Herzen aus Asche
es denkbar, dass dich derjenige umgebracht hat, der es auch auf deinen leiblichen Vater und deine Zieheltern abgesehen hatte? Loan hätte perfekt ins Bild gepasst.«
»Amelie, Loan ist tot. Seit fünf Jahren , wie du sagtest.«
»Darf ich dich daran erinnern, dass auch du tot bist, mein lieber Leif? Was, wenn Loan ein Draug ist wie du?«
Leif biss sich auf die Unterlippe und ließ sich Zeit mit einer Antwort. Man merkte ihm deutlich an, dass seine Gedanken Polka tanzten. »So einfach ist das nicht, Am elie. Andere Geister haben mir versichert, dass ich eine große Ausnahme darstelle, die mich in der Zwischenwelt nicht besonders beliebt macht. Ich bin an diesen Ort gebunden, weil meine Trauer um meine Eltern mich hier festhält. Ich beziehe Energie aus der Villa, und selbst das eröffnet mir nicht alle Möglichkeiten. Ich merke bereits jetzt, wie ich schwächer werde. Ich muss meine Gestalt bald wieder aufgeben und vorerst in die Zwischenwelt zurückkehren. Ich könnte nicht durch die Gegend laufen und Menschen umbringen. Ich kann das Haus ja nicht einmal verlassen!«
Enttäuschung durchflutete Amelie, aber sie nickte schließlich resigniert. »Also müssen wir in eine andere Richtung we iterforschen. Vielleicht doch ein Serienkiller, ich ...« Sie drehte sich zu Leif um, doch dieser war bereits verschwunden. Sie seufzte.
Fortsetzung folgt ...
Sara schlug entzückt die Hände vor ihr Gesicht und stieß einen Laut aus, der einem sehnsüchtigen Seufzen gleic hkam. »Ein toller Film! Ich bin immer noch ganz hin und weg.«
Mikael gähnte demonstrativ. »Ich b evorzuge Filme, in denen ein gewisses Maß an überflüssiger Gewalt vorkommt. Aber für die Mädels lässt man so einiges über sich ergehen.«
Thore lachte. »Ich hätte mir wirklich eine schönere Art vorstellen können, den Abend zu verbringen.«
Amelie ärgerte sich darüber, dass die Jungs - und allem voran ihr fürchterlicher Cousin - mit ins Kino gekommen waren. Sie hatte sich sehr gewünscht, mit Sara heute Abend allein zu sein, aber Sara traf man in letzter Zeit nur äußerst selten ohne ihren Anhang an. Nun, zumindest Jarik verhielt sich heute außergewöhnlich still. Er enthielt sich eines Kommentars über die romantische Liebeskomödie, die sie sich angesehen hatten. Thore hatten sie zufällig im Fast-Food-Restaurant getroffen, als sie vor dem Film Hunger bekommen und etwas essen gegangen waren. Amelie wunderte sich, dass er überhaupt Interesse daran gezeigt hatte, sie zu begleiten. Vielleicht hatte er sonst keine Freunde. Wundern würde es sie jedenfalls nicht.
Amelie hatte sich sehr auf eine Ablenkung gefreut, musste sich aber eingestehen, die Handlung des Films nicht verstanden zu haben, weil sie ständig mit den Gedanken abgedriftet war. Sie fühlte sich befreit und zufrieden, seit sie von Leif die Antworten auf die Fragen erhalten hatte, die ihr so sehr auf der Seele brannten. Zudem schien einem die Liebe tatsächlich eine rosarote Brille aufzusetzen, auch, wenn Amelie das nie hatte glauben wollen. Immerzu tanzten die berüchtigten Schmetterlinge in ihrem Bauch, wenn sie an das wunderschöne Erlebnis der letzten Nacht zurückdachte. Ihr erstes Mal!
»Wo bist du denn gerade mit deinen Gedanken, Am elie?« Mikael fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum und holte sie in die Realität zurück. »Hat dich der Film so bewegt?« Seinem Tonfall zu entnehmen, machte er sich noch immer lustig über die »Mädelsschnulze«, wie er den Streifen nannte.
»Ich habe nur nachgedacht.« Sie grin ste, und das aus vollem Herzen.
»Amelie, du machst den Eindruck, als seiest du ve rliebt.« Sara knuffte sie freundschaftlich in die Seite. »Den ganzen Abend schon siehst du aus wie ein Honigkuchenpferd. Das kenne ich von dir gar nicht. Oder freust du dich so sehr auf das neue Semester nächste Woche?«
Das Stichwort ließ das Grinsen auf i hrem Gesicht ein wenig schwächer werden. Sie würde vollkommen unvorbereitet in die Kurse gehen müssen ...
»Ich habe bloß gute Laune, sonst nichts. Wollen wir ewig im Foyer heru mstehen oder nach draußen gehen?«
»Amelie hat recht, lass uns gehen. Außerdem habe ich Lust auf ein Eis, gegenüber ist ein Kiosk. Im Kino ist mir das zu teuer.« Sara wandte sich ab und setzte sich in Bewegung.
»Als ob du auf dein Geld achten müsstest«, murmelte Jarik neben Amelie, aber sie glaubte nicht, das Sara es gehört hatte.
Sie gingen an dem langen Tresen vorbei, hinter dem Tickets, Getränke und Snacks verkauft
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