend, auf. Weshalb er seine Ansprache unterbricht und mich abfällig taxiert.
    „Sie sind echt das Allerletzte. Sie sollten stolz sein, so einen Sohn und eine so bezaubernde Enkelin zu haben. Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemals jemanden so herzloses und egozentrisches gesehen, der nur auf seinen guten Ruf aus ist“, kann ich meinen Zorn gegen diesen Mann kaum im Zaum halten und muss hier dringend raus, bevor ich noch auf ihn losgehe.
    „Sie verlassen sofort mein Haus“, funkelt er mich gefährlich an und weist bedeutungsvoll auf den Flur, woraufhin ich mir ein kurzes schmunzelndes Schnaufen nicht verkneifen kann.
    „In dieser Gesellschaft wäre ich eh keine Sekunde länger geblieben“, erwidere ich gleichgültig und werfe Jaden einen kurzen entschuldigenden Blick zu, bevor ich mich abwende und diesen kalten, unfreundlichen Ort verlasse.
    „Ryan?“, hält mich allerdings Jadens weiche Stimme vor der Haustür auf und es fällt mir wahnsinnig schwer, mich umzudrehen. Weil ich die Enttäuschung nicht sehen möchte. Schließlich hab ich ihm mit meinem Auftritt seinen Geburtstag versaut und habe ein kaum beschreibbar schlechtes Gewissen. Doch Jaden kommt um mich herum und stellt sich direkt vor mich. Hebt mit seinem Zeigefinger mein Kinn an und bittet mich somit, ihn anzuschauen.  
    „Tut mir leid“, nuschle ich vor mich hin, ehe ich wieder Gefahr laufe, in seinem Blick zu versinken und fühle zart seine Finger an meiner Wange.
    „Dir muss nichts leid tun, Ryan. Das hat noch nie jemand für mich gemacht. Danke“, haucht er gegen meine Lippen, ehe er sie mit einem sanften Kuss verführt. Und wieder fühlt es sich an, als würde es nichts Besseres geben. Als sei dieser Kuss die Erfüllung, auf die ich mein bisheriges Leben gewartet und nach der ich gesucht habe. Was ich allerdings auch schon von seinen Küssen im Club annahm, sodass ich kaum wage, zu überlegen wie sich mehr von ihm anfühlen muss. Was mich beschämt, über meine Gedanken unseren zarten Kuss lösen lässt.  
    „Ich hab noch was für dich“, wispere ich in die Nacht und allein der Glanz in Jadens Augen ist mir das alles wert. Ich würde es für ihn mit der ganzen Welt aufnehmen. Ungläubig und doch voller Neugier beobachtet er mich genau, als ich in meiner Hosentasche nach dem kleinen Päckchen für ihn suche und halte es ihm lächelnd entgegen.
    „Alles Gute zum Geburtstag, Kleiner“, flüstere ich, weil meine Kehle gerade nicht mehr hergibt. Aus Angst es könnte ihm vielleicht nicht gefallen. Und so kaue ich nervös auf meiner Unterlippe herum, als er den Deckel der Schachtel öffnet und mit seinem Zeigefinger andächtig über den Inhalt gleitet.
    „Gefällt sie dir?“, wage ich mich kaum zu fragen, woraufhin er die silberne Kette aus der Verpackung zieht.
    Daran hängt an einem Carrier ein Anhänger in Form eines Dog- Tags, mit einem geschwungenen Engelsflügel darauf, der als Symbol für Hoffnung, Freiheit und Leichtigkeit steht. Doch weil mir die Bedeutung des Motivs nicht reichte, habe ich auf die Rückseite des Anhängers eine Gravur einbringen lassen. Welche Jaden offensichtlich gerade entdeckt hat
    „Hab Vertrauen “, liest er ganz leise, mit Tränen in den Augen, die geschwungene Schrift.  
    „Du weißt, was ich dir neulich im Kindergarten gesagt habe. Das war Ernst gemeint, Jaden. Du kannst immer zu mir kommen. Egal weswegen und egal wann. Okay?“, muss ich einfach wissen, dass er mein Angebot wirklich annimmt und mit einem