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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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waren, durfte ich erst recht nicht nachdenken. Und schon gar nicht schaffte ich es, Mom anzusehen. Klar, sie freute sich wahnsinnig über ihr neues Zuhause. Aber hier stand sie und weinte sich die Seele aus dem Leib. Es brach ihr offensichtlich fast das Herz, sich ein letztes Mal von ihrer Mutter zu verabschieden. Als die neue Pianistin Nannas Lieblingslied In the Garden spielte, konnte ich meine Tränen kaum zurückhalten.
    Die Worte des Pfarrers rauschten in der Kirche und am Grab auf dem Larissa-Friedhof vor der Stadt, auf dem unsere ganze Familie lag, an mir vorbei. Obwohl es erst April war, schwitzten alle unter der brennenden Sonne. Die Hitze knallte auf die Nelkengestecke auf dem Sarg und ließ süßlichen Blumenduft aufsteigen. Obwohl ich nur flach atmete, stieg mir der Duft dieser Friedhofsblumen unangenehm in die Nase und legte sich auf meine Lungen.
    Egal, wie alt ich werden würden: Diesen Geruch würde ich mein Leben lang hassen.
    Nachdem der Pfarrer die letzten Worte gesprochen hatte, redete Mom mit Nannas zahlreichen Freundinnen. Ich bedankte mich bei Anne, Carrie und Michelle mit einer kurzen Umarmung dafür, dass sie gekommen waren. Jetzt, wo ich meine Freundinnen sah, wurde mir klar, wie sehr ich sie vermisst hatte. Und wie viel Angst ich andererseits vor dem nächsten Treffen mit ihnen hatte. Zum Glück erwarteten sie wenigstens heute keine Erklärung von mir. Danach fuhr ich mit meinen Eltern zu Nannas Haus. Wir mussten uns umziehen und die letzten Sachen packen.
    Dad hatte schon ein neues Zuhause in der Stadt gefunden. Das zweistöckige baufällige Haus im viktorianischen Stil sah aus, als hätte die Addams Family darin gewohnt. Schlimmer als das Aussehen war allerdings die Lage. Es stand gegenüber der Tomato Bowl, direkt auf der anderen Seite der Bahngleise. In dem Stadion fanden die Football- und Fußballspiele unserer Highschool und Junior Highschool statt. Das einzige Trostpflaster war, dass ich es im nächsten Jahr nach den Heimspielen der Footballmannschaft nichtweit nach Hause haben würde.
    Dad sagte, das Haus sei das perfekte Demonstrationsobjekt für seine Firma. Er renovierte mit seinen Leuten historische Bauten und wollte hier sein Können beweisen. Ich konnte nur hoffen, dass sie schnell arbeiteten. Richtig schnell. Immerhin spielte Geld keine Rolle. Dad meinte, es habe schon Vorteile, als Vampir Gedanken lesen zu können und jahrhundertelang zu leben. Dabei habe er ein wirklich gutes Händchen für Aktien entwickelt.
    Am Sonntag verabschiedeten Mom und ich uns lange, stumm und tränenreich von unserem alten Zuhause und voneinander. Dann zogen Dad und ich in unsere Baustelle, und Mom fuhr mit ihrem Wohnwagen los. Die Möbelpacker hatten mein Bett in mein neues Zimmer gestellt, wie Dad es versprochen hatte. Wenigstens würde ich mich nicht komisch fühlen, weil ich in einem fremden Bett schlafen musste. Nur das Zimmer war ungewohnt und staubig, und alles stand voll mit Kartons, in denen meine Sachen lagerten. Vor dem Packen hatte ich meine Kleidung gewaschen, damit ich saubere Sachen hatte, bis nächste Woche Waschmaschine und Trockner geliefert und angeschlossen würden.
    Jetzt musste ich mich nur noch daran gewöhnen, dass es in meinem neuen Zuhause ständig knarrte und ächzte.
    Am schlimmsten war es abends, wenn ich auf den Schlaf wartete und keine Ablenkung hatte. Schon als Kinder hatten Tristan und ich unsere angeborenen Fähigkeiten genutzt und unsere Gedanken im Traum verwoben. Wir hatten so oft gemeinsam geträumt, vor allem in den letzten Monaten, als wir zusammen waren, dass es seltsam war, jetzt nicht von ihm zu träumen. Noch eine Gewohnheit, die ich mir mühsam abtrainieren musste.
    Es wäre so einfach gewesen, die Augen zu schließen und meinen Geist zu öffnen. Ihn zu treffen wie schon ein paar Hundert Mal, immer im Mondschein, meistens in einer Fantasieversion seines Gartens oder des Zirkels im Wald hinter dem Haus der Colemans. Ihn lächeln zu sehen, seine Hand zu halten, seine Lippen auf meinen zu spüren …
    Ich lag in meinem alten Bett in meinem neuen Zimmer und sah im Dunkeln zu, wie sich die großen Kiefern im Garten im Windwiegten, als würden sie tanzen. So wie Tristan und ich getanzt hatten, eng umschlungen wie zwei Bäume, deren Äste ineinandergewachsen waren und sich nie trennen würden. Ich war so dumm und naiv gewesen, dass ich dachte, wir hätten eine Chance, obwohl so viele Menschen, ihr Glaube und ihre Ängste gegen uns standen.
    Ich unterdrückte

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