Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
reckte das Kinn, um wie ein Genie auszusehen.
„Arroganteste Junge in der ganzen Schule“, beendete ich lachend den Satz. Grummelnd neigte er den Kopf und knabberte an meinem Ohrläppchen, bis ich kichern musste.
„Der außerdem gut küssen kann?“ Seine Nasenspitze streifte über meine Wange. Die starken Hände auf meine Hüften gelegt, zog er mich näher.
„Am besten“, flüsterte ich atemlos, bevor er mich sanft küsste. In unseren Träumen durften wir uns nur kurz und selten küssen. Sonst ließen wir uns zu leicht ablenken und verloren unsere Verbindung. Es hatte uns schon zu viele gemeinsame Träume gekostet, bis wir das herausgefunden hatten.
Er lehnte seine Stirn gegen meine und blickte mir ernst in die Augen. Ich sah nur noch ihn. „Ich liebe dich.“
Es fühlte sich an, als würde flüssiges Sonnenlicht in mir aufsprudeln. „Wirklich?“, fragte ich leise, während sich ein breites Strahlen auf meine Lippen legte.
„Ja. Wirklich.“
„Ich liebe dich auch, Tristan.“ Noch nie waren mir Worte so leicht und natürlich über die Lippen gekommen.
Er zog mir das Gummiband aus den Haaren, damit er die Hände in meinen wilden Locken vergraben konnte. Dann küsste er mich, und ich küsste ihn zurück. Ich vergaß, mich zurückzuhalten. Stattdessen gab ich mich ganz dem Gefühl seiner Lippen auf meinen hin, bis der Traum endete.
Als ich aufwachte, hielt ich die Augen geschlossen. Die Erinnerung an diese drei kleinen Wörter wärmte mich von Kopf bis Fuß.
Hätten wir ewig schlafen und für den Rest unseres Lebens in unseren Träumen zusammen sein können, wäre mein Leben perfekt gewesen.
Aber nach und nach verflog das Gefühl, ihn noch zu küssen, und in meinen Lungen breiteten sich Schmerzen aus. Es hatte sich so richtig angefühlt, bei ihm zu sein. Und so schrecklich falsch, als wir plötzlich getrennt waren.
Ich liebte ihn. Von ganzem Herzen. Ich sehnte mich mit jeder Faser meines Körpers nach ihm. Hätte er nicht zum Clann gehört, hätte ich mir keinen vollkommeneren Freund vorstellen können.
Aber er gehörte nun einmal dem Clann an. Nicht nur das, er sollte später sogar ihr Anführer werden.
Und ich war ein verstoßener Mischling.
Daran konnte alle Liebe der Welt nichts ändern.
Heiße Tränen rannen mir über die Wangen. Ich war so erschöpft, dass ich sie nicht einmal wegwischte. Draußen war es noch dunkel, und in meinem düsteren Zimmer konnte sie sowieso niemand sehen.
Was konnte ich ändern, damit Tristan und ich auch offiziell zusammen sein durften? Würde es etwas bringen, mit meinem Vaterzu reden? Könnte er den Vampirrat überreden, seine Meinung zu ändern? Konnte Tristan seinen Eltern und den Clann-Ältesten klarmachen, dass sie sich irrten, was uns betraf?
Unter der Decke, die Nanna für mich gehäkelt hatte, rollte ich mich auf die Seite und zog die Knie an.
Wem wollte ich etwas vormachen? Der Clann und die Vampire hatten sich jahrhundertelang bekämpft. Schon lange bevor Nanna auch nur geboren wurde, hatten sie sich gehasst und gefürchtet. Daran hatten sie für meinen Vater und meine Mutter nichts geändert. Warum sollten sie dann jetzt ihre Meinung ändern, nur weil Tristan und ich uns auch verliebt hatten?
Ich dachte daran, wie Tristan mich letzte Nacht im Traum angesehen hatte, an die vielen Einzelheiten, aus denen er für uns eine perfekte Silvesternacht geschaffen hatte. Daran, wie er direkt in meine Seele geblickt und mir gesagt hatte, dass er mich liebte.
Wenn er die Wahrheit erfuhr, konnte sich alles ändern.
Wie würde er darüber denken, dass ich zur Hälfte eine Vampirin war? Ich hatte ja keine Ahnung, was er sein Leben lang über Vampire gehört hatte. Auf jeden Fall hatte man ihm beigebracht, sie zu fürchten und in ihnen Feinde zu sehen, die nur sein Blut trinken und ihn aussaugen wollten.
Vielleicht würde er auch mich so sehen.
Hätte ich ihn nicht so sehr geliebt, wäre ich vielleicht das Risiko eingegangen und hätte ihm die Wahrheit gesagt. Aber das konnte ich nicht. Dafür liebte ich ihn zu sehr. Er sollte keine Sekunde lang Zweifel hegen, warum ich mit ihm zusammen war und so für ihn empfand.
Ich konnte nur beten, dass die erwachsenen Clann-Mitglieder sich an ihr Versprechen hielten und es ihm ebenfalls niemals sagten.
KAPITEL 17
Tristan
er neue Plan für das Frühjahrstraining der Charmers war unglaublich hart.
Ab Februar drehte sich zweieinhalb Monate lang alles um die Vorbereitungen für die Frühlingsshow in der Schulaula.
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