Herzen im Feuer
wurde sie von dem allzeit bereiten Carson Ashford erspäht. Mit einer großartigen Geste überreichte er ihr ein Glas Champagner, als wäre es sein Herz.
»Ich hoffe, Ihnen heute abend noch ein Lächeln entlocken zu kön- nen, Mademoiselle«, sagte er leise, den Blick unverwandt auf ihre weichen Lippen gerichtet. Er schluckte vor Überraschung, als sich der Mund zu einem halben Lächeln verzog, das ihn ebenso verzauberte wie die goldenen Augen, die ihn jetzt ansahen.
»Wie könnte ich jemandem widerstehen, der so freundlich ist wie Sie, Monsieur«, antwortete Mara mit einem warmherzigen Blick.
»Ich wäre gern mehr als nur freundlich, Mademoiselle«, brachte Carson heraus, und sein Blick wanderte über die verlockende Schwel- lung ihrer Brüste unter dem roten Samt.
»Bitte, wenn wir Freunde werden wollen, müssen Sie mich Mara nennen«, beschied sie ihm mit einem verführerischen Lächeln.
»Mara«, wiederholte er dumpf, und seine Augen glänzten aufgeregt. Die Erregung stieg ihm so sehr zu Kopf, daß er unvermittelt ihre Wange streichelte. »Würden Sie mit mir tanzen, Mara?«
Mara deutete ein Nicken an. Sie stellte ihren Champagnerkelch ab, ohne auch nur einen Schluck getrunken zu haben und überließ sich seiner Umarmung. Dann mischten sie sich unter die Tanzenden.
Nicholas sah die beiden an sich vorbeitanzen, und sein Blick wich keine Sekunde von der Gestalt in rotem Samt, deren schlanke Fesseln immer wieder unter dem Kleid hervorblitzten. Nicholas hatte die in- time Geste bemerkt, derer dieser liebeskranke Trottel sich nicht entblö- det hatte, und spürte eine schwer erklärbare Wut in sich. Als Mara den rotgesichtigen Carson Ashford anlächelte, sah er wieder die alte Ver- führerin vor sich, die gerade dabei war, ein weiteres, armes, unschuldi- ges, verliebtes Männerherz zu brechen.
Nicholas entdeckte den blondgelockten Kopf Amaryllis'. Sie war immer noch eine sehr schöne Frau. Er hatte sie die ganzen Jahre über nicht vergessen und sich bisweilen sogar vorgestellt, wie es wäre, mit ihr zusammenzusein. Aber jetzt, da er hier war und seine Gedanken in die Tat umsetzen konnte, wurde ihm klar, daß Amaryllis ihn kalt ließ. Was er als junger Mann bezaubernd und attraktiv gefunden hatte, erregte ihn nun nicht mehr.
Mara O’Flynns feiner Geruch war in seiner Erinnerung stärker als das betäubende Parfum von Amaryllis. Wenn er Amaryllis küßte, fühlte er nichts von der süßen Betäubung, wie wenn er Mara liebkoste. Liebte er Mara vielleicht? Was für eine Waffe würde Mara einsetzen, wenn sie ahnte, daß er ihr verfallen war wie all die anderen Narren.
Nicholas schüttelte den Kopf. Sie durfte es nie erfahren. Er wäre verrückt, wenn er sich ihr so auslieferte. Denn wie sollte er je wissen, was sie wirklich für ihn empfand? Würde sie sich nicht an ihm rächen, wenn er ihr seine Gefühle offenbarte? Was immer sie auch sagen würde, er müßte an ihren Worten zweifeln.
Entschlossen bahnte er sich einen Weg durch die tanzenden Paare bis zu Mara und ihrem entflammten Bewunderer, und mit einem leichten Klopfen auf die Schulter des kleineren Mannes löste er diesen ab und entführte Mara, bevor Carson auch nur ein Wort einwenden konnte.
»Du scheinst ja schon wieder ein Schoßhündchen gefunden zu ha- ben, um dich zu amüsieren, meine Süße«, sagte Nicholas leise und legte seine Arme fester um sie. Er zog sie dichter an sich, als es selbst bei einem Walzer angebracht war.
Mara blickte zu seinem markanten Profil hinauf. »Ich amüsiere mich nicht mehr als die kleine Katze, die du den ganzen Abend streichelst«, gab sie zurück, denn sie hatte immer noch nicht verdaut, was sie eben beobachtet hatte.
Nicholas schaute zu ihr hinunter. »Eifersüchtig? Ich glaube, ich muß mich vor deinen Krallen mehr in acht nehmen als vor Amaryllis'.«
Mara wandte den Blick ab, denn so leicht ließ sie sich nicht ködern. »Red keinen Unsinn. Mir müßte etwas an dir liegen, wenn ich eifer- süchtig sein sollte, und da mir deine Küsse gleichgültig sind und ich mich auch nicht extra in eine Schlange stelle, um mich von dir küssen zu lassen, ist die ganze Idee lächerlich.«
Beinahe wäre sie gestrauchelt, denn Nicholas schwang sie plötzlich herum, und seine Hand schloß sich wie eine Schraubzwinge um ihr Handgelenk, während sich die andere in ihre Taille grub. Mara warf ihm einen wütenden Blick zu, war aber wehrlos. Insgeheim fragte sie sich, warum er so merkwürdig reagierte. Dann blickte sie über ihre
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