Herzblut 02 - Stärker als der Tod
Rippen, lks Bein 2x gebrochen & in Gips, lks Handgelenk gebr. & in Gips. T hübsch wie immer. Sagt, Bremsen hätten versagt???
10. KAPITEL
I ch musste die SMS dreimal lesen. Zweimal, um die vielen Verletzungen zu verkraften, und ein drittes Mal, um sicher zu sein, dass ich den letzten Teil richtig verstanden hatte. Das Plastikgehäuse des Handys knarrte gefährlich, als ich es zu fest packte.
Die Bremsen hatten versagt. Genau wie Dylan es wie nebenbei angedeutet hatte.
Steckte er etwa wirklich dahinter?
Vielleicht hatte er es auch von einem anderen Clann-Mitglied oder sogar aus dem Sheriffsbüro gehört und wollte mich mit dem Gerücht nur verunsichern. Das hatte ja Anne gemeint.
Aber warum hatten Tristans Bremsen versagt, wenn Dylan nicht an ihnen herumgepfuscht hatte?
Ich sah wieder die dunkle Gestalt vor mir, die nach Tristans Unfall in den Wald eingetaucht war. Konnte das Dylan gewesen sein?
Aber woher hätte er wissen sollen, wann und wo die Bremsen versagen würden?
Anne hatte recht. So klug war Dylan wahrscheinlich nicht.
Es sei denn, er war so clever, dass er sich nur dumm stellte.
Okay, langsam wurde es lächerlich. Davon bekam man ja Kopfschmerzen. Ich wurde schon paranoid. Bremsen versagten immer wieder mal, oder?
Bei einem relativ neuen, tadellos instand gehaltenen Pick-up? Na klar.
Nachdem ich mich im Badezimmer auf der anderen Flurseite angezogen hatte, sammelte ich so leise wie möglich meine Sachen ein. Die Mädels mussten noch lange aufgeblieben sein, nachdem ich weggeratzt war. Michelle und Anne schnarchten immer, aber Carrie schnarchte eigentlich nur, wenn sie richtig müde war. An diesem Morgen sägten alle drei wie die Holzfäller.
Ich kletterte vorsichtig über Michelle und Carrie, die auf dem Boden schliefen, und tippte Anne auf die kitzlige Nasenspitze.
„Hmpf?“, machte sie. Sie rieb sich mit einer Hand über die Nase und öffnete ein Auge halb.
„Ich muss los. Die Familie.“
„Ss gut“, nuschelte sie.
Als ich schon gehen wollte, fiel mir noch etwas ein. „Ach, kannst du mir einen großen Gefallen tun? Kannst du bitte mein Kleid verbrennen?“
Jetzt riss sie die Augen auf. „Was?“
Ich sah nach, ob Michelle und Carrie noch schnarchten, bevor ich flüsterte: „Es ist voller Blut von du weißt schon, wem.“ Weil es schwarz war, konnte man die Blutflecken kaum sehen. Aber wenn ich es mit nach Hause nehmen würde, würde Dad das Blut auf jeden Fall riechen und sofort wissen, dass ich Tristan direkt nach dem Unfall gesehen hatte.
Anne zog die Nase kraus. „Mach ich. Jetzt geh schon. Leg ’nen Zahn zu.“
Als ich antworten wollte, bemerkte ich, dass sie grinste. Vampirhumor. „Ha, ha. Findest du dich witzig?“ Ich zog ihr das Kissen mit einem Ruck unter dem Kopf weg und ließ es auf ihr Gesicht fallen.
Danach klangen ihr Kichern und das Versprechen, die Beweise wirklich zu beseitigen, etwas gedämpft.
Als ich mich aus der Tür stahl und zu meinem Auto ging, klammerte ich mich fest an die Erleichterung und Dankbarkeit dafür, dass es Tristan gut ging. Aber die Fragezeichen, mit denen Emily ihre SMS beendet hatte, ließen mir keine Ruhe.
Tristan wäre gestern Abend fast gestorben. Wären Emily und ich nicht rechtzeitig bei ihm gewesen oder hätte Emily nicht gewusst, wie sie ihn heilen konnte, wäre er jetzt tot.
Hatte ihn wirklich jemand umbringen wollen? Und wenn ja, würde er es noch einmal versuchen?
Zu Hause wartete Dad in der Küche mit einem heißen Kakao auf mich. Bestimmt hatte er ihn in der Mikrowelle warm gemacht, als er mein Auto in der Auffahrt gehört hatte.
„Danke“, sagte ich und nippte an dem Kakao. Die Wärme tat gut. Ich sah Dad über den Tassenrand hinweg an. „Hast du von dem Unfall gehört?“
Er nickte. „Ich habe Verbindungen zum Krankenhaus.“
Ich wollte gar nicht wissen, weswegen. Lieber konzentrierte ich mich darauf, ruhig und gelassen zu klingen. „Emily hat mir heuteMorgen eine SMS geschickt. Abgesehen von ein paar Stichen und ein paar gebrochenen Knochen, bei denen der Clann helfen kann, geht es ihm wohl ganz gut. Aber er hat gesagt, seine Bremsen hätten versagt und deshalb sei er in der Kurve so schnell gewesen. Und womöglich hat jemand aus einiger Entfernung zugesehen.“
Das war nicht gelogen. Ich hatte nicht gesagt, wer den Beobachter gesehen hatte. Was Dad wusste, würde auch der Vampirrat erfahren, wenn Dad das nächste Mal in Paris berichten musste. Der Rat würde seine Gedanken lesen und alles herausfinden,
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