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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wahrscheinlich nicht.«
    »Ach, das weiß ich nicht«, sagte Brendan plötzlich. »Sie kennen nicht Doña Amayas verborgene Talente, Don Luís. Ich wette, daß sie eine Pfefferschote essen könnte, ohne überhaupt auch nur die Miene zu verziehen.«
    Mara schaute Brendan entsetzt an. Er erwiderte ihren Blick so seelen- ruhig, als bestünde keinerlei Zweifel an ihrer Antwort.
    »Natürlich ist das Doña Amayas Entscheidung. Wenn sie sich das nicht zutraut... gut«, bot ihr Don Luís väterlich einen Ausweg an.
    »Bitte, das werde ich nicht zulassen.« Don Andres, dem die unter- schwellige Feindseligkeit zwischen Don Luís und den O'Flynns ent- gangen war, lachte. »Doña Amaya ist unser Gast, und ich möchte nicht, daß sie schlecht von uns denkt.«

»Sí, das Kind ist unser Essen nicht gewöhnt«, ergänzte Doña Ysidora mit einem vielsagenden Blick auf Don Luís.
    »Aber ich würde Onkel Luís doch nie vor seinen Freunden bloßstel- len«, antwortete Mara, nahm eine grüne Pfefferschote und biß mit einem Schaudern hinein.
    Sie wußte, daß jetzt aller Augen auf sie gerichtet waren. Schweißper- len traten auf ihre Oberlippe. Ihre Kehle brannte wie Feuer, Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie ließ sich nichts von ihren Qualen anmerken. Anerkennendes Gemurmel wurde laut.
    »Möchten Sie auch eine, Onkel Luís?« fragte sie höflich, bevor sie einen Schluck Wein nahm.
    Don Luís hob schweigend sein Glas und prostete ihr zu. Widerwillig zollte er ihr seinen Respekt.
    »Ich wohne seit meiner Kindheit in Kalifornien, und ich muß das Essen immer noch mit Unmengen von Wein hinunterspülen«, eröffnete Jeremiah Davies Mara lachend. »Sie sind bereits eine von ihnen, und ich bin nach zwanzig Jahren immer noch ein Außenseiter.« Er meinte das ironisch, aber sein Lächeln war nicht mehr ganz so breit und sein Ton nicht ganz so freundlich wie zuvor.
    »Sind deine Diener krank, Don Andres?« fragte Don Luís eine Spur zu höflich dafür, daß er einmal darauf warten mußte, daß sein leerer Teller abgeräumt wurde.
    Don Andres' Lippen wurden schmal, und Mara bemerkte den be- sorgten Blick auf Doña Ysidoras ernstem Gesicht. »Si. Man könnte sagen, sie sind krank«, antwortete Don Andres kryptisch. »Das Gold- fieber hat sie erwischt.«
    »Jeden Morgen fragen wir uns, wie viele Angestellte uns noch geblie- ben sind. Sie gehorchen nicht mehr und fürchten nicht einmal den Zorn ihrer Herrschaft, denn sie glauben, daß sie bald reich sein werden.« Auf Doña Ysidoras herrischem Gesicht zeigte sich Verachtung.
    »Ich habe schon über tausend Rinder verloren, weil mir einfach die vaqueros fehlen, um sie zu bewachen«, erklärte Don Andres resig- niert.
    »Unglaublich, daß es einmal soweit kommen konnte«, mischte sich ein grauhaariger Kalifornier in das Gespräch. Sein dunkles Gesicht war nach den vielen Jahren, die er im Sattel verbracht hatte, wettergegerbt. »Früher brauchten wir keine Angst vor Dieben zu haben. Unser Vieh weidete, wo es ihm gefiel. Wir hatten keine Zäune. Wir kannten keine

Angst. Ich erinnere mich an unseren rancho in Santa Barbara. Wie aufgeregt waren wir Kinder, wenn eines der fremden Schiffe in unserem Hafen anlegte!« Er schüttelte traurig den grauen Kopf. »Ich hätte nie gedacht, daß sich das so ändern könnte. Meine Töchter und Söhne leben in Santa Barbara oder Monterrey und sehen kaum jemals eine Kuh! Und nie hätte ich hier so viele Fremde erwartet! Oder daß Yerba Buena sich in einen geschäftigen Hafen verwandeln und San Francisco genannt werden würde. Habt ihr die Schiffe im Hafen gesehen?« fragte er ungläubig und schaute sich um.
    Nur Mara, die dicht neben Jeremiah Davies sah, hörte das verächtli- che Schnauben, mit dem jener sich über die Klagen des Alten lustig machte.
    »Das adobe der Macias ist ja verlassen«, erkundigte sich Don Luís neugierig. »Wo sind sie hin? Es stehen beinahe nur noch Ruinen. Das Dach ist eingestürzt; es sah aus, als sei es geplündert worden.«
    »Du kannst es nicht glauben, was, Don Luís?« bemerkte Don Andres zynisch. »Das ist nur eine der vielen Veränderungen, die sich während deiner Abwesenheit ereignet haben. Juan Macias hatte keine vaqueros mehr, die für ihn ritten. Seine Diener liefen zu den Minen davon, und dann mußte er sich auch noch der Landbesetzer erwehren. Schließlich gab er sich geschlagen und zog nach Sonora, wo er jetzt angeblich einen Laden besitzt. Da kann man es noch aushalten, denn es gibt fast nur Südamerikaner und

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