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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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ist es nicht so einfach, wie es für dich damals war. Du hast Dad geheiratet, als du sechzehn warst, und er war der erste Mann, den du jemals geküsst hast.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mir gefällt, was du da sagst. Ich hoffe doch, dass keine von Bellas Anschuldigungen auch nur entfernt den Tatsachen entspricht.«
    »Aber nein. Ich versuche nur zu erklären, dass das Ganze heutzutage viel komplizierter ist. Wir Frauen von heute müssen nicht mehr den erstbesten Mann heiraten, der uns einen Antrag macht, nur weil unsere Eltern ihn schätzen. Ich muss sicher sein, dass ich den Rest meines Lebens mit Ned verbringen kann. Und jetzt sollte ich lieber den Asant holen, bevor ich es mir noch anders überlege.«
    »Du wirst zum Krämerladen in Marikuppam fahren müssen. Bei Spencer gibt es keinen mehr.«
    »Gut, aber dann leihst du mir für heute Abend deine Perlenkette.«
    »Einverstanden. Sieh zu, dass du dich auf den Weg machst.«
    Es war ein zauberhafter, angenehm kühler Morgen, an dem es fast schon nach Weihnachten roch. Iris fragte sich, ob Jack Bryant heute wieder mit seinem Motorrad vorbeifahren würde. Sie hatte ihn letzten Abend gesehen, als sie mit ihrem Bruder Jim im Garten gestanden und leise über ihre Hochzeitsentscheidung gesprochen hatte.
    »Da kommt ein Motorrad«, hatte Jim gesagt und durch die Äste der Tamarinde zu dem Scheinwerfer in der Ferne hinübergesehen.
    Iris’ Magen hatte sich auf der Stelle zusammengekrampft. Soweit sie wusste, gab es nur einen einzigen Menschen in KGF , der angekündigt hatte, sich ein Motorrad kaufen zu wollen. Sie und ihr Bruder hatten beobachtet, wie Jack langsamer fuhr, anhielt und schließlich minutenlang das Haus anstarrte.
    »Tolle Maschine«, hatte Jim geflüstert. Er war der Einzige, der Jack nicht zu verurteilen schien. »Schau nur, wie er sich nach dir verzehrt, Iris«, neckte er sie.
    Sie hatte ihn in der Dunkelheit in den Arm gekniffen.
    Als sie jetzt mit ihrem Fahrrad zum Krämerladen fuhr, erinnerte sie sich an die schuldbeladene Sehnsucht, die gestern Abend von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie hatte Jacks ungestüme Umarmung nicht vergessen, den Augenblick des Triumphs, als sie sich einander voller Leidenschaft hingegeben hatten. Wann immer sie diese Erinnerungen quälten, konnte sie Jack förmlich spüren. Aber mit jedem Tag, der verging, löste sich der Wahnsinn jener Stunden ein wenig mehr auf und wurde immer stärker von der Angst verdrängt, Ned zu verlieren.
    Ned war gestern vor Beginn seiner Nachmittagsschicht im Haus ihrer Eltern erschienen. Er war nicht länger geblieben, sondern hatte sie nur gefragt, ob sie zum Tanz in Nundydroog kommen würde.
    Sie hätte ihn gern geküsst, aber irgendetwas an seinem Verhalten hatte sie auf Distanz gehalten. Ja, sie habe vor, mit ihrer Familie am Abend dorthin zu gehen, hatte sie ihm versichert, woraufhin er erwiderte, er wolle sie nach seiner Schicht um zehn dort treffen. Er hoffe, sie habe bis dahin eine Entscheidung getroffen. Iris hatte nur stumm genickt, verwirrt und benommen. Dann war er gegangen, und sie hatte bei den Vorbereitungen für eine kleine abendliche Party geholfen, zu der ihre Geschwister mit deren Familien eingeladen waren. Auf dieser Party sollte sie auch Ruperts langjähriger Freundin Jennifer vorgestellt werden, der Frau, die er wahrscheinlich schon bald heiraten würde. Iris hatte Jennifer sofort ins Herz geschlossen – dass Rupert jetzt Invalide war, hatte an der Liebe dieser zauberhaften jungen Frau nicht das Geringste geändert.
    Jack zu sehen hatte ihre Gefühle wieder aufgewühlt. Es war nicht zu leugnen, dass sie sich noch immer zu ihm hingezogen fühlte, aber seine Liebe fühlte sich inzwischen für sie zu groß, zu tief, zu intensiv an.
    Erst als er gestern weitergefahren war, war ihr bewusst geworden, dass sie die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte. Als sie endlich wieder leise ausgeatmet hatte, hatte Jim sie in der Dunkelheit angegrinst. »Was soll das bloß werden, Schwester?«
    »Das geht dich gar nichts an«, hatte sie ihn gescholten, doch als sie nun mit ihrem Fahrrad mühsam den Hügel hinaufstrampelte, glaubte sie, es zu wissen. Sie brauchte nur ein Zeichen, ein einziges Zeichen, das ihr bestätigte, dass ihre Entscheidung richtig war.
    Iris war überrascht, Jacks Dienstmädchen in dem kleinen Laden anzutreffen. Die junge Frau, deren Namen sie vergessen hatte, räumte gerade die Regale ein. Anscheinend gehörte der Laden ihrer Familie.
    Iris war die einzige

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