Herzen im Feuer
»Hexer gehört mir, deshalb kann ich auf ihm reiten, wann ich will, und« - sie machte eine Kunstpause - »ich kann jeden mitreiten lassen, den ich will. Natürlich müßte der dann sehr mutig sein und dürfte keine Angst vor Pferden haben.«
»Ich habe keine Angst!« protestierte Paddy und eilte Damaris hinter- her über das Schlachtfeld, ohne Rücksicht auf die fallenden Soldaten. »Läßt du mich wirklich reiten?«
Damaris drehte sich um und grinste frech. »Vielleicht.«
»Bitte, Damaris, bitte, bitte«, bettelte Paddy, während er ihr aus d em Haus folgte.
Mara stand auf dem Balkon vor ihrem Zimmer und sah die beiden über den Hof gehen. Die Luft war angenehm frisch nach dem Regen. Sie zog sich den Wollschal enger um die Schultern und stutzte kurz, als sie feststellte, daß Paddy seinen Mantel nicht anhatte und Damaris nur eine kurze Jacke über ihrem Rock und ihrer Bluse trug. Sie wollte die beiden schon wieder ins Haus rufen, entschied sich dann aber anders. Wahrscheinlich gingen sie nur zum Stall, um nach den Welpen oder dem kleinen Fohlen zu sehen.
Mara kehrte ins Zimmer zurück, schloß die Tür hinter sich und stellte sich vor den Kamin, in dem ein wärmendes Feuer flackerte. Dann ließ sie sich in einen Stuhl sinken und fragte sich, wie sooft, was sie tun sollte. Sie konnte nicht mehr lange bleiben, denn dann würde jeder merken, daß sie in anderen Umständen war. Sie verstand Nicholas
einfach nicht. Warum wollte er sie immer noch bei sich haben? Er brauchte nur zu winken, schon läge Amaryllis in seinen Armen, wozu also wollte er sie hier haben? S ie starrte in die Flammen und beschloß, daß sie ein letztes Mal versuchen wollte, ihn zu überreden. Wenn er sie dann immer noch nicht gehen ließ, würde sie Beaumarais ohne seine Erlaubnis verlassen.
»Ich habe zweimal geklopft, aber du warst so in Gedanken versun- ken, daß du mich nicht einmal gehört hast«, sagte Nicholas so dicht neben ihr, daß sie erschrak. Sie sprang auf.
Er trug Reitkleidung, und in seinen schwarzen glänzenden Stiefeln spiegelte sich das Feuer. »Du siehst so schuldbewußt aus, mein Lieb- ling«, sagte er ruhig. »Hast du Grund dazu? Welche Pläne hast du denn schon wieder ausgeheckt?« fragte er mißtrauisch.
Mara schluckte nervös. Manchmal strahlte er etwas so Einschüch- terndes aus, daß sie ihm unmöglich in die Augen sehen konnte. Da- durch wirkte sie noch schuldbewußter.
»Ich möchte Beaumarais verlassen, Nicholas«, gestand Mara schnell und schaute ihn flehend an.
»Ich dachte, darüber wären wir uns einig?«
Mara wurde wütend. »Warum?« wollte sie wissen. »Warum soll ich noch länger hierbleiben, wenn diese Witwe es kaum erwarten kann, dein Bett zu wärmen? Oder bist du dir ihrer immer noch nicht sicher und möchtest sie eifersüchtig machen? Du führst mich vor ihr mit den de-Montaigne-Chantale-Juwelen spazieren und spielst deine sadisti- schen Spielchen mit uns. Ich finde das abscheulich!«
Nicholas lachte. »Dieses Wort aus deinem Mund, Mara O'Flynn... Aber ich verstehe gar nicht, warum du so ungeduldig bist, meine Liebe, denn wenn dir meine Küsse so gleichgültig sind, wie du behauptest, dann sollte es dir doch ganz recht sein, in einem schönen Haus leben zu können und dir nur Gedanken darüber machen zu müssen, welches Kleid du zum Abendessen trägst? Und trotzdem klingst du wie eine eifersüchtige Frau, die von ihrem Mann betrogen wird«.
»Ich lasse mich nicht gern benutzen, das ist alles«, widersprach Mara. »Ich gehöre zum Theater und möchte möglichst bald dorthin zurück- kehren. Außerdem«, fügte sie hinzu und blickte verführerisch zu ihm auf, während sie mit dem Handrücken über seine Wange strich, »werde ich nie einen reichen Ehemann finden, wenn ich hier im Schlamm steckenbleibe.«
Mara spürte, wie sein Kiefer unter ihrer Bewegung hart wurde. Seine Finger schlossen sich wie eiserne Klammern um ihr Handgelenk, und er senkte langsam sein Gesicht herab. Sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen.
»Eines Tages, Mara O'Flynn«, prophezeite er ihr mit einer Stimme, die Mara an das Knurren eines wilden Hundes erinnerte, »wirst du zu weit gehen. Und dann wirst du dir wünschen, du hättest deinen Mund nie aufgemacht.«
»Das ist nicht besonders originell. Wann hast du je auf meine Gefühle Rücksicht genommen? Vielleicht gehst ja du eines Tages zu weit, und dann wirst du ein paar Wahrheiten hören, die dir gar nicht gefallen«, drohte Mara.
Aber bevor sie noch etwas sagen
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