Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Glückwunsch«, sagte Jack zu Flora. »Vor allem Ihnen, Iris. Was für eine unerwartet schnelle Entscheidung«, fügte er rätselhaft hinzu.
»Ich war selbst überrascht«, erwiderte Iris vorsichtig.
»Also, Jack. Ich weiß Ihr heutiges Angebot sehr zu schätzen und habe Iris gebeten, Sie beide zu begleiten.«
»Hoffentlich bringen wir Ihren Zeitplan nicht durcheinander?«, fragte er Iris besorgt.
Iris hätte ihn ohrfeigen mögen. »O nein, absolut nicht. Ich freue mich auf den Ausflug.«
»Sehr gut. Dann sollten wir gehen, meine Damen.« Jack bot ihnen beiden den Arm an, aber während Bella sich eifrig an seiner gesunden Seite unterhakte, lehnte Iris dankend ab. Sie achtete darauf, dass sie ihn nicht an seiner verletzten Schulter berührte, als sie gemeinsam die Treppe hinuntergingen. »Ich bringe die beiden spätestens bis sieben Uhr wieder zurück, Mrs. Walker.«
Im Zug nach Bangalore gab sich Jack alle Mühe, das Gespräch locker und ungezwungen zu gestalten, wobei er jedoch sorgfältig jenes eine Thema vermied, das seine Gedanken beherrschte. Er unterhielt die Frauen mit humorvollen Geschichten vom Leben in Penzance, von Schmugglern und Piraten und von gestrandeten Handelsschiffen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Tag zu, der vor ihnen lag, und stellte ihnen seine Pläne vor. »Für dich habe ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht, Bella.«
»Wirklich?«, sagte sie und legte ihre behandschuhte Hand auf die seine. Iris sah, dass Bella versuchte, mit jedem Augenaufschlag ihm zu flirten. Sie mochte Bella, aber das Mädchen hatte anscheinend zu viele Liebesromane gelesen. Jack ließ ihre Avancen mit der Souveränität eines Gentlemans an sich abperlen.
»In der Tat. Man wird dich wie eine Prinzessin durch Bangalore fahren, und an jeder Haltestelle wirst du einen Hinweis bekommen.«
»Einen Hinweis? Worauf?«
»Auf einen Schatz.«
Iris bemühte sich sehr, nicht die Lippen zu schürzen. Wie sollte Bella jemals verstehen, dass sich die Welt nicht um sie allein drehte, wenn Ned und Jack sie fortwährend so verwöhnten? Sie drehte sich zum Fenster und starrte die staubige braune Landschaft an, die draußen vorbeizog und nur hin und wieder von einem Dorf oder einer Stadt unterbrochen wurde. Erst vor Kurzem hatten sie einen Bahnübergang passiert, vor dem eine lange Schlange von hoch beladenen Ochsenkarren, Fahrrädern, einem Auto und vielen Fußgängern geduldig gewartet hatte, bis der Zug vorbeifuhr. Der Zugführer ließ ein langes Pfeifen ertönen. Kinder rannten winkend und rufend neben den Gleisen her.
»… nicht wahr, Iris?«
»Wie bitte?«, fragte sie.
Jacks Blick schien sie zu durchbohren. Sie hatte ihm den ganzen Morgen noch nicht einmal direkt in die Augen geschaut, aber jetzt hielt er sie mit seinem Blick gefangen, während Bella suchend in ihrer Tasche herumkramte. »Ich sagte, wir sollten das Beste daraus machen, solange Bella unterwegs ist. Wenn sie mit ihrer Schnitzeljagd beschäftigt ist, werden Sie mit mir den langweiligen Teil erledigen müssen, Iris. Ich muss ein Haus besichtigen.«
»Ich bin ein bisschen ungehalten, weil ich Ihnen nicht dabei helfen kann, Jack. Das war doch eigentlich so ausgemacht«, sagte Bella schmollend.
»Ich weiß, meine Liebe, aber das ist wirklich eine höchst langweilige Angelegenheit. Die Schnitzeljagd wird dir sehr viel mehr Spaß machen, das verspreche ich dir. Wir werden am anderen Ende des Cubbon-Parks auf dich warten.«
Da war es! Das Zeichen! Er hatte alles perfekt geplant!, wie Iris jetzt bewusst wurde. Errötend zupfte sie den Saum ihres hellblauen Kleides zurecht.
Jack lächelte sie entwaffnend an. »Ich hoffe, dieses Haus kaufen zu können, Iris, falls es sich als geeignet erweisen sollte.«
»Jack hat geerbt, oder so«, erklärte Bella Iris. »Das hier soll seine zweite große Anschaffung werden. Die erste war ein Ladengeschäft.«
»Man hat mir nur eine Jahresrente gewährt, das ist alles«, erklärte Jack mit einem leichten Anflug von Verärgerung.
Iris nickte mit einem sanften Lächeln. Was für ein stilles Wasser er doch war. Wer hätte gedacht, dass er einer Familie entstammte, die sich so etwas leisten konnte?
Der Zug fuhr langsamer und hielt schließlich an. Es war eine von vielen Unterbrechungen der Fahrt, die niemals erklärt, sondern in Indien schlichtweg als Teil der Reise akzeptiert wurden. Vor dem Zugfenster erblickte Iris einen kleinen Stand, der von vielen Leuten umringt wurde. »Werden dort Guaven aufgeschnitten? Ich
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