Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
durch die Terrassentür betraten, setzte ich noch einen drauf. „He, Dad, können wir vielleicht mit Selbstverteidigung anfangen?“
„Probleme in der Schule?“
Ich rang mir ein Lachen ab. „Ach, nichts, was ein anständiger rechter Haken nicht regeln könnte. Aber du kennst doch Mom. Sie will ja unbedingt, dass ich aufs College gehe.“
Er kicherte. „Ich verstehe schon. Dieses Mal willst du es geschickter angehen, richtig?“
„Genau.“
„Ja, natürlich können wir mit Selbstverteidigung anfangen. Aber wenn du dich irgendwann auf einen richtigen Kampf vorbereitest …“
„Dann erfährst du es als Erster, Dad, versprochen.“
„Na gut. Setz dich da vorn auf den Rasen, ich nehme mir einen Stuhl.“ Er holte einen Korbsessel von der Terrasse, stellte ihn auf den Rasen und setzte sich. „Für den Boden werde ich langsam zu alt“, brummte er.
Wie ein Kind setzte ich mich im Schneidersitz vor ihn hin, wieer es mir für das Erden beigebracht hatte. Es wirkte albern. Ich kam mir vor, als würde ich auf die Märchenstunde im Kindergarten warten.
„Also gut, erst mal zu den Grundlagen beim Zaubern. Am Anfang benutzt jeder Hexer ein bestimmtes Wort und eine kleine Geste. Das stärkt die Konzentration und hilft, wenn man den Zauber wirkt, bis man gelernt hat, seinen Geist zu beherrschen. Wenn du so weit bist, bringe ich dir bei, wie man sogar gefesselt und mit zugeklebtem Mund Magie wirkt, indem man das Wort nur denkt und seinen Willen benutzt. Irgendwann lernst du, ohne ein einziges Wort zu zaubern. Dann denkst du nur noch an das Ergebnis, das du erreichen willst. So wie wenn du Feuer erschaffst oder deine Energie ableitest.“
Ich verabscheute Magie, aber ich musste zugeben, dass es cool wäre, allein durch meine Gedanken zaubern zu können.
Er fuhr fort: „Das Wichtigste ist, dass du schnell reagieren kannst, wenn du angegriffen wirst. Deshalb fangen wir mit dem Wort und der Geste für einen Abwehrzauber an. Aber vergiss nicht, dass die Zauber nur wirken, wenn du es wirklich willst. Und, traust du dir das zu?“
„Ja.“
„Gut. Dann steh auf.“
Ich gehorchte.
„Greif mich an.“
„Was?“
„Mach schon. Komm auf mich zu, als würdest du mich umwerfen wollen.“
Ich ging langsam zwei Schritte auf ihn zu. Und fand mich zehn Meter entfernt und in die andere Richtung gewandt wieder, während mir tausend schmerzhafte Stiche über Hals und Arme liefen.
Ich fluchte leise, schüttelte den Kopf und rieb mir über die Haut, um das Gefühl loszuwerden. Fühlten sich die anderen Nachfahren immer so, wenn ein Coleman in ihrer Nähe Magie benutzte? Kein Wunder, dass sie sauer wurden, wenn ich in der Schule Energiespitzen losließ.
„Hast du gesehen, wie es funktioniert?“, fragte er, als ich zu ihmging. „Es entfernt dich etwas und dreht dich weg. Das ist bei unübersichtlichen Kämpfen wirklich praktisch, weil es deinen Angreifer verwirren kann und dir die Gelegenheit gibt abzuhauen.“
Ich nickte und passte genau auf, als er mir das Zauberwort und die Geste beibrachte. Aber als ich es selbst probierte, passierte nichts.
„Du musst es wirklich wollen, mein Sohn. Dein Wille ist der Schlüssel. Versuch es noch mal. Dieses Mal greife ich dich an.“
Er kam auf mich zu. Ich sprach das Wort aus und bewegte die Hand. Nichts.
Er funkelte mich an. „Tristan Glenn Coleman. Das kannst du aber besser. Wenn du dich nicht anstrengst, versohle ich dir den Hintern, Junge!“ Er rannte auf mich zu. Obwohl er einen ansehnlichen Bauch hatte, kam er mit seinen langen Beinen schnell näher. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er sich so schnell bewegen konnte.
Ich bekam Angst. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dem eine ordentliche Tracht Prügel drohte. Ich flüsterte den Zauber. Plötzlich stand mein Vater am Ende des Gartens und schaute in die andere Richtung.
„Sehr gut! Du hast es geschafft!“ Strahlend kam er herüber. „Ich wusste doch, dass ich dich nur richtig motivieren muss.“
Er hatte das gar nicht ernst gemeint? „Jedenfalls hat es gewirkt.“ Sogar für mich klang mein Lachen unsicher.
Die Außenbeleuchtung ging an, überflutete den Garten mit Licht und erinnerte mich daran, dass mir die Zeit davonlief.
„Okay, was jetzt?“, fragte ich.
„He, langsam, Tristan. Willst du das nicht ein paarmal üben?“
Ich konzentrierte mich auf die Energie in mir. Mit geschlossenen Augen flüsterte ich im Geist das Wort, mit dem ich auf sie zugreifen konnte. Als ich die Augen öffnete, starrte
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