Herzen im Feuer
Speiseräumen war ebenso exzellent wie das Essen. Es gab sogar eine Bordbar, wo sich die Männer zum Trinken und Spielen trafen, während sich der große Schaufelraddampfer seinen Weg durch den Mississippi nach Baton Rouge, Memphis und Saint Louis bahnte. Unterwegs wur- den an unzähligen kleinen Anlegestationen Passagiere abgesetzt und neue aufgenommen.
Als sie wieder in ihrer Kabine war, nahm Mara ihre Haube ab und zog ihre Schuhe aus. Bald darauf lagen ihr Rock und ihr Mieder, ihre Unterröcke, das Korsett und die Unterhose auf dem Bett, während sich Mara in einer großen Wanne voll heißem, parfümiertem Wasser räkelte, die von einer ganzen Schar Zimmermädchen gefüllt worden war. Sie schloß die Augen und summte eine kleine Melodie vor sich hin. Ein zufriedenes Lächeln lag um ihren Mund.
»Bist du froh, daß du doch mitgefahren bist?« fragte Nicholas, der sie von der Tür aus beobachtete. Sein Rock hing über seinem Arm, und seine Weste stand offen, so daß die Rüschen seines Hemdes zu sehen waren. Langsam schlenderte er auf die Wanne zu.
Mara beobachtete ihn mißtrauisch über den Wannenrand hinweg. »In einem schwimmenden Königspalast zu reisen, hätte ich mir jeden- falls nicht entgehen lassen wollen«, antwortete sie. »Aber wenn ich mich recht entsinne, hast du mir ohnehin keine Wahl gelassen.«
»Ich weiß«, antwortete Nicholas knapp. Dann faßte er in die Wanne, packte sie am Arm und zog sie hoch. Das Wasser schlug warm an ihre Waden. Zitternd stand sie ihm gegenüber.
Er schloß seine Arme um ihren tropfnassen Körper und preßte sie an sich. Dann legte sich sein Mund über ihre Lippen, und er begann, sie leidenschaftlich zu küssen. Seine Hände strichen über ihren samtenen Rücken und berührten schließlich ihre nassen, warmen Brüste. Seine Augen tasteten ihren zarten, rosa Körper ab. Langsam und gefühlvoll strich er mit der Handfläche über ihre harten Brustwarzen und ihre Schultern. Er ließ seinen Handrücken über ihre Wange gleiten und löste mit einer einzigen Bewegung ihren Haarknoten, so daß ihr langes Haar über ihren Rücken herabfiel. Seine Finger fuhren durch die seidige Pracht, streichelten müßig die langen Strähnen, als würde er das Gefühl in seinen Händen genießen. Plötzlich aber legte er seine Hand an Maras Hinterkopf und küßte sie feurig, drängte mit seinen Lippen gegen ihren Mund und erzwang sich Einlaß. In diesem Augenblick gab sie sich den Schauern nach, die durch ihren ganzen Körper liefen.
»Bade nicht zu lange.« Abrupt löste sich Nicholas' Mund von ihrem, und er stieß Mara von sich. Sein Hemd war durchnäßt und klebte an seiner Brust.
Mara sah ihm verletzt und verwirrt nach. Dann sank sie zurück in das warme Wasser. Ihr Haar schwebte im Naß um ihre Schultern, als sie sich einseifte. Doch das Vergnügen war ihr vergangen.
»Ich will aber keinen Haferbrei!« beschwerte sich Paddy näselnd. Seine Unterlippe war gefährlich weit vorgeschoben, und er schaute Mara flehend über den Frühstückstisch hinweg an. »Ich will Würstchen, Waffeln, und heiße Schokolade!« erklärte er entschieden.
»Paddy, du weißt, daß du erkältet bist und dich nich' so vollstopfen sollst«, belehrte ihn Jamie ebenso entschieden, während sie die Speise- karte studierte, eine wacklige Brille auf der Nase. »Wie wär's mit Hühnchen und Toast?«
»Ich will kein Hühnchen«, wies Paddy ihren Kompromißvorschlag unwirsch zurück und schniefte laut.
»Paddy«, mischte sich Mara ein, »sei ein guter Junge und tu, was Jamie dir sagt.« Ihr Tonfall verriet, daß es besser war, nicht weiter zu widersprechen.
»Dann ess' ich gar nichts«, weigerte Paddy sich trotzig.
»Laßt dem Jungen seinen Willen«, erklärte Nicholas plötzlich. »Ihr solltet froh sein, daß er so hungrig ist, denn wenn er das alles tatsächlich ißt, kann er nicht mehr sehr krank sein.«
»Danke, Onkel Nicholas«, strahlte Paddy und schenkte den beiden Frauen einen siegessicheren Blick.
»Und jetzt entschuldige dich bei deiner Tante und Jamie«, befahl ihm Nicholas ruhig, aber sein Blick machte deutlich, daß es besser wäre, zu gehorchen.
»Entschuldigung«, wiederholte Paddy gehorsam und grinste dann breit, denn der Ober kam an ihren Tisch, um die Bestellung aufzuneh- men.
Mara schüttelte den Kopf. »Gut, bestell, was du willst«, gab sie sich geschlagen. Sie überflog die Speisekarte und versuchte sich für ein Gericht zu entscheiden. Nach den langen Monaten auf See war es eine wahre
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