Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
nächsten Moment wie wertlosen Dreck zu ignorieren.
Meine Wut verlieh mir genug Mut, meine Tränen herunterzuschlucken und mich zu ihm umzudrehen.
„Es war also nicht leicht, deine Mannschaft ohne dich spielen zu sehen.“ Mir hatte sich die Kehle dermaßen zugeschnürt, dass schon das Sprechen schmerzte. Trotzdem brachte ich den Rest irgendwie heraus. „Was weißt du denn schon davon? Du hattest es dein Leben lang leicht. Jacksonvilles goldener Prinz. Der reiche Junge, mit dem sich jedes Mädchen verabreden will. Der zukünftige Oberchef des Hexenclans.“ Ich wedelte mit den Händen. In den letzten Jahren hatten sich so viel Schmerz und Wut in mir aufgestaut, dass ich fast ausrastete. Es kostete mich schon Mühe, ihn nicht anzuschreien.
Verdutzt riss er seine umwerfend hübschen Augen auf. „Wovon redest du …“
Ich musste lachen. Auch für mich selbst klang es hohl und humorlos. Er glaubte wirklich, ich hätte keine Ahnung, oder? „Ich weiß alles über den Clann und eure Magie. Meine Familie gehört auch zu den Nachfahren – sie war im Clann, bis sie für euch nicht mehr perfekt und rein genug war.“ Ich baute mich dicht vor ihm auf. Er wollte reden? Vielleicht sollten wir das wirklich tun. Über alles. „Willst du wissen, was nicht leicht ist? Wenn dein bester Freund plötzlich nicht mehr mit dir reden will. Wenn du nicht weißt, was du falsch gemacht hast, du deine ehemaligen Freunde anflehst, nicht mehr böse zu sein, und sie dich wie Luft behandeln. Sechs Jahre lang. Ich war doch verrückt, zu denken, wir könnten wieder Freunde sein. Du behandelst mich nur wie Dreck, genau wie Freitagabend. Dabei wollte ich nur nett zu dir sein!“
Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und zerzauste sie.„Weißt du, was? Du hast recht. Ich habe mich wirklich die ganze Zeit wie ein Arsch benommen, und beim Spiel letzte Woche noch schlimmer. Ich meine, klar haben mir meine Eltern gesagt, dass ich mich von dir fernhalten soll, und ich wollte brav sein und mich daran halten. Aber das hätte ich nicht tun sollen. Und ich mache es auch nicht mehr.“ Er legte mir die Hände auf die Schultern; durch meinen Pullover hindurch spürte ich ihre Hitze. „Glaub mir bitte, ich wollte dir nicht so wehtun. Ich kann gar nicht sagen, wie leid es mir tut.“
Seine Worte waren Balsam für meine Seele. Genau das hatte ich seit Jahren hören wollen.
Aber es erklärte noch nicht, warum er sich bei dem Spiel wie ein Arsch benommen hatte. „Ich verstehe ja, dass du Freitagabend keine gute Laune hattest. Aber warum hast du das an mir ausgelassen? Bist du sicher, dass es dabei nicht um den Clann ging? Er hat dich nicht dazu angestiftet, oder?“
„Was? Nein, natürlich nicht! Ich musste mich sogar mit meinen Eltern streiten, damit ich weiter als Betreuer arbeiten kann.“
Das verschlug mir für einen Moment die Sprache. „Was? Warum solltest du das tun?“
Er wurde so stocksteif, dass ich nicht sicher war, ob er noch atmete. Nach langem Zögern schluckte er schwer. Seine Hände hatten angefangen zu zittern. Er ließ sie hinunter zu meinen Ellbogen gleiten, bis ich die Hände auf seine Unterarme legte. „Weil ich es vermisste, mit dir zusammen zu sein. Wir waren mal die besten Freunde. Das fehlt mir. Du fehlst mir.“
Meine Wut verpuffte, ich fühlte mich ganz leicht und warm. Jetzt traten mir aus einem anderen Grund Tränen in die Augen. „Echt?“
Er grinste. „Ja, echt.“
Ich konnte nicht anders. Ich musste einfach lächeln. „Na gut. Aber spiel nicht mehr den Arsch. Als Chefbetreuerin habe ich einen Ruf zu verlieren. Wie soll ich denn die Charmers rumkommandieren, wenn ich nicht mal meine eigenen Leute im Griff habe?“
Lachend salutierte er. „Aye, aye, Käpt’n.“
„Und du trägst die Musikanlage und die Trainertasche. Mindes-tenseine Woche lang, weil du zur Chefbetreuerin frech warst.“ Meine Mundwinkel zuckten, als ich gegen ein Lachen ankämpfte.
„Sehr wohl, Miss Savannah.“ Er schlang sich den Trageriemen über die Schulter.
Als ich ihm die Treppe hinunter folgte, drehte er sich zu mir um und grinste.
In diesem Moment wurde mir klar, wie schwer es sein würde, mit ihm nur befreundet zu sein.
Tristan
Nach dem Training stand ich wieder mit Savannah in Mrs Daniels’ Büro.
„Ich habe mir überlegt, dass du dir ein, zwei Mützen ins Auto legen könntest“, meinte ich. „Falls jemand seine heute Abend vergisst.“
„Hm, gute Idee. Ich werde heute Nachmittag ein paar
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