Herzblut 02 - Stärker als der Tod
abgenommen wurde und man ihn danach zur Lichtung gebracht hat. Ich müsste ein paar Tests durchführen, um sicherzugehen, die Wunde auf Speichel testen und geheime DNA-Tests durchführen, wenn ich etwas finde. Natürlich könnte ich das nicht auf dem normalen Weg machen, und deshalb würde es länger brauchen, bis wir Ergebnisse hätten.“
„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das machen könnten.“ Vielleicht würde ein DNA-Test beweisen, dass der Biss doch nicht von einem Vampir stammte. Oder man könnte darüber wenigstens Dads Mörder mit dem Mörder vergleichen, der die Familie meiner Tante umgebracht hatte.
„Glauben Sie, dass der Vampirrat eine genetische Datenbank über alle bekannten Vampire führt?“, fragte ich.
„Das bezweifle ich doch sehr. Die Sicherheitsrisiken wären bei einer solchen Datenbank enorm. Aber es kann nicht schaden, den Rat zu befragen. Weißt du, es war deinem Dad sehr ernst, als er allen gesagt hat, dass er die Morde zusammen mit dem Vampirrat aufklären will. Nach seinem Tod und der Reaktion des Clanns, die sicher nicht ausbleibt, ist es umso wichtiger, dass wir den Kontakt zum Rat halten. Wenn du dich selbst mit dem Rat in Verbindung setzen könntest, würde der Friedensvertrag vielleicht so lange aufrechterhalten, bis wir den Mörder haben. Und außerdem würde es deine Glaubwürdigkeit als möglicher Clann-Führer untermauern.“
Ich wollte ihm schon die Wahrheit sagen, dass ich nämlich nie der Anführer des Clanns hatte werden wollen. Dass es der Traum meiner Eltern war, ein Traum, der nie wahr werden sollte, weil mein Dad ewig leben würde. Und dass ich wahrscheinlich jämmerlich versagen würde, wenn ich einen Haufen Leute auf der ganzen Welt anführen sollte, von denen ich die meisten nicht mal kannte.
Aber dann dachte ich daran, was passieren würde, wenn ich nichtin Dads Fußstapfen trat. Daran, wie enttäuscht Dad und Großvater gewesen wären, von Mom ganz zu schweigen. Und daran, was aus dem Clann werden würde, wenn Vampirhasser wie die Williams das Sagen hatten.
Und was das für Savannah bedeuten würde.
Ich holte tief Luft. „Sie haben recht. Ich werde versuchen, den Rat zu erreichen. Savannahs Vater hat früher dazugehört. Ich rede mit ihm und sehe mal, ob er einen Kontakt herstellen kann.“
Dr. Faulkner sah mich mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an. Nach einer ganzen Weile sagte er: „Dein Vater wäre heute Abend unglaublich stolz auf dich.“
Mir schnürte es die Luft ab, dass ich kaum noch atmen konnte. „Danke.“
„Ruh dich aus, wenn du kannst. Morgen können wir unsere Verbündeten zusammenrufen und auf eine Wahl drängen. Je eher dich alle als natürlichen Nachfolger und als beste Wahl ansehen, desto schwerer wird es Williams fallen, Unterstützung zu finden.“
Ich verstand, was er meinte. Es erinnerte mich an etwas, das wir mal in Geschichte gelernt hatten. Wenn ein König gestorben war, hatten die Leute gerufen: „Der König ist tot. Lang lebe der König!“ Früher hatte ich nicht gewusst, was das heißen sollte. Aber langsam begriff ich es.
Richtig wurde es dadurch noch lange nicht. Bei Politik wurde mir einfach übel. Dinge wie Schmerz und Verlust spielten keine Rolle, auch nicht Schock, Angst und Zweifel oder die Zeit, die man zum Trauern gebraucht hätte.
Konnte ich überhaupt ein guter Anführer werden? Ich hatte gedacht, ich könnte noch jahrzehntelang von Dad lernen. Hatte er mir in der kurzen Zeit genug beigebracht, damit ich seinen Traum erhalten konnte?
Ich verabschiedete mich von Dr. Faulkner und schleppte mich ins Haus. Officer Talbot war schon gegangen, Emily war in ihrem Zimmer, und Mom stöhnte im Schlaf.
Ich schloss die Haustür ab, schaltete die Alarmanlage ein und ging nach oben, wo ich mir die Schuhe auszog. Emilys Schluchzen drang durch ihre geschlossene Zimmertür.
Ein Teil von mir wollte anklopfen, sie in den Arm nehmen und ihr nah sein, wie wir es in Krisen immer gewesen waren. Auch wenn wir völlig unterschiedliche Meinungen hatten, hatten wir immer zusammengehalten. Ich hatte mich immer darauf verlassen können, dass Emily einen Plan ausheckte, wenn ich noch keinen hatte.
Aber heute Abend hatte sie wegen Dads Tod gelogen oder mindestens etwas verborgen, und deshalb konnte ich nicht zu ihr gehen. Es gab zu viele unbeantwortete Fragen, sie hatte zu viele Geheimnisse. Schon der kleinste Hinweis konnte uns zu dem Mörder führen. Solange sie nicht ehrlich war und mir nicht sagte, was sie wusste, konnte
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