Herzen aus Stein (German Edition)
lautlos vor sich hinfluchte . Er probierte ein Hemd an und hatte Probleme, es zu schließen.
„ Warte, ich helfe dir. “ Sie huschte zu ihm in die Kabine, stellte die Tüten ab und schloss die Knöpfe. Dabei berührten ihre Fingerspi t zen seine Haut. Ihr inneres Kribbeln nahm zu. Zu dem hellblauen Hemd trug er eine dunkle Stoffhose, die elegant aussah und ihm perfekt passte. Noir machte einen halben Schritt zurück, denn mehr Platz gab es nicht, und musterte ihn von oben bis unten. „ Du siehst klasse aus. “
Vincent lächelte. „ Danke. “ Räuspernd fuhr er sich über den Kopf. „ Hast du alles bekommen? “
Noir schaute auf seine verstrubbelte Frisur, bevor sie sich aus re i ner Gewohnheit eine Strähne hinters Ohr streichen wollte, doch die Haare der Perücke waren zu kurz. Wie viele Gemeinsamkeiten sie hatten. Beide waren sie Einzelgänger. Sie waren Jäger. Ihr Leben diente nur einem Zweck. Beide waren sie unerfahren in Liebesdi n gen.
„ Alles in Ordnung? “ Vincent trat näher an sie heran.
„ Ja “ , sagte sie. „ Hab alles bekommen. “ Sie dachte an die schwa r zen Hosen, die ganz unten in der Tüte lagen.
Plötzlich wurde der Vorhang ein Stück zur Seite gehoben. „ Ist alles zu Ihrer Zu f riedenh… “ , sagte die Verkäuferin, die es doch tatsäc h lich wagte, ihren Kopf in die Umkleide zu stecken.
Was, wenn Vincent nackt gewesen wäre? Die Frau, die Noir gerade mal bis zum Busen reichte, sah sie von unten herauf an.
„ Oh, ich wusste nicht, dass jemand bei Ihnen ist. Entschuldigung . “
„ Ganz recht, Schätzchen, ich übernehme jetzt “ , sagte Noir auf Französisch und zog demonstrativ den Vorhang wieder zu. „ Was erlaubt die sich eigentlich? “
Vincent schmunzelte. „ Die Dame hat mir geholfen. Ich wusste nicht, was mir passte und mir steht. “
„ Dame? “ Noir schnaubte. So aufgebrezelt wie die Verkäuferin au s sah, wäre Noir beinahe das Wort Flittchen über die Lippen geko m men. Nicht einmal die Angestellte im Sex-Shop war derart freizügig herumgelaufen. „ Der fallen ja nicht nur die Augen, sondern auch gleich die Möpse raus “ , murmelte sie.
Ein breites Grinsen erschien auf Vincents Gesicht. Sie ist eifersüchtig .
Bin ich nicht!, wollte sie protestieren, doch dann hätte sie sich ve r raten. Leise vor sich hinschimpfend trat sie dicht zu ihm, um den Kragen seines Hemdes zu richten. Vincent legte die Arme um sie und zog sie näher, bis sich ihre Gesichter ganz nah waren.
Nur einen Kuss .
Noir starrte auf seine Lippen, die leicht geöffnet waren. Noch nie hatte sie richtig geküsst oder war zurückgeküsst worden. Leide n schaftlich, verlangend. Ein Kuss konnte das Intimste sein, was zwei Menschen miteinander teilten. Ihr Herz vollführte wilde Sprünge. Lieber nicht küssen, dachte sie ein wenig schwermütig. Obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, würde das ihre Beziehung n ur ve r komplizieren. Verlieb dich niemals in deinen Bodyguard.
Plötzlich versteifte sich Vincent. Er zog Noir eng an seinen Kö r per und verharrte reglos.
„ Was ist? “ , flüsterte sie.
„ Pst. “ Vincent schob einen Finger in den Spalt des Vorhangs und spähte in den Verkaufsraum.
„ Vincent? “
Er lehnte sich wieder zurück und entspannte sich. „ Ich hab g e dacht, ich hätte was gehört. Zwei Männer, deren Unterhaltung sel t sam war, aber es ist alles in Ordnung. “
„ Es ist verdammt anstrengend , mit dir Einkaufen zu gehen. “ Sie grinste vor Erleichterung und lehnte sich an seine Schulter. Es hätte ihr Genugtuung verschafft, wenn sie mit gezückten Messern und einem Kampfschrei durch den Laden gerannt wäre und die Verkä u ferin sich deshalb ihr Höschen ruiniert hätte.
Meine Güte, was hatte sie nur für Gedanken? Es gab keinen Grund zur Eifersucht.
„ Tut mir leid, aber ich sehe schon an jeder Ecke Dämonen. Die Nacht steckt mir noch in den Knochen. “ Tief durchatmend schloss er die Augen. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas zugestoßen wäre.
Immer noch hing sie in seinen besitzergreifenden Armen. Es war ein gutes Gefühl, festgehalten zu werden. Vincent passte auf sie auf, das gab ihr Sicherheit. Wann hatte sie sich zuletzt so unbefangen gefühlt? Sie genoss seine Wärme und seinen Geruch. Noir musste nur darauf achten, dass ihr die Schwärmerei für Vincent nicht gefäh r lich wurde. Viel zu wenig konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung. Sie musste ebenfalls wachsam sein und sie mussten noch einiges erledigen. Den
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