Herzen im Feuer
wurde, daß er niemals gegen Nicholas um Amaryllis' Gunst würde konkurrieren können. Mara sah, daß ihm diese Erkenntnis schwer zu schaffen machte.
»Ja«, antwortete Nicholas fröhlich. »Hat Amaryllis Ihnen nicht erzählt, daß ich gerade noch rechtzeitig zurückgekommen bin, um sie davon abzuhalten, mein Heim zu kaufen? Ich fürchte, ich habe ihr große Unannehmlichkeiten bereitet.«
»Nein, das hat Amaryllis versäumt, mir zu berichten«, antwortete Edward Ashford langsam. »Aber ich bin auch eben erst aus N ew Orleans angekommen, und ich nehme an, daß sie das über all den Vorbereitungen für das Fest einfach vergessen hat.« Er zuckte mit den Achseln, aber er warf Amaryllis einen fragenden Blick zu.
»Ashford?« Nicholas überlegte eine Sekunde. »Der Bankier?«
Edward Ashford strahlte stolz. »Genau der. Letztes Jahr habe ich eine Filiale in Saint Louis eröffnet, und nächstes Jahr expandiere ich nach Natchez. Eines Tages werde ich flußauf, flußab präsent sein.«
»Sie sollten sich gut mit Nicholas stellen, Edward«, mischte sich Etienne mit einem verstohlenen Lächeln ins Gespräch ein. Dann erläu- terte er: »Nicholas ist als reicher Mann aus Kalifornien zurückgekom- men. Aber ich schätze, in Ihrer Bank haben Sie gar nicht genug Platz für all sein Gold, oder?«
»Sie kommen aus Kalifornien, Monsieur de Montaigne-Chantale?« hakte Edward mit unverhohlenem Interesse nach. Blitzschnell revi- dierte er seine Meinung über diesen Kreolen. Hier stand ein Mann vor ihm, der wirklich Geld in den Taschen hatte. »Über dieses Abenteuer würde ich mich gern mit Ihnen unterhalten, Monsieur - vor allem, wenn Sie wahrheitsgetreu und ohne allzu große Übertreibungen be- richten.« Ein leidendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Seit über zwei Jahren versuche ich meinem kleinen Bruder diese Reise nach Kalifornien auszureden.«
»Ich fürchte, das muß jeder Mann für sich selbst entscheiden«, antwortete Nicholas ihm trocken. »Denn den Durst nach Gold und Abenteuern kann man nicht mit Worten löschen.«
»Nun, Sie müssen sich trotzdem einmal mit ihm unterhalten«, wider- sprach Ashford. »Und bitte nennen Sie mich doch Edward«, bat er mit einem breiten Grinsen. »Hoffentlich bietet sich uns einmal eine geeig- nete Gelegenheit, Ihre finanzielle Situation zu besprechen. Vielleicht sind Sie an einigen Investitionen interessiert. Und natürlich werden Sie«, fügte er hinzu, als sei es ihm eben erst eingefallen, »ein Konto eröffnen wollen, wenn Sie eben erst nach Louisiana zurückgekommen sind. Ich glaube, wir beide könnten zu einer beiderseits befriedigenden Übereinkunft kommen.«
»Bitte, Monsieur Ashford«, antwortete Nicholas kühl, »ich möchte unsere Gastgeberin und die Damen nicht beleidigen, indem ich mich jetzt über Geschäfte unterhalte. Ich glaube, Nicole wird allmählich ungeduldig. Sie sieht all ihre Freundinnen nebenan bereits tanzen. Lassen Sie uns, zu den anderen gehen«, bestimmte er und ließ keinen Zweifel daran, daß er kein Wort mehr über Geschäfte hören wollte.
»Ach, Edward, du hast Mademoiselle O'Flynn ja noch gar nicht kennengelernt.« Amaryllis bemühte sich, die Situation zu entspannen, aber ihre blaßblauen Augen waren hart wie die Diamanten um ihren Hals. Jetzt erst hatte sie die Rubine bemerkt, die Mara trug.
»Nein, ich hatte das Vergnügen noch nicht, Mademoiselle«, erwi- derte Edward und beugte sich galant über ihre Hand, wobei er eine Sekunde zu lang verharrte.
Amaryllis runzelte mißbilligend die Stirn. Sie erblickte einen attrak- tiven Mann, der eben auf die kleine Gruppe zukam, und mit einem zufriedenen Lächeln, das sich zu einem gewinnenden Strahlen verbrei- terte, griff sie seinen Arm und stellte ihn Mara vor.
»Darf ich Ihnen Edwards Bruder Carson Ashford vorstellen?« ver- kündete sie und manövrierte ihn direkt neben Mara. »Dies ist Mara O'Flynn. Sie kommt gerade aus Kalifornien. Sie müssen sie überreden, Ihnen alles zu erzählen. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, aber ich möchte Nicholas meinen anderen Gästen nicht länger vorent- halten. Komm, mon cher.« Amaryllis löste die Gruppe auf und ließ Mara mit Carson Ashford allein zurück.
»Ach, und eben habe ich den alten Edward noch beneidet«, sagte er mit einem schmierigen Grinsen und gierigem Blick. »Aber neben Ihnen verblaßt sogar Amaryllis. Kommen Sie tatsächlich aus Kalifornien? Ich habe gehört, dort gibt es nicht allzu viele Frauen. Ohne Ihnen nahetre- ten zu
Weitere Kostenlose Bücher