Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
wollte mich mürbemachen, mich mit seinem Charme einwickeln. Er begriff einfach nicht, dass es nicht darum ging, was ich wollte. Mom und Nanna vertrauten darauf, dass ich mich an die Regeln hielt. Ich konnte mich einfach nicht mit ihm verabreden.
Trotzdem ging mir unser Kuss nicht aus dem Sinn, und er fand tausend Gründe, mir nah zu sein oder mich wie aus Versehen zu berühren. Wenn er mich wieder mal beiläufig streifte oder anstieß, tat er so, als hätte er es nicht gemerkt. Aber er wusste ganz sicher, was er da tat.
Ich hätte schreien können.
Die Situation schlug mir schon aufs Gedächtnis.
Vor dem Training am Freitagmorgen überraschte er Mrs Daniels und mich, als er zum ersten Mal in unsere Vorbereitung platzte. „Du hast das hier vergessen“, sagte er und reichte mir Mrs Daniels’ Headset für den Lautsprecher.
Oh Mist. Das war mir noch nie passiert. Aber warum hatte er es nicht der Direktorin direkt gegeben? Meine Wangen brannten, als er mir das Headset gab. Dabei streifte er meine Finger. Na klar. Hätte er das Headset Mrs Daniels gegeben, hätte er mich nicht berühren und noch weiter in den Wahnsinn treiben können.
Verärgert sagte ich knapp: „Danke.“
Nach dem Gespräch, das die Direktorin offensichtlich amüsierte, stapfte ich die Tribüne hinunter. Meine Schritte dröhnten auf dem Metall wie Glockenschläge, obwohl der Captain gerade dem Team Anweisungen zurief.
„Miss Savannah“, sprach mich eine der Betreuerinnen aus dem ersten Jahr bei der Musikanlage an. „Sollen wir jetzt die Motivationszettel an die Spielerspinde verteilen?“
„Ja“, antwortete ich, ohne aufzublicken. Diese Aufgabe wechselte jede Woche zwischen den Cheerleadern und uns, wir hatten alles genau aufgeteilt. Dann hatte ich eine Idee. „Wisst ihr, was? Wartet mal. Kleine Planänderung. Tristan muss auch wissen, wie das geht. Also bleibt eine von euch bei mir, und die andere verteilt mit ihm die Zettel.“ Ein echter Geniestreich. Warum war mir das nicht früher eingefallen?
„Wer soll …“
„Ist mir egal, wer.“ Jetzt fuhr ich schon die armen Anfängerinnen an. Na toll. Ich atmete tief durch, rang mir ein mattes Lächeln ab und sagte sanfter: „Macht das unter euch aus.“
Als die beiden auf eine Runde Stein, Schere, Papier auswichen,um sich zu einigen, musste ich grinsen. Die Gewinnerin kreischte vor Freude.
Bevor Tristan mit ihr loszog, warf er mir einen finsteren Blick zu.
Sobald er nicht mehr zu sehen war, rollte ich seufzend mit den Schultern, um die Anspannung loszuwerden. Es würde keine Freude sein, die Musikanlage nachher zurückzuschleppen, aber ich hatte es den Großteil des Sommers auch ohne ihn geschafft. Ich würde die schweren Lautsprecher tragen und der Betreuerin den deutlich leichteren Player überlassen. Es würde sich lohnen, um endlich mal nicht dieses Verlangen zu spüren, das er in mir auslöste. Außerdem konnte er mich so heute Morgen nicht um eine Verabredung bitten. Denn er fragte immer, nachdem wir die Musikanlage nach dem Training weggeschlossen hatten.
Als wir Mrs Daniels’ Büro erreichten, hatte ich einen weiteren Geistesblitz. Ich bat die Managerin, die Wichtelgeschenke mit mir in mein Auto zu laden, damit Tristan mir später nicht helfen musste.
Leider zeigte eine Stippvisite zu meinem Spind vor dem Mittagessen, dass ich ihn nicht ganz ausgetrickst hatte. Er hatte nicht nur den Footballspielern unsere Zettel mit motivierenden Sprüchen in die Spinde gesteckt. Einen der blauen Zettel hatte er auch in die Schlitze meiner Spindtür geklemmt, mit einer kurzen, handschriftlichen Notiz auf der Rückseite. Normalerweise standen auf den Zetteln Sprüche wie „Viel Glück für das Spiel!“ Auf diesem stand etwas anderes.
Bitte geh mit mir essen.
An diesem Abend verbrachte ich die erste Spielhälfte auf Autopilot. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nichts von dem, was auf dem Platz passierte, mitbekam.
Ich wünschte, ich hätte jemanden fragen können, was ich wegen Tristan machen sollte. Andererseits kannte ich meine Familie und meine Freunde gut genug, um zu wissen, was sie sagen würden.
Michelle beäugte den gesellschaftlichen Stand von Leuten, wieandere sich Sportstatistiken merken. Sie würde zu einer Verabredung mit Tristan laut und begeistert Ja! rufen. Immerhin war Tristan in jeder Hinsicht umwerfend. Bei Michelle und vielen anderen Mädchen an der JHS würde man mit einer Verabredung mit Tristan schlagartig im Ansehen steigen. Man würde beachtet
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