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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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stand und nickte. „Seit dem letzten Jahrhundert nutzen die Siedler eher Technik und Waffen zu ihrem Schutz.“
    Ich schwieg lange, bevor ich den Kopf schüttelte. „Ich habe schon immer hier gelebt und noch nie von diesen Riesenkatzen gehört. Warum haben wir in Geschichte nie darüber geredet?“ In der Grundschule hatten wir nicht nur ein-, sondern zweimal die Geschichte von Texas durchgenommen. Die Lehrer hatten uns vom Fort Alamo erzählt, von Davy Crockett und Sam Houston, von Lupinen und Spottdrosseln, den Blumen und Vögeln unseres Staates, und der Yellow Rose of Texas. Wir mussten sogar das Lied The Yellow Rose of Texas und den Treueeid auf die texanische Flagge auswendig lernen. Aber über sagenhafte schwarze Katzen war kein Wort gefallen.
    Nein, Mom hatte recht, dachte er. Sie weiß nichts .
    Fast hätte ich genervt geknurrt. Wovon wusste ich nichts?
    „Sie sind nicht allgemein bekannt. Die Katzen verstecken sich gern tief im Wald. Aber einige Leute haben sie schon beim Jagen gesehen. Ich auch.“
    „Echt?“
    Er grinste. „Ja. Am helllichten Tag, nicht mal zwanzig Meter von mir entfernt. Sie war riesig, mindestens eins achtzig von Kopf bis Hintern und richtig massig.“
    Ich beugte mich vor. „Was hast du gemacht?“
    „Nichts. Sie hat mich nicht angegriffen oder so. Eigentlich sah sie ganz lieb aus.“
    „Hast du da gerade Hirsche gejagt?“
    „Ja, wieso?“
    „Wenn du dich mit dem Hirschurin eingesprüht hast, den die Jäger hier gerne nehmen, hast du wahrscheinlich so gestunken, dass sie dich nicht fressen wollte.“
    Ron warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Woher kennst du denn Hirschurin? Gehst du auch jagen?“ Er zog ungläubig die Augenbrauen hoch und ließ den Blick nach unten zu meinen hochhackigen Schuhen wandern, zu denen Dad mich heute endlich überredet hatte.
    „Nein. Anne hat mir das erzählt. Sie geht jedes Jahr mit ihrem Onkel Danny jagen …“
    Als er das Gesicht verzog, hätte ich mir die Zunge abbeißen können.
    „Tut mir leid“, murmelte ich.
    Er starrte auf den Tisch. „Wir sollten lieber anfangen. Die Mittagspause ist gleich zu Ende.“
    „Stimmt.“ Ich räusperte mich und griff nach meiner Tasche.
    Jemand kam zu unserem Tisch herüber. Es war die Bibliothekarin. Mist.
    Ron reagierte zuerst. „Ach! Hallo, Mom.“
    Die Bibliothekarin war Rons Mutter? Kein Wunder, dass er jeden Tag ohne Erlaubnis von einem Lehrer hier sitzen durfte.
    „Hallo, mein Sohn. Machst du deine Hausaufgaben?“ Als sie ihn fragend ansah, fiel mir auf, wie ähnlich die beiden sich waren. Ron hatte ihre Augen und ihre Haarfarbe.
    „Ja.“ Er wurde rot. „Ach, tut mir leid, das ist …“
    „Savannah Colbert. Ja, ich weiß“, unterbrach ihn Mrs Abernathy ernst.
    Komisch, dass sie mich kannte. Ich musterte ihr Gesicht, aber ich konnte ihre Gedanken nicht lesen. Ich hörte nur, wie sie in ihrem Kopf eine Melodie summte, die ich nicht kannte.
    Hatte der Clann in der Stadt über mich getratscht? Oder hatte sie die Gerüchte über Tristan und mich gehört, die noch durch die Schule wehten wie Müll im Wind?
    „Schön, dich endlich mal kennenzulernen“, sagte sie. „Du kannst jederzeit in der Mittagspause herkommen.“ Lächelnd zerzauste sie Ron die Haare, bevor sie wieder ging.
    Sobald sie außer Hörweite war, beugte ich mich über den Tisch und flüsterte: „Woher weiß sie, wer ich bin?“
    „Mom leitet die Gesellschaft für Familienforschung in Jacksonville. Sie kennt alle Nachfahren.“
    Mein Herz raste. Ich saß wie erstarrt da. Die hölzerne Stuhlkante drückte in meine Oberschenkel. Nachfahren . Diesen Begriff hatte er schon auf dem Flur vor meinem Schließfach benutzt. Nur hatte mich das Blut so aus der Bahn geworfen, dass ich nicht aufgepasst hatte.
    „Woher weißt du, dass sie Nachfahren heißen? Gehört deine Familie zum Clann?“ Nur die Nachfahren selbst kannten diesen Namen. Wenn Ron auch ein Nachfahre war, würde der Clann mirsicher verbieten, mit ihm allein zu sein.
    „Nein. Aber meine Familie hat viel über sie gehört.“
    Warum hat ihre Familie ihr nichts von den Hütern erzählt? dachte er.
    Ich hätte ihn zu gern gefragt, wer die Hüter waren. Aber damit hätte ich zugegeben, dass ich manchmal seine Gedanken lesen konnte. Ich hatte einfach keine Idee, wie ich das Thema unauffällig anschneiden sollte.
    „Fangen wir lieber an.“ Er nahm sein Chemiebuch und schlug es beim heutigen Thema auf. Als ich mich nicht rührte, blickte er auf. „Soll ich dir jetzt

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