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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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runtergeh, schau ich kurz zu ihm.«
    »Übrigens hab ich jetzt die Freundin erreicht, in der Klinik oben, die müsste gleich da sein«, vermeldete Hefele. »Sie hatte Nachtdienst auf der Intensivstation, innere Abteilung. Sie weiß aber noch nix Genaues, ich hab nur gesagt, sie soll bitte möglichst bald herkommen.«
    »Gut, danke, Roland.« Kluftinger ging ein paar Schritte in Richtung der Brüstung, dann lehnte er sich dagegen und stützte den Kopf auf. Mit zusammengekniffenen Augen sah er über die Stadt. Er atmete schwer. Unter welchen Umständen wurde ein Mensch zu einem solch grausamen Schlächter? Er blieb noch eine Weile stehen, seufzte, holte tief Luft und ging wieder hinein. Versuchte wie immer, den Tatort zu lesen, nahm die Eindrücke in sich auf, speicherte sie. Vertraute darauf, dass die Details später wieder abrufbar sein würden, geordneter als jetzt.
    Es gab keine Kampfspuren, nur diese Unmenge Blut. Ein Glas auf dem Tisch, Colaflasche daneben, offen. Eine Packung Pistazien, in der Schüssel daneben die leeren Schalen. Ob er ferngesehen hatte?
    »Willi?«, rief Kluftinger.
    Renn streckte den Kopf zur Wohnzimmertür herein. »Wer stört?«
    »Hast du Fingerabdrücke am Fernseher gefunden?«
    »Fehlanzeige. Abgewischt. Aber gut mitgedacht, Kollege!«
    Kluftinger ließ den Blick weiter schweifen. Das Parkett war vollgesogen mit Blut. Ansonsten alles sauber, kein Stäubchen am Boden, sicher eine Putzfrau, die dem Versicherungsmakler die Wohnung in Schuss hielt. Dann fiel sein Blick auf einen Teil der getrockneten Blutlache, die irgendwie seltsam aussah. Die ansonsten glatte Oberfläche hatte eine kleine Vertiefung am Rand.
    Der Kommissar ging neben dem Körper in die Knie und betrachtete die Lache genauer. Als ihm der metallische Geruch des Blutes in die Nase stieg, richtete er sich reflexartig wieder auf. »Willi?«
    Diesmal dauerte es ein wenig länger, bis sich Renn im Türrahmen zeigte. Seinem Gesichtsausdruck konnte Kluftinger entnehmen, dass der Erkennungsdienstler über die erneute Störung nicht eben erfreut war.
    »Klufti, ich hab zu tun …«
    »Schon klar, Willi, aber diese Lache da, die sieht … irgendwie komisch aus. Habt ihr das gesehen?«
    Willi nickte, verschwand wieder und kam ein paar Sekunden später mit einem Plastiktütchen zurück. Er hielt es dem Kommissar vor die Nase. In dem Tütchen befand sich ein weißes Plastikröhrchen, vielleicht fünf Zentimeter lang. Ein kleines Stückchen war herausgebrochen, ein Riss zeichnete sich über die ganze Länge ab. Außerdem war ein Streifen geronnenen Blutes zu sehen.
    »Was ist das?«, fragte der Kommissar.
    »Nicht die geringste Ahnung. Aber fürs Kombinieren bist du zuständig.«
    Kluftinger dachte nach. »Habt ihr schon ein Foto gemacht von der Stelle, wo es gelegen ist?«
    Sein Kollege blickte ihn fragend an, zuckte dann mit den Schultern und holte eine Digitalkamera heraus. Er drückte eine Weile darauf herum und zeigte ihm dann das entsprechende Bild.
    »Bitte ein bissle größer.«
    Willi schnaufte und drückte wieder einige Knöpfe.
    Der Kommissar nickte. »Siehst du das? Das Ding ist vom Blut umschlossen, auch unter ihm ist Blut, wie man sieht. Es muss also erst später draufgefallen sein. Das heißt …«
    »… es könnte vom Täter kommen.« Willi grinste ihn an. »Ich sag ja: Fürs Kombinieren bist du zuständig.«
    Kluftinger lächelte und wandte sich ab. Da sich die Bestatter gerade daranmachten, den Toten in einen Transportsarg umzubetten, beschloss er, sich einmal in den anderen Zimmern der Wohnung umzusehen.
    Im Schlafzimmer, einem völlig kahlen Raum mit zwei bodentiefen Fenstern, der von einem riesigen Futon beherrscht wurde, traf er auf Richard Maier, der gerade mit einem Meterstab auf dem Boden herumkroch. Als er seinen Vorgesetzten bemerkte, sah er erschrocken zu ihm auf.
    »Sag mal: Was machst jetzt du da, Richie?«
    »Ich? Messen.«
    »Aha, und was misst du?«
    »Das Zimmer.«
    »Wofür?«
    »Um seine Größe zu ermitteln.«
    »So, und für was soll das bittschön gut sein? Wo hast du überhaupt den Zollstock her?«
    »Von Willis Leuten.«
    »Und meine zweite Frage?«
    »Fürs … muss ich mich jetzt für meine Arbeit rechtfertigen?« Die Antwort kam ein bisschen zu heftig, als dass Kluftinger die Sache auf sich beruhen lassen wollte.
    »Fürs Arbeiten nicht. Aber dafür. Also?«
    »Für mich soll das gut sein, wenn du es genau wissen willst.«
    »Ich hätt’s gern noch einen Tick genauer, Richard.«
    Der

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