Herzen aus Asche
Verbindung, die nicht hätte sein dürfen.
»Nein, das kann ich nicht. Es ist der natürliche Selbs tschutz allen Lebens, sich nicht mit dem Tod zu verbrüdern.«
Sie sahen sich in die Augen, lange. Unmerklich k amen sie sich näher, bis sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte. Die Luft um sie herum schien zu brennen. Ein absurder Moment, um sich zärtlich zu begegnen. Er hauchte Amelie einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Ein Gefühl wie Strom durchfuhr sie, sie schloss die Augen. Wie schon beim ersten Mal, zog es Amelie einen eiskalten Strudel hinab, der sie zu verschlingen drohte. Sie vergaß, wer und wo sie war, ging ganz in diesem Augenblick auf. Am Rand ihres Bewusstseins spürte sie, wie Leif seine Arme behutsam um ihre Hüften schlang und sie nach hinten drückte, bis sie mit dem Kopf auf der Sofalehne lag. Sie wollte sich nie wieder von ihm lösen, es fühlte sich an wie das Luftholen nach einem langen Tauchgang. Wie eine Sucht, deren Verlockungen man nicht widerstehen konnte.
Sein Kuss wurde drängender, seine Zunge strich über die harte Kante ihrer Zähne. Er lag halb auf ihr, und sein Gewicht auf ihrem Körper raubte ihr den Atem. Alles in allem fühlte Leif sich lebendiger an, als sie es von einem Geist erwartet hätte.
Unter Aufbringung all ihrer Kraft drückte sie gegen seine Brust, bis ihre Lippen sich trennten. Sie blickte zu ihm auf und las ein Wechselspiel der Emotionen auf seinem Gesicht.
»Es tut mir leid, Amelie. Das hätte nicht passieren dürfen.« Er schickte sich an, sich von ihr herunter zu hieven, aber Amelie krallte sich in sein blütenweißes Hemd und hielt ihn an Ort und Stelle.
»Ich weiß«, hauchte sie. »Meine Mutter hat mich immer vor zwielichtigen Männern gewarnt. Sie hat hingegen nie gesagt, ich solle mich von Geistern fernhalten.« Sie lächelte ihn breit an, und mit einem Mal vergaß sie alle Bedenken. Verdammt! Weshalb nicht den Augenblick genießen?
Sie fühlte sich noch immer schwach, denn Schla fmangel und Weinkrämpfe forderten ihren Tribut. Sie war sich darüber bewusst, dass sie ein grauenhaftes Bild abgab. Ungeschminkt, die Haare offen und zersaust, zudem trug sie einen ausgebeulten Jogginganzug. Leif sah sie jedoch an, als hätte er nie in seinem Leben eine schönere Frau gesehen. Sie fühlte sich geschmeichelt, eine Welle aus Hitze und Verlangen lief ihre Wirbelsäule hinab. Sie hatte in den letzten Wochen genug erdulden müssen und sehnte sich nach Geborgenheit. Geborgenheit, die sie bei Leif finden konnte. Spielte es überhaupt eine Rolle, dass er tot war? Seine Haut war weich und warm, seine Berührungen wie das Kribbeln tausender Ameisen. Zumindest für heute wollte Amelie vergessen, wer er wirklich war und weshalb das Schicksal sie zusammengeführt hatte. Sie war überglücklich, ihn bei sich zu wissen.
»Ich liebe dich, Amelie«, flüsterte er neben ihrem Ohr. Sie antwortete ihm mit einem leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände fuhren unter den Saum ihres Sweatshirts, der salzige Duft seiner feuchten Haare hüllte sie ein. Er legte eine Spur von neckenden kleinen Bissen von ihrem Kinn ihren Hals hinab. Mit ungeduldigen Händen streifte er ihr das ungeliebte Kleidungsstück ab. Amelie machte sich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen, doch ihren zittrigen Fingern wollte es nicht gelingen, es zu öffnen. Leif schenkte ihr ein schelmisches Lächeln und riss das Hemd mit einem kraftvollen Ruck auf. In dem Moment, als es zu Boden fiel, löste es sich in Luft auf.
»Alles nur eine Illusion«, kommentierte er ihren erschrockenen Blick. Amelie rang das aufkeimende Unbehagen nieder, denn Leif begann bereits damit, seiner Hose dieselbe Behandlung zukommen zu lassen. Auch sie löste sich auf, als hätte sie nie existiert.
Mit einer geschickten Bewegung zog er Amelies Jo gginghose von ihren Beinen und warf sie neben das Sofa, mit dem Unterschied, dass diese nicht wie von Geisterhand verschwand. Amelie zitterte vor Aufregung. Nie zuvor hatte sie einen Mann derart nahe an sich herankommen lassen. Leif schien ihre Verunsicherung zu spüren, denn er schenkte ihr ein mildes Lächeln und strich sanft über die Linie ihrer schlanken Arme, mit denen sie ihre nackten Brüste bedeckte.
»Ich möchte dich zu nichts drängen«, sagte er, aber seine Stimme war gefärbt von Verlangen.
Ein Wechselbad der Gefühle schwappte über Amelie hinweg. Sie wollte nichts »Dummes« tun, wie ihre Mutter es sicherlich genannt hätte, aber sie liebte Leif, mehr als alles andere auf
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