Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
lang nicht im Duschhaus mit Dylan herumschlagen.
Nach dem Training stellte Tristan sich auch gern direkt neben mich und sah mir genau auf die Finger, wenn ich gezerrte Knie und Knöchel und überbeanspruchte Schienbeine bandagierte. Entweder gefiel es ihm, alle Mädchen, mich eingeschlossen, durch seine Nähe zum Erröten zu bringen, oder er hatte es auf meinen Job abgesehen. Immerhin half er und reichte mir Sachen aus meiner Trainertasche, wenn ich sie brauchte, auch wenn er es jedes Mal schaffte, dabei über meine Finger zu streichen. So langsam gewöhnte ich mich daran, mit einer Gänsehaut von Kopf bis Fuß herumzulaufen.
Dummerweise benahmen sich die beiden vorübergehenden Betreuerinnen in seiner Nähe immer noch nicht normal, was sich zu einem Problem entwickelte. Die beiden kicherten und tuschelten jetzt ständig, und das ging mir auf die Nerven. Also suchte ich immer neue Aufgaben für sie. Dass Tristan sie immer wieder charmant anlächelte, half auch nicht gerade.
Donnerstagnachmittag war es so weit, dass ich ihn mal beiseitenehmen musste. „Kannst du bitte aufhören, meine Mädels anzustrahlen?“
„Hm, deine was?“
Ich deutete mit einer Kopfbewegung auf die Mädchen. „Du weißt schon, die beiden aus dem Schülerbüro. Du bringst sie seit Tagen zum Kichern.“
Er wirkte ernsthaft verblüfft. Dabei konnte ihm nicht entgangen sein, was für eine Wirkung sein Lächeln auf sie hatte. „Ich wollte nur nett zu ihnen sein.“
„Schön, aber kannst du das lassen? Sie werden ganz …“ Zur Demonstration zeigte ich auf die beiden Mädchen, die kichernd ein paar Meter entfernt auf der Laufstrecke standen. „Das macht mich noch wahnsinnig.“
„Soll ich etwa unhöflich sein?“
„Nein. Sei einfach, keine Ahnung, wie ihr großer Bruder.“
„Sehr wohl, Miss Savannah.“ Als er tat, als würde er salutieren, musste ich fast selbst kichern.
Tristan
Ich hatte nicht gedacht, dass es mir viel ausmachen würde, zuzusehen, wie die Jacksonville Indians am Freitagabend in der Tomato Bowl ohne mich spielten.
Aber es traf mich. Und zwar tief.
Ich saß in meiner neuen Begleiteruniform, einem langärmligen Jeanshemd und einer hellen Stoffhose, neben Savannah auf der Tribüne und dachte daran, wie man sich vor dem Spiel fühlte. An das Adrenalin in meinen Adern. Daran, wie ich die Schutzausrüstung und das Trikot anlegte, wie ein Krieger, der sich für die Schlacht rüstete. An das aufgeregte Brüllen der Menge und das Wissen, dass sie mich und meine Mannschaft anfeuerte.
Im zweiten Viertel war es noch schlimmer. Ich war als Begleitung für eine der Charmers eingeteilt. Während wir der Reihe von Begleitern und Officern zur Besuchertribüne auf der anderen Seite des Spielfelds folgten, verkrampften sich meine Schultern und mein Hals immer mehr. Die zierliche blonde Tänzerin an meinem Arm war süß und nett, aber nicht das Mädchen, das ich bei mir haben wollte. Ich biss die Zähne zusammen und warf einen Blick auf unsere Tribüne.
Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Savannah eine Art Tablett voller Styroporbecher zu den Charmers brachte.
Mir wurde auf einen Schlag heiß, und ich musste ein Knurren unterdrücken. Sie sollte nicht den Laufburschen für die Tänzerinnen spielen. Man konnte auch zu nett sein.
Die meisten Mädchen wären nicht immer dermaßen hilfsbereit und würden sich längst nicht so viel gefallen lassen. Den ganzen Abend über hatte ich mir anhören müssen, wie die Charmers flüsterten: „Miss Savannah, hast du eine Haarnadel?“, „Miss Savannah, hast du Schuhcreme?“, „Ich habe eine Laufmasche, Miss Savannah. Hast du Nagellack?“ Und das in einem fort. Wie ertrug sie nur diese ständige Quengelei? Und wieso brachten die Mädchen nicht selbst Ersatz für den Notfall mit?
Ständig rechnete ich damit, dass Savannah sie zusammenstauchte, weil sie so viel vergessen hatten, oder ihnen zumindest sagte, sie habe das, was sie wollten, nicht. Aber sie runzelte nicht mal die Stirn oder zögerte, ihnen zu helfen. Eine Tänzerin hatte sogar ihre Mütze vergessen, und weil sie zu weit außerhalb wohnte, um sie zu holen, fuhr Savannah die drei Kilometer zur Highschool und lief allein auf dem dunklen Schulgelände herum, um Ersatz zu suchen.
Das verbesserte meine Laune nicht gerade. Sie hätte mir sagen sollen, wohin sie fuhr. Dann hätte ich die blöde Mütze geholt oder wäre zumindest mitgefahren, damit ihr nichts passierte.
Entweder war sie ein Fußabtreter, oder sie war übertrieben
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