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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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habe in seinem Blut eine hohe Konzentration eines starken Beruhigungsmittels gefunden. Allerdings sei ungeklärt, ob es sich um Mord oder Selbstmord gehandelt habe, immerhin soll Loan unter starken Wahnvorstellungen gelitten haben. Möglich, dass er selbst in den Tank geklettert und ertrunken ist. Eine Weile lang war der Verdacht auf einen Angestellten der Einrichtung gefallen, aber aus Mangel an Beweisen wurde das Verfahren eingestellt. Im Artikel wurden selbstverständlich keine vollständige Namen genannt. Der Verfasser fügte weiterhin an, dass Loan wegen eines Mordversuches an seinem Vater in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie gelebt hatte. Seltsam, dass es ihm überhaupt gelingen konnte, Beruhigungsmittel zu nehmen und auf das Dach zu gelangen ... Zusätzliche Dramatik wurde dem Fall dadurch verliehen, weil man die Leiche aufgrund des Geruchs des Leitungswassers entdeckt hatte, das aus dem Wassertank bezogen wurde. Der Selbstmord eines manisch Depressiven hätte ansonsten womöglich nicht dazu gereicht, den Fall für die Presse interessant zu machen. Da man das Verfahren gegen den Krankenpfleger recht schnell fallengelassen hatte, hätte sich die Regenbogenpresse vermutlich auch nicht weiter um den Fall gekümmert.
    Amelie klickte sich zurück auf die Ergebnisseite der Suchmaschine. Was sie sonst noch über Loan fand, half ihr nicht weiter oder brachte keine neuen Erkenntnisse. Jemand hatte ihn auf einem Foto markiert, ein Somme rfest in Almunge. Es war verschwommen, aber Amelie schätzte ihn zu diesem Zeitpunkt auf zwölf Jahre.
    Loan war also tot. Definitiv. Und genau wie seine leiblichen Eltern ertrunken. Er schied somit als Täter aus. Aber was hatte dann die Rune am Tatort in Almunge zu bedeuten? Hatte M ikael nicht behauptet, sie bedeute Vater ? Und was war dran an dem Gerücht, dass Loan nur deshalb in der geschlossenen Abteilung der Klinik gelebt hatte, weil er schon einmal versucht hatte, Olof Hellström zu ermorden? Gab es etwa noch einen dritten Bruder? Amelies Gedanken überschlugen sich, sie konnte sich einfach keinen Reim auf die Ereignisse machen.
    Ihre Finger zitterten. Sie vertippe sich zwei Mal, als sie Leif Eriksson in die Suchmaschine eintippte. Seltsam, dass sie nie zuvor daran gedacht hatte, auch nach ihm zu suchen. Das erste, das ihr auffiel, war die Tatsache, dass der Name nicht gerade selten war. Mehrere tausend Treffer. Doch als sie in Verbindung mit seinem Wohnort Länna nach ihm suchte, fühlte sie sich einer Ohnmacht nahe. Auch diesmal versetzte ihr die Überschrift des ersten Eintrags einen Schock.
    Ehemaliger Streifenpolizist Leif Eriksson beim Windsufen ertrunken. Uppsala trauert.
    Übelkeit stieg in Amelie auf. Wie viele solcher Schreckensmeldungen würde sie noch erdulden müssen? In den letzten Wochen hatte sie stark abgenommen, konnte ohnehin kaum noch essen. Und nun schon wieder so etwas! Sie unterdrückte den Drang, den Laptop auf der Stelle zuzuklappen und zwang sich, den Artikel zu lesen. Er stammte von einem Nachrichtenportal, eine seriöse Quelle.
    Amelie fand kaum die Kraft, den gesamten Text zu l esen. Ihre Augen zuckten darüber hinweg, nur die wichtigsten Details blieben in ihrem Gedächtnis haften. Leif war Polizist gewesen? Weshalb hatte er das nie erzählt? Ein Foto schmückte den Bericht. Leif in Uniform, neben einem seiner ehemaligen Kollegen. Er war es, darin bestand kein Zweifel. Er lachte breit in die Kamera, die Augen so blau wie eh und je. Dem Artikel zufolge hatte er vor fast zwei Jahren in Torekov, einem kleinen Fischerdorf in Westschweden, Urlaub gemacht. Er soll leidenschaftlicher Windsurfer gewesen sein. Aus ungeklärten Gründen hatte man seine Leiche am Strand gefunden, von dem Surfbrett fehlte jede Spur. Leif war also ebenfalls tot - und ebenfalls ertrunken.
    Amelie sprang vom Sofa auf, der Laptop rutschte von ihren Knien auf den Boden. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und zwang ihre Lungen, weiterzuatmen. Tränen quollen ungehindert aus ihren Augenwi nkeln, strömten über ihre Finger und tropften auf den Boden. Amelie konnte sich nicht erklären, weshalb sie die Neuigkeiten derart aufwühlten, immerhin wusste sie spätestens seit Leifs seltsamen Verschwinden vor ein paar Tagen, dass er nicht von dieser Welt war. Doch die Tatsachen nun schwarz auf weiß vor Augen zu haben, verlieh dem Ganzen zusätzliche Tiefe. Sie hatte nicht wahrhaben wollen, dass er ein Geist war, nicht wirklich existierte. Sie hatte sich in ihn verliebt, sinnlos,

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