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Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Titel: Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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an.“
    Anne hatte „sie“ gesagt, nicht „wir“. Offenbar hielt sie von den religiösen Ansichten ihrer Eltern genauso viel wie ich von den Plänen meiner Eltern über meine Zukunft.
    Ich war nicht sicher, ob es gut oder einfach nur beunruhigend war, dass Anne und ich etwas gemein hatten.
    „Sei mir nicht böse, aber ich darf über den Clann nicht reden.“ Das war ehrlich und verletzte trotzdem nicht die Regeln. Nachfahren durften mit Außenstehenden nicht über ihre Fähigkeiten reden, ausgenommen ihre Ehepartner. Und sogar Eingeheiratete wurden mit einem Zauber daran gehindert, etwas über den Clann weiterzuerzählen. Wenn es darum ging, die Clann-Geheimnisse zu schützen,waren die Ältesten nicht zimperlich.
    Anne seufzte in den Hörer. „Schön. Sag mir einfach … wird es Savannah wirklich helfen?“
    „Ja, wird es.“
    „Dann mache ich es. Nimm nur nichts aus Schokolade, sonst isst sie es auf. Das ist für sie wie Kryptonit.“
    Unwillkürlich musste ich lachen. „Das merke ich mir.“ Als ich mich in meinem Zimmer umsah und überlegte, was ich nehmen konnte, machte sich wieder Frust breit.
    Dann fand ich etwas … eine Schachtel mit kleinen beschrifteten Zuckerherzen. Savannah hatte sie mir am Valentinstag in der vierten Klasse geschenkt. An dem Tag, an dem wir Hochzeit gespielt und uns geküsst hatten. Ihr Name stand nicht auf der Schachtel, deshalb hatte mich meine Mutter nicht gezwungen, sie wegzuwerfen.
    „Wie sieht es bei ihr mit uralten Herzchenbonbons aus?“
    „Ach, die kann sie nicht leiden. Dabei muss sie wohl immer an einen gewissen Verräter denken.“
    Ich starrte an die Decke. Sollte ich mich freuen, dass Savannah noch über mich sprach, oder mich ärgern, weil sie immer noch sauer war?
    „Gib sie mir nicht in einer Schachtel, die würde sie wegwerfen“, fügte Anne sanfter hinzu. „Aber wenn sie lose unten in ihrem Rucksack rumfliegen, ignoriert Savannah sie.“
    „Okay. Wann soll ich sie dir geben?“
    „Am besten, bevor die Schule anfängt. Das bekommt sie nicht mit, weil sie immer spät dran ist.“
    „In Ordnung. Dann bis morgen. Ach, und Anne?“
    „Ja?“
    „Danke.“
    „Bilde dir nur nichts ein, Artus. Das mache ich für Savannah.“ Ich konnte fast hören, wie sie die Augen verdrehte. Was für eine Nervensäge. Trotzdem verstand ich langsam, warum Savannah mit ihr befreundet war. Die meisten würden es sich zwei Mal überlegen, gegen die religiösen Vorstellungen ihrer Familie zu verstoßen, auch wenn sie damit einer Freundin helfen konnten.
    Ich grinste. „Ja, ja, als könnte ich das vergessen.“
    Ohne sich zu verabschieden, beendete sie das Gespräch. Ich schüttelte den Kopf, während ich das Telefon ausschaltete, sprang auf und schnappte mir die Schachtel mit den Herzchen. Zum ersten Mal seit Tagen hatte ich ein gutes Gefühl. Das könnte wirklich klappen.
    Als ich wieder draußen war, setzte ich mich vor der Terrasse in das feuchte Gras und ließ drei Herzen aus der Schachtel purzeln. Nach kurzem Nachdenken fügte ich ein viertes hinzu, für den Fußballspieler mit romantischen Anwandlungen.
    Mit einem Finger auf dem ersten Herz dachte ich an einen der unheimlichen Typen und flüsterte im Geist das Zauberwort. Während ich auf das Bonbon tippte, stellte ich mir bildlich vor, wie ich es mit einem Energiestoß auflud. Wie oft würden diese Typen mit Savannah reden wollen? Zwanzig Mal? Fünfzig Mal? Ich überlegte, wie oft ich selbst sie an einem Tag gern angesprochen hätte. Am besten tippte ich jedes Herzchen mindestens hundert Mal an. Ich konnte später immer noch mehr Talismane herstellen, falls sie sich zu schnell abnutzen sollten.
    Ich arbeitete mich durch die Herzchenreihe. Den Fußballspinner hob ich mir bis zuletzt auf. Mit jedem Tippen verlor sich meine gereizte Stimmung ein bisschen mehr. Nachdem ich alle vier Bonbons verzaubert hatte, wollte ich die Reihe noch einmal durchgehen, falls Savannahs seltsame Anziehungskraft auf diese Typen auch nur halb so stark wirkte wie auf mich. Aber nach der ersten Runde war ich schon richtig entspannt. Ich wollte mich auf dem Gras ausstrecken. Der Rasen war nass und kalt, aber das machte mir nichts aus. Das hier war wichtiger.
    Als ich zum zweiten Mal mit dem Verwirrzauber für Stanwick anfangen wollte, begann ich zu träumen.
    Savannah sah aus wie eine Göttin. Ihr offenes Haar wehte im Wind, genau wie ihr langes weißes Nachthemd. Sie betrachtete den Sonnenuntergang, unter ihren nackten Füßen glitzerte dunkler

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