Herzblut 02 - Stärker als der Tod
denkst und es dir nicht leidtut, dass du mit mir Schluss gemacht hast.“
Ihr Haar ergoss sich auf den Rasen. Es war einfach zu verlockend. Ich vergrub meine Nase darin und atmete den warmen Lavendelduft ein, den ich in jeder wachen Sekunde vermisste.
Als ich so tief Luft holte, dehnte sich meine Brust und drückte sich gegen sie, und ein Schauer überlief sie.
„Ich denke an uns. Und ich wünschte, ich hätte nicht mit dir Schluss machen müssen.“
„Sag mir, dass du mich nicht liebst.“ Ich sah ihr direkt in die Augen, enttäuscht, verletzt, so voller Sehnsucht, dass sie mir schmerzhaft in der Lunge und der Kehle brannte. „Ich habe es versucht, Savannah. Ich habe wirklich versucht, dich nicht mehr zu lieben. Ich bin sogar so weit gegangen, dass ich andere verletzt habe. Aber ich schaffe es nicht. Wenn du es kannst, wenn du einen Zauber gefunden hast, der mir die Gefühle für dich nimmt, sag ihn mir.“
Sie schloss die Augen, schlug sich die Hände vors Gesicht und schluchzte. Ihre Schultern bebten. „Ich kann es nicht! Ich wünschte, ich könnte es. Ich wünsche mir jeden Tag, ich würde eine Möglichkeit finden, dich nicht zu lieben. Aber ich tue es noch. Ich …“
Mehr musste ich nicht hören. Ich presste meine Lippen auf ihre, während ich gleichzeitig die Handflächen auf den Boden drückte und Energie aufnahm.
Dann fiel es mir wieder ein: Ich war heute Nacht in meinem Zimmer eingeschlafen. Unter mir war keine Erde, aus der ich Energie ziehen konnte.
Also küsste ich sie stattdessen auf die Wangen, die Nase, die tränennassen Lider, auf die Kehle, auf das Schlüsselbein.
„Alles wird gut“, versprach ich ihr immer wieder zwischen den Küssen. „Bald führe ich den Clann an, und niemand kann uns mehr sagen, dass wir nicht zusammen sein dürfen.“
Ihre Hände, die von meinem Haar zu meinen Schultern geglitten waren, stockten.
Ich war so gefangen, dass es eine kurze Weile dauerte, bis ich merkte, wie angespannt sie plötzlich war.
„Sav?“ Ich hob den Kopf und sah sie an.
Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. „Schläfst du heute Nacht draußen?“
„Nein, ich bin in meinem Zimmer.“
Sie drehte den Kopf zur Seite, bis sie meine rechte Hand auf ihrer Schulter sehen konnte. Meine Hand zitterte.
Plötzlich schob sie sich unter mir hervor. Bevor ich sie aufhalten konnte, wich sie zurück.
„Ach komm schon, Sav!“ Ich kniete mich wieder hin. „Du machst mich noch wahnsinnig.“
„Du verstehst es einfach nicht! Zwischen uns hat sich nichts geändert. Ich bin immer noch eine Vampirin, auch wenn ich jetzt zaubern kann. Ich nehme dir immer noch deine Energie, wenn wir uns küssen, deine richtige Lebensenergie, sogar in unseren Träumen. Ich habe immer noch keine Ahnung, wie ich das abstellen soll. Und dass du Clann-Führer wirst? Auch das ändert nichts. Dadurch können wir erst recht nicht zusammen sein.“ Hektisch rappelte sie sich auf.
Ich stand ebenfalls auf. „Na schön. Ich werde nicht Clann-Führer.“
Sie verdrehte die Augen. „Sei nicht albern. Du hast schon alle Gründe aufgezählt, warum du es werden musst. Du musst, Tristan. Es geht hier nicht mehr um dich und mich oder darum, was wir wollen. Diese Sache ist viel, viel wichtiger.“
Ich ging zu ihr. „Wir können es schaffen. Wir gehören zusammen.“
Sie holte tief Luft. Dann blickte sie mich an, damit ich die Tränenin ihren Augen sah. „Wie? Sollen wir in einem Zelt mit einem Loch im Boden leben, damit du jedes Mal Energie aufnehmen kannst, wenn wir uns küssen?“
„Ich finde eine Möglichkeit, mich in einen Vampir zu verwandeln. Dann wären wir gleich. Zwei Vampire können sich nichts tun.“
Sie knirschte mit den Zähnen. „Und der Clann wählt Dylans Dad zu seinem Anführer. Wie würde unser Leben wohl aussehen, wenn so viele Nachfahren, Vampire und unschuldige Menschen in einem sinnlosen Krieg sterben?“
Als ich widersprechen wollte, brachte sie mich auf die einzige Art zum Schweigen, die ihr blieb.
„Leb wohl, Tristan. Und viel Glück am Samstag.“
Dann küsste sie mich und entzog mir Energie, obwohl wir so weit voneinander entfernt waren. Bis ich die Traumverbindung nicht mehr halten konnte.
Ich wachte in meinem Zimmer auf. Fluchend drehte ich mich herum und schlug auf die Matratze unter mir ein.
34. KAPITEL
Savannah
S obald ich am nächsten Morgen den Traum mit Tristan beendet hatte, lief ich nach unten. Dad saß im Wohnzimmer und las Zeitung. Ich erzählte ihm, was mit Tristans
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