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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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Muskelgedächtnis. Hast du noch nie davon gehört?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Tänzer arbeiten ständig damit. Deine Muskeln haben ihre eigene Erinnerung. Wenn du die gleichen Bewegungen oft genug wiederholst, speichern sie den Ablauf ab. Das erspart deinem Kopf Arbeit, und es fühlt sich wieder natürlich an, dich so langsam wie ein Mensch zu bewegen.“
    Ich seufzte. „Wenn du meinst. Also soll ich mich wie eine Pantomimin in Zeitlupe bewegen?“
    Einer seiner Mundwinkel zuckte leicht. „Ich dachte da eher an Tai-Chi.“
    Ich starrte ihn an. „Ist das nicht das, was die alten Leute im Park machen?“
    „Menschen in jedem Alter machen Tai-Chi, um sich zu konzentrieren, ihren Geist zu beruhigen und Kontrolle über ihren Körperzu erlangen.“ Er klang ein bisschen beleidigt. War Vampiren ihr wirkliches Alter etwa peinlich?
    Ich dachte darüber nach, was er gesagt hatte. Kontrolle über meinen Körper. Das wäre doch mal was. „Na gut. Was muss ich machen?“
    In den nächsten zwei Stunden gingen wir langsam mehrere Bewegungsabläufe aus dem Tai-Chi durch, die fast zu einer Choreografie verschmolzen. Na ja, vielleicht zu einer ziemlich plattfüßigen Choreografie. Trotzdem wirkte Tai-Chi irgendwie beruhigend, auch wenn es mir am Anfang etwas seltsam vorkam.
    Es erinnerte mich an meinen Tanzunterricht in der neunten Klasse, bevor sich meine Vampirfähigkeiten entwickelten und der Vampirrat mir verbot, vor anderen zu tanzen. Natürlich war ich jetzt viel anmutiger. Trotzdem war es neu und nicht ganz einfach, die genauen Bewegungen für jede Form zu lernen. Ich musste meinem Körper beibringen, sich viel langsamer zu bewegen, als er wollte. Immerhin hatte diese Aufgabe den angenehmen Nebeneffekt, dass sie mich von anderen Dingen ablenkte.
    Und Ablenkung konnte ich wirklich gut gebrauchen.
    Mittags machten wir eine Pause. Ich hätte das Essen gern ausfallen lassen, aber Dad bestand darauf, dass wir mit Obst und gedämpftem Gemüse experimentierten. Normalerweise hätte ich davon nicht viel gegessen. Weil ich kein Blut trinken wollte, war Dad offenbar fest entschlossen, das gesündeste menschliche Essen zu finden, das ich ertragen konnte, und mich mit einer ganzen Wochenportion vollzustopfen.
    Dabei war nicht alles schlecht. Als neues Lieblingsessen entdeckte ich Birnen aus der Dose und gedämpfte Möhren. Sie waren so weich, dass sie meinen überempfindlichen Zähnen nicht schadeten, die in letzter Zeit ständig schmerzten, und vom Geschmack her so unaufdringlich, dass sich mir nicht gleich der Magen umdrehte. Und ich fand heraus, dass ich Gemüsesaft ertrug. Allerdings musste ich ihn mit Wasser strecken, damit meine Geschmacksknospen nicht vor Schmerzen explodierten.
    Offenbar besaßen Vampire einen extrem empfindlichen Gaumen.
    Nach dem Essen brachte er mir weiter Tai-Chi bei. Wir konzentrierten uns auf die Atmung, und irgendwie vergingen die Stunden wie im Flug.
    „Danke, Dad“, sagte ich, als sich das Licht, das durch die Jalousien vor dem Wohnzimmerfenster fiel, rötlich färbte und verblasste. „Das habe ich wirklich gebraucht.“
    Als er mein Lächeln sanft erwiderte, sah er einen kurzen Moment lang wie ein ganz normaler menschlicher Vater aus. „Es war mir eine Freude. Tai-Chi hat mir immer großen Frieden beschert, wenn ich ihn am meisten brauchte. Ich hoffe nur, dass es dir das Gleiche geben kann.“ Er warf einen Blick nach draußen, wo es dunkel wurde. „Leider müssen wir unser Training für heute beenden. Es wird langsam spät, und ich habe seit einer Woche nicht mehr getrunken. Ich muss dich für eine Weile allein lassen.“
    Das war’s dann also für heute mit der friedlichen Stimmung.
    Er redete so beiläufig darüber, irgendeinem armen Menschen Blut auszusaugen, also wollte er noch schnell in den Supermarkt. Auch wenn dieser Mensch ein Übeltäter war, wie Dad sie nannte, war es falsch, sich einfach so einen Blutspender zu suchen.
    Ich ging in mein Zimmer, setzte meine Kopfhörer auf und drehte die Musik laut auf. Ich versuchte, nicht an meinen Dad und seine „Besorgungen“ zu denken. Oder daran, dass es mir bald vielleicht genauso gehen würde.

11. KAPITEL
    Tristan
    H ör auf mit dem Quatsch. Ich weiß, dass du wach bist“, grummelte Emily irgendwo rechts neben mir.
Ich öffnete ein Auge einen kleinen Spaltbreit. Die Luft war rein, weder unsere Eltern noch andere Nachfahren waren zu sehen. „He. Woher weißt du das?“
    Sie zuckte mit den Schultern und verschränkte die

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