Herzen aus Stein (German Edition)
herunter. „ So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und nie geglaubt, dass er tatsächlich kommt. Ein Engel, und er gehört mir allein. Für immer. “
Für immer? Er schluckte hart. Nein, Raphael würde ihn befreien. Er musste! Schon jetzt hielt es Ashriel kaum noch aus. Er wollte sich keinem beugen, erst recht nicht einem Dämon. Er tat, was in seiner Macht stand, doch er konnte sich nicht gegen sein Schicksal wehren. Er wollte das Gesicht abwenden, aber sein Kopf war wie in einer Schraubklemme gefangen. Der heiße, stinkende Atem drang aus dem Maul des Dämons in seine Lungen, pumpte sie auf und durchbrach sie. So fühlte es sich an. Hitze strömte durch seinen Körper und schien von innen an ihm zu zerren, ihn zu verbrennen. Er wollte schreien, hatte allerdings das Gefühl, zu ersticken. Kein Laut kam aus seiner glühenden Kehle, und als Ceros die Luft einsog und den Atem aus Ashriel hinausholte , löste sich etwas in ihm. Dieses Etwas war tief verwurzelt und saß in seinen Organen fest, besonders in seinem Kopf und seinem Herzen. Ceros riss es brutal hinaus . Es entwich mit einem Geräusch, das sich wie ein leiser Schrei anhörte, aus Ashriels Körper. Dann ließ der Stierdämon von ihm ab und taumelte mit geschlossenen Augen zurück.
Schwer atmend und unendlich erschöpft hing Ashriel am Pfosten, innerlich leer und tot. Er war nicht mehr eins, nicht mehr im Reinen mit sich. Er fühlte sich … zerstört. Ceros hatte ihm das genommen, was Ashriel ausmachte: seine unsterbliche Seele. Dünne Rinnsale von Blut liefen über Ashriels Kopf. Die kleinen Wunden, die Ceros’ Kra l len hinterlassen hatten, schmerzten wie giftige Stiche.
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Ceros’ Gesicht aus. „ Ah, das hat gutgetan. So befriedigt war ich schon ewig nicht mehr. “ Er strich über seinen muskulösen Oberkörper, als hätte er etwas Leck e res gegessen. „ Ich fühle mich wie neugeboren. “
Ashriel hingegen hätte schreien mögen, weinen, fluchen und t o ben. Er war allerdings viel zu schwach und verwirrt. Nun war er endgültig ein gefallener Engel. Dieser verdammte Unterweltler hatte seine Seele!
„ Hm, was hast du denn da Nettes? Haben sie dich damit geä r gert? “ Mit einer seiner Krallen zog Ceros ihm den Dorn aus dem Nacken. „ Da wird mir sicher etwas Besseres einfallen. “
Ashriel stockte der Atem. Raphael hatte ihm nicht das Wissen g e nommen, wie man einen Engel seiner Kräfte beraubte. Zum Glück schien Ceros nicht so viel Hirn zu besitzen, um herauszufinden, was der Dorn bewirkte. Ashriel versuchte, seine himmlischen Kräfte zu mobilisieren, doch mit seiner Seele waren auch die besonderen F ä higkeiten verschwunden. Jetzt war er selbst ein Dämon, der diesem Furcht einflößenden Höllenfürsten Gehorsam leisten musste.
„ Von nun an wirst du Ash heißen “ , sagte Ceros. „ Bis du dir alle r dings deinen Dämonennamen verdient hast, werde ich dich deinem Stand gebührend ansprechen, Sklave. “
Der Dämonenfürst lachte so laut, dass Steinchen den Berg hera b rieselten, als der Schall seiner Stimme auf den Fels traf. Dann schnitt Ceros mit seinen Krallen Ash vom Pfosten und hielt mit einer Pra n ke seine Armgelenke zusammen.
„ Nimm deine Pfoten von mir, du dreckiger Bastard! “
Ceros lachte wieder. „ Ich sehe schon, es wird Spaß machen, mit dir zu spielen, Sklave, dich nach meinem Willen zu formen. Bald schon wirst du zu meinen Füßen knien und mir jeden Wunsch erfü l len. “
„ Niemals! “ , rief er, während Ceros ihn hinter sich herzog wie ein Stück Vieh, das zur Schlachtbank geführt wurde. Panik ergriff Ash. Ceros schleifte ihn in die Höhle, bis er nichts mehr sah außer den rot glühenden Augen des Dämons. Dann materialisierte sich ein blauer Feuerkreis auf der Felswand. Grob stieß Ceros ihn durch das Portal. Er war in der Unterwelt.
Ash hatte jahrelange Folter über sich ergehen lassen müssen. Ceros hatte ihn immer wieder, an einem Haken in der Luft hängend, au s gepeitscht, bis Ash das Bewusstsein verloren hatte und in einem winzigen Käfig erwachte. Nackt und hungrig. Er hatte als Engel keinen Hunger gekannt, weil Engel nicht essen mussten. Es war kein Hunger, wie Menschen ihn verspürten. Es war mehr ein dringendes Bedürfnis, die Leere in sich auszufüllen, ein Sehnen hinter dem Brustbein, das umso schmerzhafter wurde, je länger er sich in der Unterwelt befand. Es war der Hunger nach einer Seele, die einem Dämon Kraft gab. Wenn er
Weitere Kostenlose Bücher